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Wenn die Sauen zu viel Urlaub machen

Lesezeit: 9 Minuten

Erfolg oder Misserfolg der Ferkelproduktion spiegeln sich im Wesentlichen in zwei Kennzahlen wider: Der Zahl der abgesetzten Ferkel je Wurf und der Wurffolge, also der Zahl der Würfe pro Sau und Jahr. Hieraus errechnet sich die Zahl der abgesetzten Ferkel je Sau und Jahr. Während der Wurfgröße große Aufmerksamkeit geschenkt wird, findet die Wurfzahl in der Regel zu wenig Beachtung. Dabei lassen sich hier selbst in vielen Spitzenbetrieben durchaus noch Leistungsreserven mobilisieren. Die Anzahl der Würfe pro Sau und Jahr wird wesentlich vom Management des Betriebsleiters im Deck- und Wartestall beeinflusst. Die Säugedauer allein ist nicht entscheidend! Überbetriebliche Auswertungen zeigen, dass Betriebe mit hoher Wurffolge in der Regel nur wenige Umrauscher haben. Zudem gelingt es ihnen, die abgesetzten Sauen zügig zu belegen. Sie erkennen Umrauscher rechtzeitig und trennen sich früh von leistungsschwachen Sauen. Barometer für das BelegManagement Bei der Kontrolle der Wurffolge und dem Aufdecken möglicher Schwachstellen im Herdenmanagement kann der Sauenplaner eine wertvolle Hilfe sein. Das setzt allerdings voraus, dass im Programm eindeutige Kriterien und klare Zielvorgaben definiert werden. Gute Auswertungsmöglichkeiten bietet hier z. B. seit einigen Monaten der dbPlaner des Bundeshybridzuchtprogrammes. Im Rahmen des so genannten ManagementBarometers wird durch Säulendiagramme und Wettersymbole angezeigt, wie gut das einzelbetriebliche Herdenmanagement funktioniert. Eine Sonne bescheinigt, dass sich die Leistung im grünen Bereich befindet. Auf Managementprobleme weisen Bewölkungsund Regensymbole hin. Vom Programm werden dabei fünf Kriterien unter die Lupe genommen: ? Die Abferkelquote ist ein Maß für den Belegungserfolg. Sie beträgt 100%, wenn aus jeder Belegung ein Wurf hervorgeht. Durch Umrauscher, Abgänge nach dem Belegen und Aborte wird die Quote jedoch meistens vermindert. ? Sofortbelegquote: Dieser Wert ermöglicht eine Aussage über die Ausprägung der Rausche und darüber, wie gut die Rauscheerkennung im Betrieb funktioniert. Im Idealfall werden alle Sauen innerhalb von sieben Tagen nach dem Absetzen belegt. ? Frühumrauscher-Anteil: Ziel jedes Ferkelerzeugers ist es, Umrauscher früh zu erkennen und sie möglichst bis zum 25. Tag nach dem Belegen entweder erneut zu zu besamen oder aus der Herde zu entfernen. ? Frühabgangsquote nach Belegen: Von Sauen, die nicht tragend werden, sollte man sich beizeiten trennen. Spätestens bis zum 45. Tag nach dem ersten Belegen sollten sie den Betrieb verlassen haben. Gelingt dies immer, beträgt die Frühabgangsquote nach Belegen 100%. ? Frühabgangsquote nach Absetzen: Sauen, für die die Selektionsentscheidung bereits beim Absetzen gefallen ist, sollten den Betrieb bis zum 20. Tag nach dem Absetzen verlassen. Die Frühabgangsquote nach dem Absetzen gibt an, welcher Anteil der nicht belegten Schlachtsauen innerhalb der 20 TageFrist den Betrieb verlassen hat. So geht man bei der Schwachstellenanalyse vor Wie gesagt: In der Praxis werden die angepeilten Idealwerte von 100% selten für alle fünf Kennzahlen erreicht. Denn biologische Vorgänge lassen sich nun mal nicht normieren. Um die Qualität des eigenen Herdenmanagements besser einschätzen zu können und Schwachstellen systematisch aufzudecken, geht man am besten in drei Schritten vor: ? Im ersten Schritt werden zunächst einmal die eigenen Ergebnisse des ManagementBarometers mit den Durchschnittswerten guter Referenzbetriebe verglichen. Das kann eine Erzeugergemeinschaft oder ein größerer Arbeitskreis sein. Entscheidend ist nur, dass alle Daten mit dem gleichen Sauenplaner erfasst und ausgewertet wurden. Übersicht 1 zeigt beispielhaft die Auswertungen des Management-Barometers bei den 25 % erfolgreichsten VzFBetrieben (Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredlungswirtschaft). In die Auswertung flossen die Daten des gesamten letzten Wirtschaftsjahres von insgesamt 260 Betrieben ein. Ergebnis: Die 25 % besten VzF-Betriebe erreichten im Schnitt eine Abferkelquote von 85 % und eine Sofortbelegquote von 98 %. Der Frühumrauscher-Anteil der 260 ausgewerteten Betriebe betrug im Schnitt 61 %, die Abgangsquote nach dem Belegen 63 % und die Frühabgangsquote nach dem Absetzen 98%! ? Im zweiten Schritt werden weitere SauenplanerAuswertungen vorgenommen, um das Problem weiter einzugrenzen. ? Im letzten Schritt erfolgt dann die Interpretation der Daten und die exakte Fehleranalyse. Aufgrund der eigenen Betriebsblindheit führt man dies am besten gemeinsam mit dem Berater oder innerhalb eines Arbeitskreises durch. Ergibt der überbetriebliche Vergleich, dass die Abferkelquote der eigenen Herde deutlich schlechter ist als in den Vergleichsbetrieben, sollte man zur Eingrenzung des Problems zunächst folgende Fragen klären: Sind Unterschiede zwischen Jung- und Altsauen erkennbar? Wie sicher werden Umrauscher wieder tragend? Tritt dieses Problem in bestimmten Altersoder Sauengruppen auf? Und sind Unterschiede zwischen Natursprung und künstlicher Besamung erkennbar? Sind diese Fragen geklärt, geht es im dritten Schritt an die exakte Ursachenanalyse. Gerade bei der Abferkelquote ist dies jedoch sehr aufwändig. Denn es gibt viele Gründe, warum eine Belegung möglicherweise nicht zum Abferkeln geführt hat, wie Übersicht 2 verdeutlicht. So kann eine verminderte Abferkelquote z. B. auf eine unzureichende Kondition der Sauen zurückzuführen sein. In diesem Fall ist es empfehlenswert, die Futtermenge bzw. den Energiegehalt während der Säugezeit anzuheben. Die schlechten Konzeptionsraten können aber auch genauso gut durch eine verminderte Spermaqualität ausgelöst werden. Und dann sollte man die Spermalagerung bzw. den Transport kritisch prüfen oder das Sperma der Bestandseber untersuchen lassen. Ähnlich geht man vor, wenn die SofortBelegquote nicht den Zielvorstellungen entspricht. Um das Problem einzugrenzen, muss zunächst geklärt werden, wann die Sauen im Normalfall belegt werden. Hinweise zur Verteilung der Belegungen auf die Tage nach dem Absetzen erhält man dabei aus der Sauenplaneranalyse der Produktionszahlen. Vergehen zwischen dem Absetzen und dem Wiederbelegen der Sauen mehr als sieben Tage, so kann dies zwei Gründe haben: Entweder die Sauen zeigen tatsächlich keine Rauschesymptome. Oder sie werden vom Betriebsleiter zu spät erkannt. Bleibt die Rausche aus, so kann dies u. a. daran liegen, dass sich die Sauen nach dem Absetzen in einem schlechten Futterzustand befinden. Oder aber die Stimulation reicht nicht aus. In diesem Fall sollte man den Eberkontakt intensivieren, die Lichtintensität im Deckzentrum erhöhen oder den Sauen nach dem Absetzen Auslauf gewähren. Denkbar ist aber auch, dass die Sauen zwar treu und brav rauschen, dies vom Betriebsleiter aber nicht erkannt wird. In diesem Fall sollte der Sauenhalter mehr Zeit in die Rauschekontrolle investieren, eventuell seine Kenntnisse im Besamungsmanagement auffrischen und anschließend die Abläufe im eigenen Betrieb noch einmal kritisch unter die Lupe nehmen. Umrauscher früh aufspüren Jeder Leertag der Sau kostet etwa 3 E! Ziel muss es deshalb sein, Umrauscher möglichst früh zu erkennen, um sie dann entweder noch einmal zu belegen oder sich endgültig von ihnen zu trennen. In der Praxis werden Umrauscher allerdings häufig erst zum zweiten Zyklus oder noch später erkannt. Deshalb muss zunächst geklärt werden, ob diese Sauen am 21. Tag nach dem Belegen wirklich nicht gerauscht haben, oder ob sie übersehen wurden. Interessant ist auch, wann die überfälligen Sauen belegt wurden. Die zeitliche Verteilung der Umrauscher lässt sich wiederum mit Hilfe des Sauenplaners darstellen. Kommt bei der Auswertung heraus, dass viele Sauen spät rauschen, dann jedoch zyklusgerecht belegt werden, so kann dies ein Indiz dafür sein, dass die Umrauschkontrolle nicht genau genug erfolgt. In diesem Fall ist es ratsam, zunächst die Umrauschkontrolle zu intensivieren und das Ergebnis genau zu dokumentieren. Problembetriebe sollten sich auf keinen Fall nur auf das Ergebnis der Trächtigkeitsdiagnose verlassen! Sinnvoller ist es, zwischen dem 18. und 23. Trächtigkeitstag zwei Mal täglich mit dem Eber nach Umrauschern zu suchen. An den übrigen Tagen genügt eine einmalige Kontrolle pro Tag. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, dass die Sauen zwar zum ersten Umrauschtermin tragend waren, anschließend jedoch verferkelt oder die Früchte resorbiert haben. In diesem Fall sollte man den Tierarzt zu Rate ziehen oder die genaue Ursache durch eine Scanner-Untersuchung abklären lassen. Bei Problemsauen nicht lange fackeln! Von belegten Sauen trennt man sich nur in Ausnahmefällen. Das kann z. B. dann erforderlich sein, wenn die Tiere wegen eines plötzlich auftretenden Schadens verkauft werden müssen, oder weil sie verenden. Bei den zum Verkauf anstehenden Sauen kann es sich aber auch um Tiere handeln, die als Umrauscher bzw. nicht tragend erkannt wurden und nicht erneut belegt werden sollten. Wichtig ist, dass man sich von diesen Tieren zügig trennt. Bis zum 45. Tag nach dem Belegen sollten sie vom Hof sein, um Platz für produktive Sauen zu machen. Ist die Frühabgangsquote nach Belegen dagegen deutlich niedriger als bei der Vergleichsgruppe, blockieren die unproduktiven Tiere unnötig lange die Stallplätze. Das kann daran liegen, dass die Sauen umgerauscht haben, dies aber nicht erkannt wurde. Oder aber die Sauen sind zwar zunächst tragend, verwerfen oder absorbieren dann jedoch die Früchte. Welche Gegenmaßnahmen dann zu ergreifen sind, wurde bereits im letzten Abschnitt zum Thema FrühumrauscherAnteil ausführlich dargestellt. Es kann aber auch sein, dass die Sauen zwar als nicht tragend erkannt werden, sie aber nicht rauschen wollen. Hier sollte man zunächst versuchen, die Umrauscher durch Eberkontakt, Umstallen oder einen Futterwechsel zusätzlich zu stimulieren. Wenn das alles jedoch nichts hilft, sollte das jeweilige Tier umgehend die Herde verlassen. In jedem Fall muss sich der Betriebsleiter klare Grenzen setzen, wie lange er bis zum Rauscheeintritt warten will. Auch die Sauen, die bereits direkt beim Absetzen zur Schlachtung vorgesehen wurden, sollten den Betrieb bis zum 20. Tag nach dem Absetzen verlassen haben. Welche Sauen aus welchen Gründen länger im Betrieb gestanden haben, lässt sich wiederum mit Hilfe des Sauenplaners herausfiltern. Ein Grund kann z. B. sein, dass das jeweilige Tier tierärztlich behandelt wurde und nun bestimmte Wartezeiten vor dem Verkauf einzuhalten sind. Hier sollte man prüfen, ob sich nicht auch ein Arzneimittel mit geringerer Wartzeit finden lässt. Denkbar ist auch, dass der Landwirt mehrere Schlachtsauen sammelt, um Transportkosten zu sparen. Doch der Schuss kann nach hinten losgehen. Deshalb muss man im Einzelfall abwägen, was günstiger ist: Die zusätzlichen Futterund Stallplatzkosten, die immerhin mit 1 bis 2 E pro Tag zu Buche schlagen oder die höheren Transportkosten. Auslöser für ein zu langes Verbleiben der Schlachtsauen im Bestand kann zudem auch eine ungenügende Herdenübersicht sein. Hier können jedoch Managementhilfen wie Sauenkarten, Deck- und Sauenkalender bis hin zum elektronischen Sauenplaner eine wertvolle Hilfe sein. Fazit In puncto Wurffolge lassen sich noch viele Leistungsreserven mobilisieren. Denn die Anzahl der Würfe pro Sau und Jahr wird maßgeblich vom Management des Betriebsleiters im Deck- und Wartestall beeinflusst. Sowohl beim Herdenmanagement selbst als auch beim Aufdecken möglicher Schwachstellen kann der Sauenplaner eine wertvolle Hilfe sein. Erfolgreiche Ferkelerzeuger mit hoher Wurffolge haben in der Regel nur wenige Umrauscher zu beklagen. Zudem gelingt es ihnen, die Sauen nach dem Absetzen zügig zu belegen. Sie erkennen Umrauscher rechtzeitig und trennen sich früh von Tieren, die zu alt sind, bereits mehrmals umgerauscht haben oder deren Leistung nicht mehr ausreicht.

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