Schleswig-Holstein
Die Mast von Ferkeln aus Dänemark nimmt in Schleswig-Holstein stetig zu. Angebot und Nachfrage sind groß. Dänische Ferkelerzeuger suchen den Kontakt zu deutschen Erzeugergemeinschaften. Diese wiederum haben wenig Probleme, die Importferkel auf unserem Markt zu platzieren.
Bei den importierten Ferkeln dominiert der Einsatz des Duroc-Ebers. Hingegen setzen hiesige Ferkelerzeuger nach wie vor meist Piétrain-Eber ein. Die Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein (SSB) hat deshalb verglichen, welche Leistungen in der Mast mit Duroc- und welche mit Piétrain-Ebern erzielt wurden. Die Daten beziehen sich auf das letzte Wirtschaftsjahr und Betriebe mit dänischer Sauengrundlage.
Daten von 130 000 Duroc-Tieren ausgewertet
Von den rund 300 ausgewerteten Mästern importierten 8 % ihre Ferkel aus Dänemark. Damit haben rund 130 000 Ferkel bzw. 14 % der von der SSB erfassten Mastschweine eine dänische Herkunft.
Übersicht 1 zeigt, dass die Ferkel aus Dänemark über ein relativ hohes Futteraufnahmevermögen verfügen. Dies spiegelt sich in einer um 81 g höheren täglichen Zunahme und einer um 0,04 besseren Futterverwertung wider. Bei den Futterkosten schneiden die Duroc-Nachkommen deshalb 2 Cent je kg Zuwachs bzw. rund 1,80 €/Tier besser ab als die Vergleichstiere mit Piétrain-Vater. Auch bei den Verlusten und den Veterinärkosten sind die Importferkel den Piétrain-Tieren leicht überlegen.
Schwächen zeigen die Duroc-Nachkommen allerdings bei der Schlachtkörperqualität. Beim Muskelfleischanteil liegt zwischen den Gruppen etwa ein Prozentpunkt. Zudem ist die Ausschlachtung der Piétrain-Tiere mit 79,06 % ein halbes Prozent höher als bei den Duroc-Nachkommen. Unter dem Strich konnten die Mäster mit Piétrain-Ferkeln deshalb einen um 3 Cent/kg Schlachtgewicht höheren Erlös realisieren.
Interessant ist, dass der Ferkelzukaufspreis in beiden Gruppen nahezu identisch war. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings, dass Importferkel in den seltensten Fällen geimpft ausgeliefert werden.
Ökonomisch betrachtet zeigen die Praxisdaten mit gut 23 € je 100 kg Zuwachs in beiden Gruppen die gleiche Direktkostenfreie Leistung. Bedingt durch die hohen Zunahmen haben die Importferkel rund 8,50 € mehr je m2 Stallfläche erwirtschaftet als die Vergleichsgruppe.
Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Betriebe mit Importferkeln mit gut 5 500 verkauften Mastschweinen pro Jahr deutlich größer sind als die Vergleichsgruppe. Hierdurch können sie z. B. beim Futtereinkauf oder der Vermarktung oft Vorteile aushandeln.
Um diesen Betriebs-effekt auszugleichen, werden in der folgenden Kalkulation Ferkelpreis, Futterpreis und sonstige Direktkosten inklusive der Verlustkosten standardisiert (siehe Übersicht 2). Die wesentlichen Leistungsparameter werden weiterhin aus den Praxisdaten übernommen.
Unter diesen Annahmen muss festgestellt werden, dass bei einem konventionellen Vermarktungsweg und dänischer Sauengrundlage die Piétrain-Anpaarungen den Duroc-Nachkommen ökonomisch überlegen sind. Der Vorteil des Piétrian-Ebers beträgt gut 4 € pro Tier.
Das Management muss zur Ferkelgenetik passen
Dass hohe Zunahmen nicht alles sind, zeigt auch Übersicht 3. Hier ist die Rendite von Betrieben mit Importferkeln dargestellt. Kriterium ist die Direktkostenfreie Leistung (DkfL) je Quadratmeter Stallfläche in Abhängigkeit von der Tageszunahme.
Beeindruckend ist, dass der Spitzenbetrieb nahezu 1 000 g Zunahmen und 130 € DkfL/m2 Stallfläche erreicht hat. Interessant ist allerdings die große Streubreite der Ergebnisse. So gibt es durchaus Betriebe, die mit 800 g Tageszunahme 30 € mehr DkfL pro m2 Stallfläche erzielt haben als ein Betrieb mit 900 g Zunahmen. Das heißt: Tageszunahmen von mehr als 850 g bedeuten nicht automatisch viel Geld im Portemonnaie!
Die alleinige Gegenüberstellung der Rentabilität der Endprodukteber reicht aber nicht aus. Wer sich für die Mast von Duroc-Nachkommen entscheidet, muss auch das Management anpassen. Insbesondere die Fütterung und die Rationierung in der Endmast sind wichtige Bausteine für den Masterfolg. Auch das Schlachtgewicht und der Vermarktungsweg müssen einzelbetrieblich abgestimmt werden.
Wir halten fest
In unseren Auswertungen bestechen die Duroc-Nachkommen durch ihre Vi-talität und ihre biologischen Leistun-gen. Beeindruckend sind die hohen Tageszunahmen von 865 g. Die Praxisda-ten zeigen für das Wirtschaftsjahr 2008/2009 eine leichte ökonomische Überlegenheit im Vergleich zu Piétrain-Nachkommen. Bei standardisierten Ferkel- und Futterpreisen ergibt sich jedoch ein wirtschaftlicher Vorteil für die Nachkommen fleischreicher Sauen gepaart mit dem Piétrain. Mehrere deutsche Besamungsstationen haben mittlerweile dänische Duroc-Eber eingestallt. Wie sich diese Eber in der Praxis bewähren, kann zur Zeit noch nicht beantwortet werden.
Martin Knees
Schweinespezialberatung
Schleswig-Holstein