Die Sicherheit der genomischen Zuchtwerte (gZW) könnte bald sinken. Um das zu verhindern, wollen die Holstein-Verbände eine weibliche Lernstichprobe aufbauen.
Ursache für den möglichen Absturz ist, dass die Informationen der geprüften Vererber die Grundlage zur Schätzung von gZW bilden. Doch Top-Bullen werden immer schärfer vorselektiert. Diese genetischen Daten sind daher nicht mehr repräsentativ für die gesamte Population. Die Aussagefähigkeit der Bullen-Lernstichprobe sinkt.
Die Wissenschaftler des Rechenzentrums vit in Verden benötigen nach eigener Aussage eine größere Variation der genetischen Informationen. Für die Kalkulationen seien Daten aus unselektierten, kommerziellen Produktionsherden geeignet.
Die Zuchtverbände starten deshalb ein bundesweites Projekt, mit dem sie innerhalb von drei Jahren rund 150 000 weibliche Tiere typisieren und deren Leistungsdaten erfassen wollen. Dazu suchen sie jetzt interessierte Milchvieh-Betriebe.
Diese sollen über drei Jahre alle weiblichen Tiere typisieren und Färsen in der 1. Laktation einstufen lassen. Zusätzlich sollen sie Gesundheits- und Klauendaten erfassen, so könnten zukünftig neue Zuchtwerte entwickelt werden.
„Teilnehmende Betriebe profitieren, weil sie die genetischen Infos für das Management (Selektion/Herdenplanung) und die Bullenanpaarungen nutzen können“, sagt Hartwig Meinikmann von der Rinder-Union West (RUW).
Eine Typisierung kostet derzeit etwa 49 €. Die Verbände wollen einen „wesentlichen“ Teil der Kosten übernehmen. Wie hoch der Anteil sein wird, ist noch offen. Das Projekt soll Mitte des Jahres starten.