In den USA wollen Wissenschaftler den Schweinestallgeruch mit Schwarzlicht neutralisieren. Wie funktioniert das Verfahren?
Boelhauve: Um Schweinestallgeruch neutralisieren zu können, benötigt man als Neutralisationsstoff Titaniumdioxid. Wird Energie zugeführt, zum Beispiel in Form von UV- oder Schwarzlicht, wirkt der Stoff katalytisch.
Bei diesem Prozess werden die Radikale mit den verfügbaren chemischen Partnern in Reaktion gebracht. Die ausgewählten Geruchsstoffe zerfallen dann in nicht oder weniger riechende Substanzen. Die Reaktion ist also vom aufgetragenen Stoff und der zugeführten Energie abhängig.
Brauchen wir in Zukunft also keine teuren Abluftwäscher mehr?
Boelhauve: Soweit ist es noch lange nicht. Die US-amerikanischen Ergebnisse basieren bisher nur auf Laboranalysen mit ausgewählten Düften. Ob man den „Duftmix“ aus einem Schweinestall unter Praxisbedingungen mit Licht wirklich nennenswert neutralisieren kann, bezweifle ich.
Auch das tatsächliche Minderungspotenzial dürfte recht niedrig sein. Ich denke, dass man mit baulichen und fütterungstechnischen Maßnahmen Stallgeruch zurzeit wesentlich effektiver reduzieren kann. Das Verfahren könnte aber zumindest eine Ergänzung darstellen, um die Geruchsproblematik zu entschärfen.
Welche Voraussetzungen müssen im Stall gegeben sein, damit die Technik überhaupt funktioniert?
Boelhauve: Die Oberflächen im Abteil, auf denen das Titaniumdioxid ausgebracht wird, müssen sehr sauber sein. Denn starke Staubablagerungen können die Wirkung bis auf null Prozent reduzieren.
Zudem müssen die Schwarzlichtlampen etliche Stunden pro Tag in Betrieb sein, damit sie überhaupt eine Wirkung erzielen können.
Darf UV-Licht im belegten Stall eingesetzt werden? Oder ist das schädlich für die Augen?
Boelhauve: UV-Licht darf bei lebenden Tieren nicht so ohne weiteres eingesetzt werden, da es Haut und Augen verletzt.
Schwarzlicht ist deutlich ungefährlicher und könnte genutzt werden. Ich gehe zudem davon aus, dass die Lampen eher Richtung Decke bzw. obere Wandbereiche ausgerichtet sein sollten. Denn in den unteren Buchtenbereichen befindet sich mehr Staub, Dreck und Kot.
Lohnt es sich aus Ihrer Sicht, weiter an dem Verfahren zu forschen? Welche Fragen müssten gelöst werden?
Boelhauve: Grundsätzlich ja, das dürfte aber noch ein langer Weg sein. Geklärt werden muss zuerst die Wirksamkeit unter Praxisbedingungen. Was passiert zum Beispiel bei unterschiedlichen Luftwechselraten im Winter und Sommer? Und auch die Energiefrage ist wichtig, schließlich verbrauchen die Schwarzlichtlampen viel Energie, wenn sie täglich mehrere Stunden eingeschaltet sind.