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Striegel und Hacke: Auf die Einstellung kommt es an

Lesezeit: 6 Minuten

Striegel und Hacke wirken effizient, wenn sie richtig eingestellt sind und ihr Einsatz kulturspezifisch erfolgt. Die Bioberater Alexander Watzka und Erhard Gapp zeigen, wie es geht.


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Die mechanische Unkrautregulierung mit Hacke und Striegel ist im ökologischen Landbau zwar nur ein Baustein von vielen verschiedenen ackerbaulichen Maßnahmen. Doch man verschenkt Potenzial, wenn man diese beiden Geräte falsch einstellt, zum falschen Zeitpunkt und ohne Strategie einsetzt.


Wann StriegeLn, wann hacken?


Der Striegel kann im Vor- und frühen Nachauflauf sowie bis Kniehöhe des Bestandes eingesetzt werden (Übers. 1). Der Boden muss dafür schüttfähig sein. Ist er zu nass, entfällt die Verschüttungswirkung. In trockenen, verkrusteten Böden greifen die Zinken nicht ein. Den höchsten Wirkungsgrad zeigt das Striegeln im Fädchen- bis Keimblattstadium der Unkräuter und -gräser.


Blindstriegeln macht nur Sinn, wenn Sie tatsächlich keimende Unkräuter oder weiße Keimfäden in der obersten Bodenschicht finden. Wird das Unkraut größer, lässt die Wirkung des Striegels nach. Der Grund: Beikräuter lassen sich schlechter verschütten, das Herausreißen wird durch die zunehmende Verwurzelung ebenfalls schwieriger.


Dann findet die Hacke ihren Einsatz. Zwischen den Reihen stehendes Unkraut kann auch noch in den ersten Laubblattstadien gut gehackt werden. Was in der Reihe steht, lässt sich durch das Häufeln von Erde an die Reihe teilweise verschütten. Je effizienter allerdings die ersten Maßnahmen mit dem Striegel sind, desto einfacher gestaltet sich das spätere Hacken.


Einsatz gut vorbereiten


Jedes Gerät der mechanischen Beikrautregulierung erzielt seine Wirkung über den Bodeneingriff. Daher muss der Boden bereits vor der Saat optimal dafür vorbereitet werden.


  • Nur auf ebenem Acker ist eine exakte Striegel- oder Hackarbeit möglich. Achten Sie bei der Saatbettbereitung und bei der Aussaat sorgfältig auf eine ebene Bodenoberfläche. Walzen vor und/oder nach der Saat kann helfen.
  • Eine gleichmäßige, exakte Tiefenablage des Saatkorns reduziert Kulturpflanzenverluste. Orientieren Sie sich dabei an der maximal möglichen Saattiefe der jeweiligen Kultur. Bei zu flach abgelegten Körnern steigen die Verluste beim späteren Striegeln an.
  • Die Saatmenge kann um 10 bis 20% erhöht werden, um unvermeidbare Kulturpflanzenverluste bei mechanischen Pflegegängen auszugleichen.


Verluste minimieren


Bei jeder mechanischen Unkrautbekämpfung treten Pflanzenverluste durch mechanische Beschädigungen auf. Diese können Sie senken, indem Sie den Geräteeinsatz bestmöglich terminieren. Arbeiten Sie mittags, bei wärmeren Temperaturen. Dann ist der Zelldruck der Pflanzen am geringsten, sie werden elastisch und knicken nicht ab. Eine Trockenphase von ein bis zwei Tagen nach dem Einsatz, verbessert zudem die Regulierungswirkung. Bei Frost oder zu erwartenden Nachtfrösten sollten Sie nicht striegeln. Frost trocknet die freigelegten Wurzelhälse aus und erschwert die Wundheilung der Pflanze.


Striegel richtig einstellen


Beim Blindstriegeln sind die begrenzenden Faktoren die Saattiefe und die Länge des Keimsprosses. Sie geben an, wie tief Sie maximal in den Boden eingreifen dürfen. Ein 5 cm tief gesätes Maiskorn mit 2 cm langem Keimspross ergibt eine maximale Arbeitstiefe von ca. 2 cm inklusive Spielraum.


Stellen Sie die Zinken deshalb schleppend ein, d.h. mit einem Neigungsgrad der Zinkenenden von 90° zur Bodenoberfläche. Somit bewegen Sie das Maximum an Boden und dringen am wenigsten tief ein. Die Fahrgeschwindigkeit kann je nach Bodenoberfläche zügig, etwa 6 bis 10 km/h, sein.


Minimum-Maximum-Prinzip


Beim Striegeln im frühen Nachauflauf sollten die Zinkenenden etwas auf „Griff“ gestellt, also der Winkel etwas abgeflacht sein. Somit wird weniger Boden bewegt, die junge Kulturpflanze weniger verschüttet und Unkräuter besser enterdet. Reduzieren Sie in sehr jungen Kulturbeständen die Fahrgeschwindigkeit auf max. 1,5 bis 2km/h.


Je stärker die Kulturpflanze sich verwurzelt, desto aggressiver können Sie die Zinkenenden „auf Griff“ einstellen und die Fahrgeschwindigkeit erhöhen. So lassen sich auch größere Unkräuter erfassen. Gerade die ersten Pflegegänge mit dem Striegel in jungen Kulturpflanzenstadien sind oft kritisch, aber auch wirkungsvoll. Hier gilt es, das richtige Verhältnis zwischen Unkrautreduzierung und Pflanzenverlusten zu finden.


Eine Hilfestellung kann das Minimum-Maximum-Prinzip sein: Das Minimum gibt an, wie aggressiv Sie den Striegel mindestens einstellen müssen, um einen akzeptablen Wirkungserfolg zu haben. Das Maximum gibt an, wie aggressiv der Striegel maximal arbeiten darf, damit die Pflanzenverluste vertretbar sind. Je kleiner das Unkraut und je größer die Kulturpflanze desto einfacher ist diese Gratwanderung.


Hacke richtig einstellen


Die Einstellung der Hacke ist im Vergleich zum Striegel um Einiges einfacher, da die Hacke nicht „selektieren“ muss. Alle Pflanzen, die sich vor dem Hackschar befinden, werden erfasst. Bei empfindlichen Kulturen, wie bei Rübe oder Mais, kann in frühen Kulturstadien der Einsatz von Kulturschutzblechen oder -scheiben sinnvoll sein – dies verhindert ein Verschütten der jungen Pflanzen.


Sobald die Kultur aus dem empfindlichsten Stadium herausgewachsen ist, sollte beim Hacken etwas Boden in die Reihe gehäufelt werden. Dies kann durch Zusatzwerkzeuge wie Flachhäufler am Hackschar oder Fingerhacken geschehen. Bei engeren Reihenabständen – wie z.B. bei Getreide auf 25 cm Reihenabstand – reicht es häufig, das Hackgerät etwas auf die Spitze zu stellen, sodass das Gänsefußschar eine leicht häufelnde Wirkung erzielt.


Kontrollieren und nachregulieren


Den Erfolg mechanischer Pflegegänge sollten Sie mehrmals überprüfen. Gehen Sie dabei mit System vor:


  • Während der Pflegemaßnahme vergleichen Sie mehrfach die bearbeitete und unbearbeitete Fläche durch Auszählen oder Abschätzen:27
  • Wie viel Unkräuter wurden verschüttet, herausgerissen und enterdet?
  • Wie viel Unkräuter haben den Bearbeitungsgang überlebt?
  • Wie stark ist die Pflanze geschädigt?


  • Dokumentieren Sie kurz diese Ergebnisse, um die Notwendigkeit weiterer Pflegemaßnahmen sowie die dann erforderliche Geräteeinstellung besser einschätzen zu können. Ein Beispiel: 70/5 bedeutet 70 % der Beikräuter wurden erfolgreich reduziert, 5 % betrugen die Kulturpflanzenverluste.31


  • Bei ungenügender Beikrautreduzierung durch den Striegel im ersten Durchgang kann eine sofort nachfolgende Überfahrt in Gegenrichtung zur ersten Bearbeitung oder diagonal zur Saatreihe eine Option darstellen.32


  • Beobachten Sie die Fläche erneut in den nächsten Tagen. Ist eine weitere Bearbeitung nötig? Gehen Sie dabei wie bei Punkt 1 vor.33


Kulturführungspläne


Aus den Kulturführungsplänen in den Übersichten 2 und 3 können Sie verschiedene Einsatzstrategien der mechanischen Unkrautregulierung entnehmen.


Je nach Witterung, Beikrautbesatz oder Entwicklungsstadium der Kulturpflanze kann sich die Situation am Acker anders darstellen. Wenden Sie daher das Minimum-Maximum-Prinzip am Acker an und beobachten Sie nach dem Bonitur-Schema. Nur dann können Sie die beiden Geräte wirkungsvoll einsetzen.


Alexander Watzka, Bioland-Beratung; Erhard Gapp, Demeter-Beratung


silvia.lehnert@topagrar.com

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