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So desinfizieren Sie richtig

Lesezeit: 6 Minuten

Guten Schutz vor Krankheiten und Tierseuchen wie der ASP bietet eine optimale Betriebshygiene. Worauf Sie bei der Desinfektion achten müssen, erläutert Dr. Sandra Löbert vom Schweinegesundheitsdienst NRW.


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1. Stall gründlich vorreinigen: Schmutz lässt sich nicht desinfizieren. Deshalb ist eine gründliche Reinigung der Abteile, der Treibewege und des Inventars Voraussetzung für die erfolgreiche Desinfektion. Verwenden Sie nach der Vorreinigung mit klarem Wasser einen Reinigungsschaum. Er senkt die Oberflächenspannung und löst so den Fett- bzw. Eiweißfilm auf den Oberflächen. Spülen Sie zum Schluss mit reichlich Wasser nach, denn Rückstände des Reinigungsmittels können die Desinfektionswirkung beeinträchtigen. Dann muss der Stall gut trockengelüftet werden, damit das Desinfektionsmittel durch Wasserreste nicht verdünnt wird. Reicht das Lüften nicht, sollte leicht aufgeheizt werden.


2. Kritische Ecken nicht vergessen: Kontrollieren Sie vor dem Desinfizieren noch einmal mit einer Taschenlampe oder dem Handy-Licht, ob auch alle kritischen Ecken sauber sind. Zu den kritischen Bereichen gehören z.B. der Spaltenboden in den Kotecken, Trogecken und -kanten, die Oberseite der Futterleitungen, die Unterseiten von Türen und Buchtenabtrennungen sowie die Lüftungsschächte. Nach dem Abtrocknen kann dann mit dem Desinfizieren begonnen werden.


3. Welches Desinfektionsmittel? Verwenden Sie nur Desinfektionsmittel, die von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) getestet wurden und in der DVG-Liste (www.desinfektion-dvg.de) aufgeführt sind. Für die Auswahl ist wichtig, welche Krankheitserreger im Bestand eine Rolle spielen. In jedem Fall sollte das Mittel gegen Bakterien sowie behüllte und unbehüllte Viren wirken. Spielen auch Parasiten wie Kokzidien oder Spulwürmer eine Rolle, muss entweder in einem zweiten Schritt ein weiteres Desinfektionsmittel oder gleich ein Zwei-Komponenten-Produkt eingesetzt werden. Wichtig: Mischen Sie nur Desinfektionsmittel, die ausdrücklich dafür zugelassen sind! Denn sonst können gefährliche Gase entstehen.


4. Kältefehler beachten! Die Wirksamkeitsprüfung von Desinfektionsmitteln erfolgte früher bei 20°C, inzwischen bei 10°C. Im Winter werden die für eine erfolgreiche Desinfektion während der gesamten Einwirkzeit empfohlenen 15°C aber in vielen Bereichen nicht erreicht. Das gilt besonders für Verladerampen und Treibewege. Hier sollte man besser auf ein Mittel mit geringerem Kältefehler zurückgreifen. Peressigsäure und organische Säuren weisen z.B. einen deutlich geringeren Kältefehler auf als aldehydhaltige Desinfektionsmittel. Achten Sie auf die Empfehlungen der Hersteller.


5. Korrekt dosieren: Entscheidend für den Desinfektionserfolg ist die richtige Dosierung. Achten Sie auf die Angaben des Herstellers und Hinweise in der DVG-Liste. Bei zu niedriger Dosierung ist die Desinfektion nicht wirksam. Und zu hohe Dosierungen verursachen nicht nur unnötige Kosten, sondern schädigen auch die Baumaterialien. Beachten Sie, dass unterschied-liche Erregergruppen auch unterschiedliche Dosierungen erforderlich machen. Berücksichtigen Sie auch hier die Angaben in der DVG-Liste. Wenden Sie immer die Dosierempfehlungen für die „Spezielle Desinfektion“ an (Spalte 4a) und nicht die niedrigere Empfehlung für „Vorbeugende Desinfektion“. Wichtig: Tragen Sie Schutzkleidung, eine Atemmaske, säurefeste Handschuhe und Stiefel sowie eine Brille, wenn Sie die Desinfek-tionslösung ansetzen.


6. Ausbringmenge berechnen: Neben der korrekten Dosierung kommt es auch auf eine ausreichende Ausbringmenge an. Die DVG empfiehlt, pro m2 zu desinfizierender Fläche 0,4 l Desinfektionslösung auszubringen. In einem Abteil mit 100 m2 Grundfläche kommen schnell mehr als 300 m2 zu desinfizierende Fläche zusammen. Dazu ein Tipp: Berechnen Sie für alle Abteile Ihres Betriebes die zu desinfizierenden Flächen und notieren Sie das Ergebnis in einer Liste auf laminiertem Papier. Befestigen Sie die Liste am Hochdruckreiniger bzw. am Desinfektionswagen. So ist sie immer griffbereit.


7. Schaum haftet länger: Am besten bringen Sie das Desinfektionsmittel als Schaum aus. Denn Schaum haftet besser und länger, besonders auf senkrechten und glatten Flächen. Zudem erkennt man anhand des Schaumes besser, welche Flächen bereits mit Desinfektionsmittel benetzt wurden. Zur Schaumerzeugung werden verschiedene technische Lösungen angeboten, angefangen bei der Schaumlanze für den HD-Reiniger über Schaumspritzen, die am Wasserschlauch befestigt werden, bis hin zu Desinfektionswagen mit Kompressor.


8. Tränken entleeren: Entfernen Sie sowohl nach dem Reinigen als auch nach dem Desinfizieren das Restwasser aus Tränken und Trögen. Nach dem Reinigen ist das wichtig, damit das Desinfektionsmittel nicht verdünnt wird. Und nach dem Desinfizieren ist es erforderlich, damit die neu aufgestallten Schweine keine Desinfektionsbrühe saufen müssen. Offene Tränken verfügen oft über einen kippbaren Trog und neuere Edelstahltröge über einen Stöpsel. Alte Tröge entleert man mit einem Gummiabzieher, dem HD-Reiniger, einem Nasssauger, Laubbläser oder einfach mit einem Lappen.


9. Treibebretter nicht vergessen: Um Infektionsketten effektiv zu unterbrechen, müssen auch alle Gegenstände gereinigt und desinfiziert werden, die mit den Schweinen in Kontakt gekommen sind. Dazu gehören Treibebretter, Treibepaddel, Schaufeln und Besen. Vergessen Sie auch das Beschäftigungsmaterial nicht. Beißholz wird am besten nach jedem Durchgang komplett ausgetauscht, weil es sich nicht gut reinigen und desinfizieren lässt.


10. Treibegänge und Viehwaage: Auch die Treibegänge, die Viehwaage und die Verladerampe müssen nach jedem Ausstallen gereinigt und desinfiziert werden. Das gilt auch für den Vorraum des Stalles bzw. Abteils und die Hygieneschleuse. Voraussetzung für eine erfolgreiche Reinigung und Desinfektion ist allerdings, dass diese Räume regelmäßig aufgeräumt und nicht als Abstellraum oder Lager missbraucht werden.


11. Erfolgskontrolle: Unter Zeitdruck macht man schnell Fehler. Deshalb sollte der Reinigungs- und Desinfektionserfolg von Zeit zu Zeit überprüft werden. Dazu können Sie oder Ihr Hoftierarzt in den gereinigten und desinfizierten Ställen Abklatsch- bzw. Tupferproben nehmen und im Labor untersuchen lassen. Geeignet sind sogenannte Rodac-Platten oder einfache Tupfer- bzw. Wischproben.


12. Genau dokumentieren: Vergessen Sie nach getaner Arbeit nicht, die Reinigung und Desinfektion genau zu dokumentieren. Die Qualität und Sicherheit GmbH (QS) bietet dafür ein entsprechendes Formblatt zum Download an. Notieren Sie neben dem Datum und der Art der Ausbringung auch die Bezeichnung der verwendeten Mittel, die Konzentration und die ausgebrachte Desinfektionsmittelmenge. Zudem müssen die Sicherheitsdatenblätter der verwendeten Produkte vorliegen. Landwirte, die ihre Ställe von Profifirmen reinigen und desinfizieren lassen, sollten sich in jedem Fall bestätigen lassen, welche Mittel bei der Stalldesinfektion eingesetzt wurden und in welcher Konzentration dies geschehen ist.

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