Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

So wird Ihre Sommergerste unschlagbar

Lesezeit: 6 Minuten

Sie reagiert empfindlich auf Strukturschäden und mag keine Altverunkrautung. Was sich selbst Profis vor der Aussaat der Sommergerste nochmal bewusst machen sollten.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wenn die Kulturführung stimmt, gibt es wohl keine andere Sommerung, die mit weniger Dünger und Pflanzenschutzmitteln so gute Erträge erzielen kann, wie die Braugerste. Im vergangenen Jahr war mancherorts, wie z.B. im Oberpfälzer Jura, bei der Braugerste ein zweiphasiges Auflaufen zu sehen. Entwickelt sich die Sommergerste dagegen vom Start an gleichmäßig, ist eine gute Grundlage für hohe Erträge und für die erfolgreiche Herbizid-Behandlung gelegt.


Die ersten Schritte Für einen gleichmäßigen Aufgang sind folgende Parameter entscheidend:


  • Keine Altverunkrautung: Eine etwaige Altverunkrautung, wie sie häufig nach Zwischenfrüchten der Fall ist, muss vor der Saat chemisch oder mechanisch bekämpft werden. Zwischenfrüchte mit starkem Besatz an Ackerfuchsschwanz, Storchschnabel, teppichartig sich ausbreitender Vogelmiere oder Quecke, sollten auch chemisch beseitigt werden, da diese Unkräuter mit der Bodenbearbeitung meist nicht vollständig zu bekämpfen sind.
  • Keine Strukturschäden: Bei Sommergerste zählen die ackerbaulichen Basics zu Bodenbearbeitung und Aussaat mehr denn je: Die Kultur verzeiht keine Strukturschäden weder vor, bei der Saat oder nach der Ernte der Vorfrucht im Sommer/Herbst. Sollte es dennoch zu Strukturschäden kommen, sind diese unbedingt im Vorjahr zu beseitigen. Denkbar ist hier z.B. der Einsatz des Pfluges vor der Zwischenfrucht-Aussaat.
  • PH-Wert einstellen: Die Sommergerste reagiert sehr stark auf einen erhöhten Säuregehalt. Schauen Sie im LfL-Düngeleitfaden nach dem optimalen pH-Wert für Ihre Bodenart.
  • Frühe Saat: Grundsätzlich sollte so früh wie möglich ausgesät werden, um einen gleichmäßigen Auflauf zu erzielen. Die Saattiefe wird sehr oft zu wenig kontrolliert! Die exakte Ablage sollte 2,5 bis 3 cm tief erfolgen. Anschließend ist eine gute Rückverfestigung unverzichtbar, um einen schnellen und gleichmäßigen Aufgang mit kapillarem Bodenschluss sicher zu stellen.
  • Aussaatstärke beachten: Bei der Aussaatstärke ist es wichtig, sich vorher über den Ziel-Ährenbestand Gedanken zu machen. Die Faustformel lautet 10dt je 100 Ähren/m² Ertrag, bei einem Ährenertrag von 1 g.


Herausforderungen bei der Unkrautbekämpfung


Durch die sehr kurze Bestockungsphase des Sommergetreides ist das Anwendungsfenster für eine Herbizidbehandlung relativ kurz. Sommergerste braucht kulturverträgliche Behandlungen, um die Triebzahl zu erhalten. Durch die Witterungseinflüsse in den letzten Jahren war das oft ein Problem. Aus diesem Grund ist auch von einer Herbizidbehandlung vor Frost abzuraten, da allein der erstmalige Temperaturschock (ab -3°C kritisch!) für die Sommergerste schon viel Stress darstellt. Gerade angesichts der eingeschränkten Düngung der Sommergerste sollten Sie in diesem Jahr penibel darauf achten, andere Stresssituationen für die Kultur zu vermeiden. Den Bestand später wieder anzuschieben, ist jetzt nicht mehr so leicht möglich und alle Maßnahmen sollten gut „verdaulich“ sein, um die Pflanzen möglichst vital zu halten. Das ist besonders wichtig um Blattverbräunungen (PLS, Ramularia) von vornherein in Schach zu halten.


Vier Schwerpunkt-Lösungen


In Übersicht 1 finden Sie verschiedene Tankmischungen mit verträglichen Herbiziden, die vor allem gegen zweikeimblättrige Unkräuter wirken. Der erste Block bezieht sich auf breit wirksame Lösungen auf Basis von Sulfonylharnstoffen. Sie wirken verstärkt gegen Knöterich, Stiefmütterchen und Storchschnabel. Der zweite Block umfasst Möglichkeiten bei stärkerem Ehrenpreisbefall. Hierbei kommt vor allem das Produkt Artus in Kombinationen zum Einsatz.


Mögliche Aufhellungen/Sprenkelungen durch den (Kontakt-)Wirkstoff Carfentrazon sind in den seltensten Fällen ertragswirksam. Durch eine vorübergehende Schwächung der Pflanzen können sich aber Krankheiten, wie der Mehltau, als obligater Parasit leichter etablieren. Halten Sie deshalb die Behandlungsansprüche der Herbizide, wie z.B. im Falle von Artus eine gute Wachsschicht, ein. Der dritte Block enthält Empfehlungen für resistente Vogelmiere, die sich in unserem Beratungsgebiet langsam ausbreitet. Hierbei wird die Grundleistung durch wuchsstoffhaltige Herbizide erreicht, diese sind aktuell in Bayern noch nicht von Resistenzen betroffen.


Zu weiteren Breitbandherbiziden finden Sie auf der Webseite der LfL Bayern (www.lfl.bayern.de) detaillierte Informationen


Flughafer-Besatz beobachten


Meist können Sie in den Sommerungen auf Gräserherbizide verzichten. Auf starken Flughafer-Besatz sollten Sie jedoch achten. Er läuft als Warmkeimer in der Regel erst relativ spät und oftmals in zwei Phasen wellenartig auf, sodass in den meisten Fällen eine extra Überfahrt mit Axial 50 zu empfehlen ist. Diese kann in Kombination mit Biathlon 4 D geschehen, sollte aber dann in BBCH 25 bis 29 stattfinden.


Beide Produkte sind zwar bis EC 39 als Spätbehandlung zugelassen, jedoch ist ein Wirkungsabfall zu erwarten. Der Grund: Der Reihenschluss am Bestockungsende verhindert die Aufnahme der fast rein blattaktiven Wirkstoffe (Pinoxaden, Tritosulfuron und Florasulam). Des Weiteren wird mit zunehmender Temperatur die Kulturverträglichkeit schlechter, die Entgiftung der Präparate durch die Begleitflora aber beschleunigt. Gerade bei den Klassen 1 und 2 (vormals HRAC: A, B) ist deren Resistenzentwicklung zu beachten.


Sulfonylharnstoff reduzieren


Langjährig stark einseitige Herbizid- Anwendungen durch ALS-Hemmer führten 2013 zum Auftreten erster resistenter Vogelmieren im Beratungsgebiet. Diese sind aktuell lokal sehr begrenzt. Um eine Ausbreitung dieser Problempflanzen zu verhindern, empfehlen wir Betrieben, mit verstärktem Einsatz von Sulfonylharnstoffen und florasulamhaltigen Herbiziden (Primus etc.) leicht bekämpfbare Unkräuter in der Sommergerste ohne Sulfonylharnstoff zu bekämpfen. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens verringert sich das Resistenzrisiko und zweitens gibt es so weniger Nachbaubeschränkungen bei nachfolgend angebauten Zwischenfrüchten und Raps durch nicht abgebaute herbizide Wirkstoffe (wie Metsulfuron).


Besonders bei den Wurzelunkräutern ist es wichtig, dass diese ausreichend entwickelt sind und auch gut mit Spritzbrühe benetzt werden. Bei den Wuchsstoffen, die man dafür einsetzt, ist eine wüchsige Witterung (warm und feucht) im Gegensatz zum ACCase-Hemmer von Vorteil. Beim Einsatz gilt es jedoch zu beachten, die synthetischen Auxine (Pflanzenhormon für Längenwachstum) nicht zu nah am Wachstumsreglertermin zu platzieren. Das gilt gerade auch bei Anwendungen mit dem Wirkstoff MCPA (z.B. “U46 M-Fluid“, “Dicopur M”, “Duplosan Super”).


Herbizid-Strategien über die Fruchtfolge


Bei der Wahl des richtigen Herbizides kommt es vor allem auf die betriebseigene Fruchtfolge an. In Fruchtfolgen mit Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais sind oft die Knöterich- und Geranienarten, wie Storchschnabel oder Reiherschnabel, ein großes Problem. Da sie im Getreide leicht und vor allem sehr günstig zu bekämpfen sind, muss hier eine nahezu hundertprozentige Wirkung erreicht werden.


Wenn die dikotylen Unkräuter zur Samenreife kommen, potenziert sich die Gefahr ihrer Ausbreitung langfristig sehr stark. Eine Reduzierung der Aufwandmengen ist absolut nicht empfehlenswert. Der Wegfall herbizider Wirkstoffe bei den Blattfrüchten ist oft nur noch fruchtfolgeübergreifend im Getreide zu kompensieren.


Es bringt kurzfristig wenig, in der Sommergerste 10 bis 15€/ha einzusparen, wenn dann zum Beispiel im Silomais langfristig die Herbizidstrategie mit erhöhten Wirkstoffmengen und einer eventuellen zusätzlichen Überfahrt korrigiert werden muss.


In Fruchtfolgen mit langjährig starkem Rapsanbau bzw. einem hohen Anteil von Raps in der Fruchtfolge ist das Hauptaugenmerk auf das Ackerstiefmütterchen zu legen.


silvia.lehnert@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.