Politische Situation: Im Sommer 2013 hat sich die niederländische Schweinebranche mit der „Erklärung von Dalfsen“ auf den Weg gemacht, um schrittweise Erfahrungen mit weniger stark kupierten und unkupierten Ferkeln zu sammeln. Die Politik unterstützt diesen Fahrplan und hat deshalb auch kein Datum für den endgültigen Kupierverzicht festgelegt.
Aktuelle Forschungen: Derzeit baut man ein Netzwerk von acht Schweinehaltern auf – darunter konventionelle, ökologische, Ferkelerzeuger und Mäster. Sie besuchen sich gegenseitig auf ihren Betrieben und analysieren gemeinsam betriebsindividuelle Probleme und Schwachstellen für Beißereien. Daraus wird für jeden Betrieb ein individueller Fahrplan erstellt. Ein Problem ist allerdings, dass die beteiligten Landwirte Sorge haben, wie die Politik und ihre Berufskollegen reagieren, wenn sie von Ergebnissen berichten.
Bei einem zweijährigen Demonstrationsprojekt am Schweine Innovations Center (VIC) in Sterksel wurden alle sechs Wochen elf bis zwölf Würfe nicht kupiert. Im Laufe des Versuchs haben die Forscher verschiedene Haltungsbedingungen getestet, z. B. unterschiedliche Raufutter gefüttert. Regelmäßig haben sie die Schwänze bonitiert. Dabei wurde jedoch nicht zwischen Nekrosen und Bissverletzungen unterschieden.
Erste Ergebnisse:
Schwanzverletzungen waren häufig schon im Abferkelstall sichtbar. Dadurch erhöhte sich auch das Risiko für ein späteres Beißgeschehen. Die Forscher empfehlen deshalb, bereits in der Säugezeit mit Maßnahmen zu starten, die auch später in der Aufzucht und Mast kontinuierlich zum Einsatz kommen, z. B. einer Raufuttergabe.Kommt es zu einem Ausbruch, sollte man immer erst den Beißer ausfindig machen und ihn separieren, bevor man Notfallmaßnahmen für die Bucht ergreift. Das intensive Beobachten schulte zudem das Stallpersonal. Die Mitarbeiter entwickelten mit der Zeit ein Gefühl dafür, wann ein Ausbruch bevorstehen könnte. Als Hinweise nannten sie mehr Unruhe, Lärm und Aktivität in der Bucht. Auch ein „Hin- und Herschlagen“ sowie fehlende Haare auf den Schwänzen waren Warnsignale.
Wenn mehrere Mitarbeiter im Stall beschäftigt sind, ist es für die Tierbeobachtung natürlich wichtig, dass einer dem anderen mitteilt, welche Buchten er für kritisch hält. Dafür hat man in Sterksel ein „Ampelsystem“ etabliert: An jeder Bucht hängt ein eingeschweißtes Papier mit einer aufgezeichneten Ampel, auf die die Mitarbeiter rote, gelbe oder grüne Punkte mit Klettverschluss kleben können. Rot zeigt ein akutes Beißgeschehen an, gelb warnt vor einem möglichen Ausbruch und bei grün ist alles in Ordnung.