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Die Silphie erobert den Süden

Lesezeit: 4 Minuten

In Süddeutschland boomt der Anbau der Durchwachsenen Silphie als Alternative zum Energiemais. top agrar-Südplus sprach mit Pionieren der Becherpflanze.


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Das Jahr 2015 war ein Jahr für die Durchwachsene Silphie: „Die Energiepflanze konnte bei uns ihre Überlegenheit gegenüber dem Mais deutlich ausspielen“, erklärt Ralf Brodmann und gerät ins Schwärmen. „Einfacher Anbau, gute Erträge, eine gewisse Trockenheitsresistenz und ein sehr guter Deckungsbeitrag“, fasst er die wichtigsten Vorzüge der Dauerkultur zusammen. Und sogar in der Rinderfütterung gebe es erste positive Erfahrungen mit Silphie-Silage (Kasten).


Brodmann bewirtschaftet mit seinem Schwager Thomas Metzler in der Metzler & Brodmann KG in Hahnennest-Ostrach (Lkr. Sigmaringen) rund 150 ha Ackerland und 500 Mastplätze. Auf die Idee, die gelb blühende Pflanze aus Nordamerika als Alternative zum Energiemais anzubauen, hat ihn ein Kinder-Kartenspiel gebracht. Daraus ist mittlerweile ein neues Geschäftsfeld mit aktuell 80 ha Anbau­fläche entstanden, wovon er 30 ha im Vertrag anbauen lässt.


Mit seiner Euphorie hat Brodmann einige Berufskollegen angesteckt: „Mit so viel Anfragen habe ich nicht gerechnet.“ So war es nicht schwer, weitere 30 Landwirte zu finden, die für ihn 2016 auf dann 160 ha Silphie anbauen.


Projekt Donau-Silphie:

Den Großteil des Aufwuchses liefert der Unternehmer zur Silierung an die benachbarte Biogasanlage des Energieparks Hahnennest, an der Metzler beteiligt ist. Der Rest dient der Saatgutvermehrung, in die Brodmann selbst eingestiegen ist. Zur Vermehrung dienen auch 4 ha Silphie in der Ostslowakei – einer typischen Maisgrenzregion. „Ich träume davon, entlang der Donau Silphie anzubauen. Dafür brauchen wir geeignetes Saatgut.“


Der Anbau der Durchwachsenen Silphie, die in EEG-Substratklasse II geführt wird, ist in Deutschland nicht neu. Er wurde allerdings mit dem Ersatz von Setzlingen durch Saatgut einfacher und günstiger. Bundesweit wird die Fläche auf rund 500 ha ge-schätzt.


Ernte ab dem 2. Jahr:

Im ersten Jahr bildet die Becherpflanze nur eine bodenständige Rosette und wirft keinen Ertrag ab. Ab dem zweiten Jahr wächst die Blattmasse jährlich bis zu 3,50 m heran und kann im August/September bei einer Trockensubstanz von 25 bis 30 % gehäckselt und siliert werden. Die Pflanze soll so 20 Jahre lang nutzbar sein. „Der Bestand ist für uns eine langfristige Kapitalanlage“, betont Brodmann. Aktuell wirft sie bei ihm einen Deckungsbeitrag von ca. 870 €/ha ab. Beim Mais erzielt er rund 890 €.


Die Trockenmasseerträge der Silphie liegen in der Regel auf dem Niveau von Mais, nach Versuchen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) oft sogar darüber (Übersicht). Die Methanhektarerträge seien laut TLL etwa 10 bis 15 % geringer.


Brodmann hat bereits bis zu 200 dt Trockenmasse pro Hektar geerntet, in diesem Jahr waren es 182 dt: „Beim Mais haben wir zum Teil nur 120 dt geschafft.“ Hauptgrund dafür ist vermutlich, dass sich die Silphie durch ihre 2 m lange Wurzel Wasser in tieferen Bodenschichten erschließen kann. Der Landwirt lobt ihre Ertragssicherheit und gute Siliereignung. Für die Praktiker verlockend ist zudem die Anspruchslosigkeit und Robust­heit der Kultur: Sie kommt z. B. auch auf steinigen, schweren Böden zurecht und widersteht starken Frösten.


Weil sie gleichzeitig als Zwischenfrucht wirke, sei ab dem zweiten Jahr weniger Düngung, kein Pflanzenschutz und keine Bodenbearbeitung mehr nötig. „Ist der Bestand im ersten Jahr mit sechs bis acht Rosettenblättern etabliert, kann eigentlich nichts mehr schief gehen“, weiß Brodmann. Entscheidend dafür sei eine frühe Saat Ende April bis Ende Mai.


Für vertragsgebundene Landwirte übernimmt er die Aussaat zum Maschinenring-Satz. Sein Saatgut verkauft er für 450 €/kg inklusive einer Beratung zur Bestandesetablierung.


Um das erste ertragslose Jahr zu überbrücken, setzt der Ackerbauer die Energiepflanze als Untersaat im Mais ein. Er drillt ihn mit reduzierter Saatstärke von 45 000 bis 50 000 Körnern pro ha und 50 cm Reihenabstand. Kurz darauf folgt die breitflächige Aussaat der Silphie mit 3,5 bis 4 kg Saatgut/ha. „Wichtig ist eine saubere Winterfurche, ausreichende Bodenfeuchte sowie eine Ablagetiefe von maximal 5 mm.“


Unverzichtbar seien aufgrund der langsamen Jugendentwicklung im ersten Jahr auch ein bis zwei Herbizidbehandlungen (Stomp Aqua). Mit diesem Verfahren erzielt er beim Mais rund 80 % des bisherigen Ertrages. Im Frühjahr des zweiten Jahres bringt Brodmann noch einmal Gärreste (30 m3) aus. „Ab jetzt wird nur noch geerntet!“ Nur in Ausnahmefällen sei noch ein Herbizideinsatz nötig. Schnecken sollte man aber im Auge behalten.


Wie geht es weiter?

Klar ist für Brodmann: „Die Silphie wird nie den Stellenwert von Mais erreichen, aber 1 % seiner Fläche können wir ihm deutschlandweit bestimmt abnehmen.“ Schon im Jahr 2017 rechnet er mit einem Saatgutbedarf für 1 000 ha Anbaufläche.


Silvia Lehnert

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