Darum gehts: In vielen Regionen entstehen derzeit neue Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Ist die Landwirtschaft dabei nur der Verlierer oder kann sie auch gewinnen?
Pro
Kontra
Die Landwirtschaft ist wesentlich vom Klimawandel betroffen. Auf diese Entwicklung müssen wir konsequent reagieren – auch mit Photovoltaik.
Unser Leitsatz lautet: selber machen. Unsere Verbündeten: die Kommunen. Sie bestimmen über die Bauleitplanung und können Bedingungen für die Umsetzung der Anlagen formulieren.
Sieben Bedingungen sollten bei der Entscheidung für oder gegen ein PV-Projekt berücksichtigt werden:
PV-Freianlagen sollten so klein wie möglich und so groß wie nötig sein. Zu begrüßen sind kleinere, zu einer Anlage zusammengefasste Einheiten, um viele Eigentümer einzubinden.
Sie müssen in das Landschaftsbild passen. Bürger und Bauern vor Ort sollten entscheiden, ob und wo die Anlage sinnvoll ist.
Die Flächen müssen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden, z.B. durch Tierhaltung. Der Bewuchs soll einen Beitrag zur Artenvielfalt liefern.
Wesentlich ist, dass Projekte als echte Bürgerprojekte in Genossenschaften oder GmbH & Co. KGs umgesetzt werden. Alle Mitbürger der Gemeinde und Region sind eingeladen, sich zu beteiligen.
Der Sitz des Unternehmens muss am Projektstandort liegen, um die maximale Gewerbesteuer in der Ortschaft zu halten.
30% des potenziellen Pachtzinses sind an die Jagdgenossenschaft zur Sicherung des Wegenetzes zu leisten.
Auch die Pächter müssen einen fairen Ausgleich für ihre Bereitschaft, aus laufenden Pachtverträgen auszusteigen, erhalten.
PV-Freianlagen sind eine Chance für uns Bäuerinnen und Bauern – aber nur, wenn wir in der Lage sind, die Projekte selbst umzusetzen. Großinvestoren „unser Feld“ zu überlassen, ist keine Lösung.
Landwirtschaftliche Flächen müssen für die Landwirtschaft nutzbar bleiben, um die notwendigen und von der Gesellschaft geforderten regionalen Lebensmittel herstellen zu können. Durch PV-Freiflächenanlagen gehen Flächen für die Landwirtschaft aber unwiderruflich verloren.
Die politischen Rahmenbedingungen zwingen uns zu mehr Fläche pro GV. Vor allem die 170-kg-N-Regelung pro Hektar sorgt dafür, dass Betriebe selbst in Gunstre-gionen mit hohem Nährstoffumsatz Fläche hinzupachten müssen.
Biobetriebe in der Umstellung sind auch ohne Ausweitung der Produktion auf zusätzliche Flächen angewiesen. Gehen diese durch PV-Anlagen verloren, wird der politisch gewollte Anstieg der Bioerzeugung wohl kaum funktionieren. Die derzeit geäußerte Hoffnung, dass durch aussteigende Biogasbetriebe viel Fläche frei wird, teile ich nicht.
Gerade in unserer viehstarken Region ist Fläche der wichtigste begrenzende Faktor für die Entwicklungsfähigkeit unserer Betriebe. Mit jeder Begrenzung steigt der Preis auf Kosten der Bauern.
Ich sehe in den PV-Freiflächenanlagen zudem die Gefahr, dass sie landwirtschaftliche Flächen in der anhaltenden Niedrigzinsphase verstärkt als Investitionsobjekt in den Fokus rücken. Der Preis für Flächen würde unaufhaltsam steigen.
Unsere Gesetze zum Vorkaufsrecht sind zu durchlässig, um eine weitere Abwanderung in Privathand aufzuhalten. Und den Verpächtern würde man hiermit zusätzliche Argumente für höhere Pachtpreise liefern.
Wenn landwirtschaftliche Flächen für Photovoltaik genutzt werden, dann bitte nur mit einer landwirtschaftlichen Produktion, wie z.B. im Obstbau statt Hagelnetzen.
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Darum gehts: In vielen Regionen entstehen derzeit neue Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Ist die Landwirtschaft dabei nur der Verlierer oder kann sie auch gewinnen?
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Die Landwirtschaft ist wesentlich vom Klimawandel betroffen. Auf diese Entwicklung müssen wir konsequent reagieren – auch mit Photovoltaik.
Unser Leitsatz lautet: selber machen. Unsere Verbündeten: die Kommunen. Sie bestimmen über die Bauleitplanung und können Bedingungen für die Umsetzung der Anlagen formulieren.
Sieben Bedingungen sollten bei der Entscheidung für oder gegen ein PV-Projekt berücksichtigt werden:
PV-Freianlagen sollten so klein wie möglich und so groß wie nötig sein. Zu begrüßen sind kleinere, zu einer Anlage zusammengefasste Einheiten, um viele Eigentümer einzubinden.
Sie müssen in das Landschaftsbild passen. Bürger und Bauern vor Ort sollten entscheiden, ob und wo die Anlage sinnvoll ist.
Die Flächen müssen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden, z.B. durch Tierhaltung. Der Bewuchs soll einen Beitrag zur Artenvielfalt liefern.
Wesentlich ist, dass Projekte als echte Bürgerprojekte in Genossenschaften oder GmbH & Co. KGs umgesetzt werden. Alle Mitbürger der Gemeinde und Region sind eingeladen, sich zu beteiligen.
Der Sitz des Unternehmens muss am Projektstandort liegen, um die maximale Gewerbesteuer in der Ortschaft zu halten.
30% des potenziellen Pachtzinses sind an die Jagdgenossenschaft zur Sicherung des Wegenetzes zu leisten.
Auch die Pächter müssen einen fairen Ausgleich für ihre Bereitschaft, aus laufenden Pachtverträgen auszusteigen, erhalten.
PV-Freianlagen sind eine Chance für uns Bäuerinnen und Bauern – aber nur, wenn wir in der Lage sind, die Projekte selbst umzusetzen. Großinvestoren „unser Feld“ zu überlassen, ist keine Lösung.
Landwirtschaftliche Flächen müssen für die Landwirtschaft nutzbar bleiben, um die notwendigen und von der Gesellschaft geforderten regionalen Lebensmittel herstellen zu können. Durch PV-Freiflächenanlagen gehen Flächen für die Landwirtschaft aber unwiderruflich verloren.
Die politischen Rahmenbedingungen zwingen uns zu mehr Fläche pro GV. Vor allem die 170-kg-N-Regelung pro Hektar sorgt dafür, dass Betriebe selbst in Gunstre-gionen mit hohem Nährstoffumsatz Fläche hinzupachten müssen.
Biobetriebe in der Umstellung sind auch ohne Ausweitung der Produktion auf zusätzliche Flächen angewiesen. Gehen diese durch PV-Anlagen verloren, wird der politisch gewollte Anstieg der Bioerzeugung wohl kaum funktionieren. Die derzeit geäußerte Hoffnung, dass durch aussteigende Biogasbetriebe viel Fläche frei wird, teile ich nicht.
Gerade in unserer viehstarken Region ist Fläche der wichtigste begrenzende Faktor für die Entwicklungsfähigkeit unserer Betriebe. Mit jeder Begrenzung steigt der Preis auf Kosten der Bauern.
Ich sehe in den PV-Freiflächenanlagen zudem die Gefahr, dass sie landwirtschaftliche Flächen in der anhaltenden Niedrigzinsphase verstärkt als Investitionsobjekt in den Fokus rücken. Der Preis für Flächen würde unaufhaltsam steigen.
Unsere Gesetze zum Vorkaufsrecht sind zu durchlässig, um eine weitere Abwanderung in Privathand aufzuhalten. Und den Verpächtern würde man hiermit zusätzliche Argumente für höhere Pachtpreise liefern.
Wenn landwirtschaftliche Flächen für Photovoltaik genutzt werden, dann bitte nur mit einer landwirtschaftlichen Produktion, wie z.B. im Obstbau statt Hagelnetzen.