Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

Neue Gefahr: SBR in Zuckerrüben

Lesezeit: 4 Minuten

Durch die trockenwarmen Sommer breitet sich die SBR-Krankheit in Rüben immer weiter aus. In Baden-Württemberg sind die Schäden bereits massiv, Bayern scheint noch verschont zu sein.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Schilf-Glasflügelzikade mag es gern trocken und warm. Daher konnte sie sich in den letzten zwei Jahren vielerorts neuen Lebensraum erobern. Auch weite Teile Baden-Württembergs gehören dazu. Im Schlepptau hatte sie dabei eine gefährliche Krankheit, die den Zuckerrübenanbau mittlerweile massiv bedroht: Das sogenannte „Syndrome Basses Richesses“– kurz SBR – könnte man mit „Syndrom niedriger Zuckergehalte“ übersetzen.


Verursacht wird es durch zwei Bakterienarten (Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus und Candidatus Phytoplasma solani), die von der Zikade beim Saugen von Pflanze zu Pflanze übertragen werden.


In der Zuckerrübe lagern sich die beiden Erreger im Phloem der Pflanzen an und führen dadurch zu den typischen Verbräunungen der Leitbündel. Durch das Verholzen der Leitbündel ist die Pflanze im Nährstofftransport und in der Zuckereinlagerung eingeschränkt, wodurch die Zuckergehalte deutlich sinken.


Gelbgefärbte Bestände


Bereits 1991 sind in den französischen Regionen Burgund und Jura erstmals Zuckerrübenschläge mit der ungewöhnlichen Gelbfärbung aufgefallen.Diese ließen sich nicht mit den typischen Ursachen für eine Vergilbung – wie etwa Viren oder Nährstoffmangel – erklären.


Bei näherer Betrachtung der Pflanzen stellte man zudem lanzettlich verformte Herzblätter sowie im Querschnitt der Zuckerrübe verbräunte Leitbündel fest. Besonders erschreckend für die Anbauer waren jedoch die um bis zu 5% niedrigeren Zuckergehalte gegenüber gesunden Pflanzen sowie das bis zu 25% geringere Gesamtgewicht der Rüben. In Frankreich waren 1992 bereits rund 1000 ha davon befallen, wodurch sich die Erlöse halbierten.


Mehrere Überträger


Als Hauptüberträger der Krankheit konnte die in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordafrikas verbreitete Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) identifiziert werden. Es gibt jedoch weitere Vektoren, die aber noch nicht ausreichend erforscht sind.


Der ursprüngliche Lebensraum der Schilf-Glasflügelzikade fand sich in Mooren und anderen Feuchtgebieten, oftmals auch entlang fließender Gewässer. Ihre natürliche Wirtspflanze ist das Schilf, mittlerweile ist sie jedoch auch an Zuckerrüben zu finden – die Gründe hierfür sind vollkommen unbekannt. Und auch in anderen Kulturen wie etwa Mais, Gemüse und Getreide kommt sie vor.


Der Zyklus der Zikade


Aktuell wird davon ausgegangen, dass der Entwicklungszyklus folgendermaßen abläuft: Die geflügelten erwachsenen Zikaden wandern im Juni/Juli in die Zuckerrübenschläge ein. In besonders warmen Jahren ist offenbar eine zweite Generation möglich. In den Rübenbeständen ernähren sich die adulten Tiere durch Saugen an den Blättern. Die Eiablage erfolgt unter der Erdoberfläche. Dort entwickeln sich die Nymphen der Zikade in einem Gespinst, und ernähren sich vermutlich durch Saugen an Rübenkörpern und an den Wurzeln des Winterweizens. Über den Winter findet eine Entwicklungspause der Nymphen statt. Im Juni/Juli sind die Tiere vollständig entwickelt und fliegen aus den Weizenbeständen in die Zuckerrübenschläge und der Kreislauf beginnt von Neuem.


Da die Bakterien bereits teilweise durch das Elterntier an die Eier weitergegeben werden und nicht erst über das Saugen der Zikaden, ist mit einer deutlich stärkeren Ausbreitung zu rechnen, als dies beispielsweise bei Vergilbungsviren – übertragen durch Blattläuse – der Fall ist. Die Übertragung der Erreger kann durch jedes Entwicklungsstadium der Schilf-Glasflügelzikade er-folgen.


Was dagegen tun?


Erste Ansätze zur Bekämpfung aus Frankreich zielen auf die Nymphe ab. Bisher liegen allerdings erst einjährige Versuchsergebnisse vor, deren Aussagekraft relativ gering ist.


Als eine Möglichkeit der effektiven Reduktion wird beispielsweise die Aussaat von Sommergetreide anstelle von Winterweizen angeführt. Weiterhin schien auch die Bodenbearbeitung einen Einfluss auf die Nymphen zu haben. Hierbei wurden jedoch teils widersprüchliche Ergebnisse produziert. Bei Fruchtfolge und Bodenbearbeitung muss jedoch immer im Hinterkopf bleiben, dass diese Möglichkeiten der Vektorenkontrolle nur sehr beschränkt in der Fläche anwendbar sind. Der Grund dafür: Alle Betriebe in einer Befallsregion müssten diese Empfehlung umsetzen, um den gewünschten Erfolg zu erzielen.


Versuche, die Insekten mit einem Pyrethroid zu bekämpfen, waren vielversprechend. Jedoch lagen die Aufwandmengen und die Applikationshäufigkeit jenseits jeglicher Wirtschaftlichkeit und Genehmigungsfähigkeit. Diese Ergebnisse können daher nur der Ausgangspunkt für neue Forschung sein.


Ein weiterer Baustein in der SBR-Bekämpfung könnten tolerante oder resistente Sorten sein, wie dies bei vielen anderen Zuckerrüben-Krankheiten bereits üblich ist. Hierzu laufen Versuche, vorläufige Ergebnisse gibt es im Früjahr 2020. silvia.lehnert@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.