Es lohnt sich, die Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden der Sommertrockenheit anzupassen. Das zeigen Untersuchungen auf gestresstem Grünland des Schweizer Forschungszentrums Agroscope.
Die Sommer werden wärmer und trockener – so sagt es die Klimaforschung. Jedoch: Ein ganz neues Phänomen ist Sommertrockenheit nicht. Die Niederschlagsdaten der letzten Jahrzehnte machen klar, dass Regenmengen von Jahr zu Jahr stark schwanken können. Dabei sind die jährlichen Unterschiede deutlich größer als die prognostizierten Niederschlagstrends.
Eine Anpassung der Futterproduktion sollte also in jedem Fall auch die kurzfristigen, stark schwankenden Niederschläge von Jahr zu Jahr berücksichtigen. Fakt ist aber: Das Klima wird wärmer, und die Sommer werden trockener.
Wie wirken sich die immer häufigeren Trockenperioden auf den Ertrag und die Futterqualität auf Grünland aus? Das war die Ausgangsfrage für mehrere Trockenstressversuche auf Flächen mit verschiedener Bewirtschaftungsintensität.
80% weniger Ertrag
In den ersten vier Wochen Trockenheit waren noch keine Ertragsunterschiede zu den nicht gestressten Kontrollflächen festzustellen. Nach den zweiten vier Wochen ohne Niederschlag gab es in Wiesen jedoch bis zu 80% Ertragsverlust (Übersicht 1 A).
Dabei schnitten Stickstoff-fixierende Kleearten mit 10 bis 25% Ertragsverlust deutlich besser ab als Nichtleguminosen, wie z.B. das Englische oder Italienische Raigras, Knaulgras, Wiesen-Rispengras. Diese Arten verzeichneten Einbußen von 50 bis 80%. Auch zeigten tief wurzelnde Arten wie Rotklee, Esparsette, Luzerne und Zichorie einen etwas geringeren Ertragsverlust als flach wurzelnde Arten wie das Englische Raigras. Der Effekt der Wurzeltiefe war aber wesentlich kleiner als der Effekt der Stickstofffixierung.
Versuche auf Weiden zeigten das gleiche Bild. Jedoch wiesen intensiv genutzte Flächen mit bis zu sechs Nutzungen pro Jahr einen stärkeren Ertragsverlust auf (-73%) als weniger intensiv genutzte Flächen mit zwei bis drei Nutzungen pro Jahr (-47%).
Mehr Zucker
Die Futterqualität wurde von der Trockenheit uneinheitlich beeinflusst. Einzelne Parameter, wie z.B. der Rohprotein- oder der Phosphorgehalt, waren infolge des Stresses vermindert, andere, wie Zucker, erhöht. Es zeigt sich, dass viele Faktoren die Futterqualität beeinflussen. Einerseits wirkt die Trockenheit über veränderte Wasser- und Nährstoffaufnahmebedingungen direkt auf die Pflanzen, andererseits können sich in Trockenjahren bessere Witterungsbedingungen bei der Futterkonservierung positiv auf die Futterqualität auswirken (kein Regen in der Ernte).
Erstaunlich gute Erholung
Die große Überraschung geschah nach der Trockenheit, als wieder feuchte Bodenbedingungen herrschten. Die Versuchsflächen kompensierten den Verlust, indem die vorher gestressten Nichtleguminosen bis zu 80% mehr Ertrag lieferten als die Kontrollflächen ohne Trockenstress (Übersicht 1 B).
Zuvor gestresste Pflanzen wiesen eine größere Wurzelmasse (38 bis 74%) und erhöhte Zuckergehalte (26 bis 64%) auf (Übersicht 2). Außerdem profitierten sie stark von einer deutlich besseren Verfügbarkeit von pflanzenverfügbarem Bodenstickstoff in der Nachtrockenperiode. Dieser betrug viermal mehr als in nicht gestressten Beständen!
Durch dieses starke kompensatorische Wachstum fielen die Verluste im Jahresertrag nur gering aus: Im Sommer gestresste Mischbestände hatten auf tiefgründigen Lagen im Schweizer Mittelland im Durchschnitt nur einen um ca. 10% geringeren Jahresertrag.
Veränderung auch positiv
Wärmere Temperaturen und weniger Niederschlag können für Futterbauflächen in Grenzertragslagen wie im Berggebiet oder an niederschlagsreichen Nordhängen auch von Vorteil sein.
Die höheren Temperaturen haben ein besseres Wachstum zur Folge, und die Vegetationsperiode wird länger. Landwirte, die ihr Weidemanagement entsprechend anpassen, können in höheren Lagen künftig wohl mit mehr und mit günstigerem Futter rechnen.
silvia.lehnert@topagrar.com
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Es lohnt sich, die Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden der Sommertrockenheit anzupassen. Das zeigen Untersuchungen auf gestresstem Grünland des Schweizer Forschungszentrums Agroscope.
Die Sommer werden wärmer und trockener – so sagt es die Klimaforschung. Jedoch: Ein ganz neues Phänomen ist Sommertrockenheit nicht. Die Niederschlagsdaten der letzten Jahrzehnte machen klar, dass Regenmengen von Jahr zu Jahr stark schwanken können. Dabei sind die jährlichen Unterschiede deutlich größer als die prognostizierten Niederschlagstrends.
Eine Anpassung der Futterproduktion sollte also in jedem Fall auch die kurzfristigen, stark schwankenden Niederschläge von Jahr zu Jahr berücksichtigen. Fakt ist aber: Das Klima wird wärmer, und die Sommer werden trockener.
Wie wirken sich die immer häufigeren Trockenperioden auf den Ertrag und die Futterqualität auf Grünland aus? Das war die Ausgangsfrage für mehrere Trockenstressversuche auf Flächen mit verschiedener Bewirtschaftungsintensität.
80% weniger Ertrag
In den ersten vier Wochen Trockenheit waren noch keine Ertragsunterschiede zu den nicht gestressten Kontrollflächen festzustellen. Nach den zweiten vier Wochen ohne Niederschlag gab es in Wiesen jedoch bis zu 80% Ertragsverlust (Übersicht 1 A).
Dabei schnitten Stickstoff-fixierende Kleearten mit 10 bis 25% Ertragsverlust deutlich besser ab als Nichtleguminosen, wie z.B. das Englische oder Italienische Raigras, Knaulgras, Wiesen-Rispengras. Diese Arten verzeichneten Einbußen von 50 bis 80%. Auch zeigten tief wurzelnde Arten wie Rotklee, Esparsette, Luzerne und Zichorie einen etwas geringeren Ertragsverlust als flach wurzelnde Arten wie das Englische Raigras. Der Effekt der Wurzeltiefe war aber wesentlich kleiner als der Effekt der Stickstofffixierung.
Versuche auf Weiden zeigten das gleiche Bild. Jedoch wiesen intensiv genutzte Flächen mit bis zu sechs Nutzungen pro Jahr einen stärkeren Ertragsverlust auf (-73%) als weniger intensiv genutzte Flächen mit zwei bis drei Nutzungen pro Jahr (-47%).
Mehr Zucker
Die Futterqualität wurde von der Trockenheit uneinheitlich beeinflusst. Einzelne Parameter, wie z.B. der Rohprotein- oder der Phosphorgehalt, waren infolge des Stresses vermindert, andere, wie Zucker, erhöht. Es zeigt sich, dass viele Faktoren die Futterqualität beeinflussen. Einerseits wirkt die Trockenheit über veränderte Wasser- und Nährstoffaufnahmebedingungen direkt auf die Pflanzen, andererseits können sich in Trockenjahren bessere Witterungsbedingungen bei der Futterkonservierung positiv auf die Futterqualität auswirken (kein Regen in der Ernte).
Erstaunlich gute Erholung
Die große Überraschung geschah nach der Trockenheit, als wieder feuchte Bodenbedingungen herrschten. Die Versuchsflächen kompensierten den Verlust, indem die vorher gestressten Nichtleguminosen bis zu 80% mehr Ertrag lieferten als die Kontrollflächen ohne Trockenstress (Übersicht 1 B).
Zuvor gestresste Pflanzen wiesen eine größere Wurzelmasse (38 bis 74%) und erhöhte Zuckergehalte (26 bis 64%) auf (Übersicht 2). Außerdem profitierten sie stark von einer deutlich besseren Verfügbarkeit von pflanzenverfügbarem Bodenstickstoff in der Nachtrockenperiode. Dieser betrug viermal mehr als in nicht gestressten Beständen!
Durch dieses starke kompensatorische Wachstum fielen die Verluste im Jahresertrag nur gering aus: Im Sommer gestresste Mischbestände hatten auf tiefgründigen Lagen im Schweizer Mittelland im Durchschnitt nur einen um ca. 10% geringeren Jahresertrag.
Veränderung auch positiv
Wärmere Temperaturen und weniger Niederschlag können für Futterbauflächen in Grenzertragslagen wie im Berggebiet oder an niederschlagsreichen Nordhängen auch von Vorteil sein.
Die höheren Temperaturen haben ein besseres Wachstum zur Folge, und die Vegetationsperiode wird länger. Landwirte, die ihr Weidemanagement entsprechend anpassen, können in höheren Lagen künftig wohl mit mehr und mit günstigerem Futter rechnen.