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Gekonnt versetzen

Lesezeit: 7 Minuten

Die Sauen sollen’s richten und nicht die Kunstamme – so lautet das Motto von Ferkelerzeuger Reinhard Möllers, wenn es um die Aufzucht seiner 34,4 lebend geborenen Ferkel pro Sau und Jahr geht (s. Übers. 2, Seite S 30). In Telgte im Münsterland bewirtschaftet der 52-Jährige einen Betrieb mit 300 Sauen (Topigs20) inklusive Ferkelaufzucht.


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Getreu seinem Motto verzichtet Sauenhalter Möllers auf den Einsatz von Kunstammen ebenso wie auf eine aufwändige Milchbeifütterung. Um dennoch 29,6 Ferkel pro Sau und Jahr absetzen zu können, praktizieren sein Mitarbeiter Hubert Kemner und er ein ausgefeiltes Versetz-Management. Ihr Ziel: 13 bis 14 Ferkel soll jede Sau säugen und diese im Idealfall auch alle aufziehen.


Die Herde wird im doppelten 3-Wochen-Rhythmus mit dreieinhalb Wochen Säugezeit gefahren. Das heißt, es gibt insgesamt vierzehn Sauengruppen mit je 21 bis 22 Sauen. Alle zehneinhalb Tage stehen Abferkelungen an, einmal am Montag und Dienstag und in der darauffolgenden Woche am Donnerstag und Freitag.


Die Kleinsten unter sich:

Damit die Geburtsabstände innerhalb einer Abferkelgruppe nicht zu groß werden und sich die Ferkel optimal versetzen lassen, leiten Möllers und Kemner bei rund einem Viertel der spät abferkelnden Altsauen die Geburt ein. Bei Jungsauen hingegen verzichten sie auf die Geburts­einleitung.


Wichtig ist beiden zudem, dass jedes Ferkel vor dem Versetzen genügend Kolostrum bei der eigenen Mutter aufgenommen hat. „Ansonsten kann es schnell zu Durchfällen kommen“, begründet Reinhard Möllers. Nach der Biestmilchaufnahme werden dann die kleinsten Ferkel jedes Wurfes abgesammelt und gemeinsam an eine Zweite-Wurf-Sau gesetzt.


In der Regel benötigen Möllers und Kemner eine Sau pro 10er-Abferkelabteil für die kleinsten Ferkel. Bei der Wahl der Zweite-Wurf-Sauen legen sie Wert auf eine gute Leistung im ersten Wurf sowie auf möglichst kleine Zitzen, da diese von den kleinen Ferkeln besser angenommen werden. Zudem können die Ferkel die obere Zitzenreihe bei jüngeren Sauen besser erreichen.


Zur Durchfall-Prophylaxe stellen sie je ein Schälchen mit Elektrolyt-Lösung in die beiden Buchten. „Da die Kleinsten nun unter sich sind, sind ihre Überlebenschancen recht gut“, hat Hubert Kemner beobachtet.


Fällt ein kompletter Wurf in der Leistung ab, tauschen ihn Möllers und Kemner im Ganzen mit einem schönen Wurf. „Die guten Ferkel sind fit genug, das Gesäuge der „schlechten“ Sau so zu stimulieren, dass sie mehr Milch produziert“, so die Erfahrung von Reinhard Möller.


Rhythmus bringt Vorteile.

Der im Betrieb praktizierte doppelte 3-Wochen-Rhythmus ist von Vorteil, wenn Reinhard Möllers eine oder mehrere Sauen aus der Vorgruppe als natürliche Ammen nutzen möchte. Dafür setzt er fünf bis sechs Tage vor dem Ende der Säugezeit die Ferkel einer Sau aus der Vorgruppe ab. In der Regel handelt es sich hierbei um Schlachtsauen, die noch zehn bis elf Ferkel aufgezogen haben.


Die Ferkel verbleiben in ihrer Bucht und erhalten Ferkelmilch und Prestarter. „Außerdem decke ich das Ferkelnest wieder ab, um durch ein Kleinklima im Nest die fehlende Wärme der Sau zu ersetzen“, betont Betriebsleiter Möllers.


Die Ammensau wird in eine Reservebucht umgestallt. Sie bekommt die größten Ferkel der aktuellen Abferkelgruppe, meist ein Ferkel weniger als sie zuvor schon aufgezogen hatte. Zudem erhält eine gute Sau der aktuellen Gruppe die Ferkel aus den anderen Würfen, die im Vergleich zu ihren Geschwistern abgefallen sind. Diese Würfe werden anschließend mit den Ferkeln der guten Sau wieder aufgefüllt.


Trotz des umfangreichen Versetzens benötigen Möllers und Kemner lediglich 9,7 Arbeitsstunden (Akh) pro Sau und Jahr. Betriebsleiter Möllers bringt rund 2 000 Akh in die Ferkelerzeugung ein, Mitarbeiter Kemner etwa 900 Akh. „Durch den Einsatz von Kunstammen würden wir sicher mehr Zeit im Stall verbringen. Daher stellt sich die Frage, ob die zusätzlich aufgezogenen Ferkel dann noch wirtschaftlich sind“, gibt Möllers zu bedenken.


Wer schreibt, der bleibt.

Das Versetzen dokumentieren Möllers und Kemner ganz penibel, so dass sie beim Absetzen wissen, ob eine Sau die kleinsten oder größten Ferkel oder annähernd ihren ursprünglichen Wurf aufgezogen hat.


An jeder Bucht hängt eine Sauenkarte mit diesen Notizen und auch mit den Leistungen aus den vorangegangenen Würfen. Beim Absetzen zählen Möllers und Kemner die aufgezogenen Ferkel und beurteilen, ob diese groß oder klein und ob der Wurf gleichmäßig oder ungleichmäßig ist.


Mithilfe all dieser Daten diskutieren beide dann, ob die Sau erneut belegt oder ausselektiert wird. Kurzen Prozess machen die beiden mit Sauen, die bösartig oder lahm sind. Da sie damit aber wenig Probleme haben, können sie gezielt nach der Aufzuchtleistung selektieren. So sind mindestens elf abgesetzte Ferkel ein Muss für jede Altsau. Dementsprechend liegt die Remontierungsrate mit 41 % leicht über dem bundesweiten Durchschnitt.


Dennoch erreichen Möllers Sauen im Schnitt sechs Würfe. Und auch die Leistungen nach Wurfnummer können sich sehen lassen (siehe Übersicht 1, Seite S 29). So ziehen die Sauen vom siebten bis zum neunten Wurf im Schnitt nur 0,7 Ferkel weniger auf als ihre Kolleginnen im ersten und zweiten Wurf.


Das Futter macht die Milch.

Als wichtigste Voraussetzung für eine gute Milch- und Aufzuchtleistung der Sauen sieht Reinhard Möllers das Sauenfutter. Mit 13,4 MJ ME/kg, Säurekombination und Probiotika stuft er sein Laktationsfutter als Premiumfutter ein.


Etwa sechs Tage vor der Geburt bis vier Tage nach der Geburt erhalten die Sauen eine Mischung aus Trage- und Laktationsfutter. In den ersten zehn Säugetagen wird die Futtermenge nur verhalten gesteigert. Ab dem 11. Tag bekommen die Sauen dann die volle Futtermenge, teilweise bis zu 8 kg täglich.


Ab dem 5. Tag füttern Möllers und Kemner die Sauen dreimal täglich. „Das bringt bis zu 1 kg mehr Futter in die Sau“, ist Hubert Kemner überzeugt. Zusätzlich zur Nippeltränke füllen er und Möllers bis zum 11. Tag den Trog zu den Fresszeiten über einen Kugelhahn mit Wasser.


„Auch wenn eine Sau beispielsweise am 5. Tag einmal Fieber bekommt, lässt ihre Milchleistung kaum nach“, ist der Landwirt zufrieden. Eine Milchbeifütterung der Ferkel ist deshalb selten notwendig. Pro Monat verbrauchen Möllers und Kemner lediglich etwa 10 kg Milchpulver, hauptsächlich zur Versorgung der etwas früher abgesetzten Ferkel.


Auf eine Prestarterfütterung legen beide großen Wert. Ab dem 10. Säugetag bis zwei Tage nach dem Absetzen erhalten die Ferkel eine Futtermischung aus Prestarter und Aufzuchtfutter I. Diese Zufütterung trägt mit dazu bei, dass die Sauen den Abferkelstall nicht zu stark abgesäugt verlassen.


Leistungsfähige Genetik:

„Nur wenn ich die Sauen optimal füttere, halte und manage, können sie ihr Leistungsvermögen auch ausschöpfen“, ist Reinhard Möllers überzeugt. Die Basis für das Leistungspotenzial sieht er in der Topigs-Genetik, die er seit fünf Jahren im Betrieb einsetzt.


„Auch unsere Nukleusbetriebe setzen weder künstliche noch natürliche Ammen ein, dürfen die Ferkel aber versetzen“, erläutert Christian Disselmann, Regionalleiter Vertrieb bei Topigs-SNW. „Zudem wiegen sie die Ferkel, um die Geburtsgewichte und die Homogenität des Wurfes zu erfassen. Und die Ferkelüberlebensrate in der Säugezeit fließt mit 34 % in die Zuchtwertschätzung der Sau ein.“


Darüber hinaus erfasst das Zuchtunternehmen auch die Muttereigenschaften der Sau – beispielsweise das Geburtsverhalten, die Mütterlichkeit und die Zitzen- bzw. Gesäugequalität, um die Aufzuchtleistung noch weiter zu verbessern.


Eine Vorgehensweise, die Reinhard Möllers nur begrüßen kann: „Mit der jetzigen Zahl lebend geborener Ferkel kann ich die nächsten drei Jahre gut leben. Viel wichtiger ist mir, die Überlebensrate weiter zu erhöhen, um mehr als 30 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr zu erreichen. Und das am liebsten ohne Amme.“

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