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Ein Drittel unserer Würfe stammt von Erstlingssauen

Lesezeit: 6 Minuten

Wir produzieren die Jungsauen selbst und können uns deshalb eine hohe Remontierungsrate leisten. Außerdem sind unsere Abferkelgruppen so groß, dass wir bei der Selektion sehr gut vergleichen können, erzählt Bernhard Weißenborn, Leiter der Schweinezuchtanlage der Agrar GmbH Am Dün bei Deuna. Der Betrieb aus Nordthüringen hält rund 1400 Kreuzungssauen der Rassen Edelschwein und Deutsche Landrasse und arbeitet im Sieben-Tage-Rhythmus mit 64er Sauengruppen. Die Ferkel werden nach vier Wochen Säugezeit abgesetzt. Erste Selektionsstufe in der Absetzwoche Die Selektion der Schlachtsauen findet jeweils in der Absetzwoche statt. Zunächst zähle ich die Ferkel und trage das Ergebnis in die Sauenkarte ein. Dann schaue ich mir die Sau an und werfe zum Schluss einen Blick auf die Leistungszahlen auf der Karte, schildert Weißenborn den Ablauf. Eine Hitliste aus dem Sauenplaner oder Ähnliches benötigt der Leiter der Sauenanlage für die Selektion der Altsauen nicht. Weißenborn nimmt sich für diese Arbeit Zeit, denn gleichzeitig werden 15 Sauen für die Anpaarungen mit Ebern der Mutterrassen ausgewählt, um die nächste Jungsauengeneration zu sichern. Neben dem Eigenbedarf produziert die Sauenanlage Deuna rund 500 Jungsauen im Jahr für einen Nachbarbetrieb. Für mich sind das Fundament und die Zuchtkondition wichtige Kriterien, erklärt Weißenborn. Wurde z.B. auf der Karte festgehalten, dass die Sau vor der Geburt oder direkt danach Probleme mit dem Aufstehen hatte, bekommt sie keine zweite Chance. Auch von stark abgesäugten Sauen, die zu wenig Futter während der Säugephase aufgenommen haben, trennt sich der Leiter der Sauenanlage. Weitere wichtige Kriterien sind das Aufzuchtergebnis des aktuellen Wurfes sowie die Entwicklung der Ferkel. Aber auch die Leistungen aus den vorangegangenen Würfen werden bei den Überlegungen einbezogen. Das Alter der Sau wird ebenfalls berücksichtigt. Erstlingssauen mit sechs oder sieben Ferkeln gehen nicht sofort zum Schlachter. Bei Sauen vom fünften bis zehnten Wurf kenne ich dagegen kein Pardon, wenn sie deutlich in der Leistung abfallen, erläutert der Schweinefachmann einen weiteren wichtigen Punkt bei seinen Überlegungen. Von den rund 64 Muttertieren einer Abferkelgruppe werden acht bis zehn leistungsschwache Sauen für den Gang zum Schlachter vorgesehen. Über den Daumen gepeilt werden bei dieser Selektionsstufe 60 bis 70 % der Sauen wegen schlechter Aufzuchtleistung geschlachtet. Weitere 20 bis 30 % der ausselektierten Sauen weisen Fundamentprobleme auf oder sind in einer schlechten körperlichen Verfassung. Die restlichen 10 % werden aus Altersgründen aus der Produktion genommen. Der Anteil Sauen, der wegen einer Verletzung am Gesäuge oder sonstigen gesundheitlichen Problemen den Stall verlassen muss, ist minimal. So gibt es keine Probleme mit Totgeburten oder mumifizierten Ferkeln. Dies führt Weißenborn auf das konsequent durchgeführte Impfprogramm sowie auf die Tatsache zurück, dass der Bestand nach wie vor PRRS-frei ist. Sollten z. B. Geburtsprobleme auftreten, oder hat sich die Sau gegenüber den Ferkeln aggressiv verhalten, wird dies auf der Karte vermerkt und bei der Selektion berücksichtigt. Umrauscher passen nicht ins Konzept Rund 55 Altsauen werden wöchentlich ins Deckzentrum umgestallt und in der darauf folgenden Woche zusammen mit rund 25 brunstsynchronisierten Jungsauen belegt. Einen Tag nach dem Absetzen werden 900 I.E. PMSG verabreicht. Dennoch zeigen erfahrungsgemäß zwei bis drei Tiere aus der Gruppe keine Rauschesymptome. Oft sind es stark abgesäugte Sauen zum zweiten Wurf. Diese Sauen werden in der Regel gemerzt. Nur die gut konditionierten Tiere erhalten eine zweite Chance und werden zu der nächsten Sauengruppe gestellt. Umrauscher oder Sauen, die bei der Trächtigkeitsuntersuchung ab 23. Trächtigkeitstag mit dem Scanner als nicht tragend erkannt werden, treten ebenfalls sofort die Reise zum Schlachter an. Weißenborn begründet dieses strenge Verfahren so: Wir erreichen eine Trächtigkeitsrate von 87 % und können es uns leisten, keine Wiederholungsbesamungen durchzuführen. Denn ein Großteil dieser Sauen weist Macken auf und würde auch beim zweiten Belegen nicht aufnehmen. Nach Auswertungen des Schweinekontroll- und Beratungsringes Thüringen besteht tatsächlich zwischen Erst- und Wiederholungsbelegung ein drastisches Leistungsgefälle von nahezu 30 % schlechterer Abferkelrate. Sicherlich wird die eine oder andere gute Sau vorzeitig aus der Produktion genommen. Auf der anderen Seite macht jede Sau, die außerplanmäßig besamt und in eine neue Gruppe integriert werden muss, sehr viel Arbeit, argumentiert Weißenborn weiter. Auch müsste das Sperma außerplanmäßig geliefert werden und der Tubenpreis wäre entsprechend hoch. Schließlich wolle man die Abläufe im Deckzentrum möglichst standardisieren und für die Mitarbeiter so einfach wie möglich gestalten. Der Anteil Erstlingswürfe beträgt im Schnitt 32 %. Bei 2,2 Würfen je Sau und Jahr errechnet sich daraus eine Remontierungsquote von über 60 %. Weißenborn betont, dass es für einen Zuchtbetrieb wichtig sei, den züchterischen Fortschritt durch eine hohe Remontierungsrate sicherzustellen, auch wenn sich dadurch unter dem Strich höhere Remontierungskosten ergeben. Allerdings kann bei einem sehr hohen Jungsauenanteil die gesamte Herdenleistung geschmälert sein. Denn die Erstlingssauen bringen rund ein Ferkel weniger lebend zur Welt als Sauen zum dritten bis sechsten Wurf. Zurzeit erreicht der Betrieb im Schnitt 10,9 lebend geborene Ferkel je Wurf. Insgesamt werden 22,4 Ferkel je Sau und Jahr aufgezogen. Bei den Jungsauen wird Schritt für Schritt eine stabile Immunität gegen betriebsspezifische Keime aufgebaut. Weißenborn achtet in diesem Zusammenhang auf die konsequente Durchführung des bestandsinternen Impfprogrammes. Ebenso wichtig ist ihm eine lange Akklimatisierungsphase von acht bis zehn Wochen für die Jungsauen. Während der Eingewöhnzeit ab dem 180. Lebenstag haben die Jungsauen zwei Mal im Abstand von drei Wochen für drei Tage Kontakt zu einer frisch abgesetzten Schlachtsau. Diese wird in eine Einzelbucht im Jungsauenabteil aufgestallt. Außerdem werden die Jungsauen jeweils auf einen gereinigten und desinfizierten Platz gestellt auch im Deckund Wartebereich. Diese Maßnahme hat sich bewährt. Denn nur so kann die Infektionskette im Betrieb wirkungsvoll durchbrochen werden. Fazit Die Sauenzuchtanlage Rüdigershagen der Agrar GmbH Deuna selektiert die Altsauen nach strengen Regeln. Da ein Umrauscher sofort gegen eine selbst aufgezogene Jungsau ausgetauscht wird, ist der Jungsauenanteil in der Herde sehr hoch. Trotz einer sehr hohen Remontierungsrate von über 60 % ist die Herdenleistung stabil. Mit 22,4 erzeugten Ferkeln je Sau und Jahr gehörte der Betrieb im letzten Wirtschaftsjahr zur Spitzengruppe des Beratungsringes in Thüringen.

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