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Akku-Energie für drei Futtertage

Lesezeit: 5 Minuten

Weil die nächste Abgasstufe den Dieseltriebkopf kleiner Selbstfahrer sehr teuer gemacht hätte, ist Siloking auf den E-Antrieb umgestiegen. Wir haben zwei Praktiker besucht, die damit arbeiten.


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Im Stall ist es ruhig, sehr ruhig. Obwohl Karl Baumgartner seinen Fleckviehkühen gerade das Futter vorlegt. Man hört maximal den Rückfahrpieper, wenn der oberbayerische Landwirt mit seinem Siloking eTruck rangiert. Im Stall der Baumgartners stehen 52 Milchkühe plus Nachzucht. Den elektrischen Mischwagen mit 8 m3 Volumen hat der Landwirt seit November 2017 im Einsatz. Vorher fütterte er per Silokamm, der an einem Stapler angebaut war. Zusätzliche Vorteile bringt der Elektromischer in alten Gebäuden: Niedrige Bauhöhe, keine Abgase, wendiges Fahrwerkskonzept mit Hecklenkung.


Wir besuchen den Betrieb im Ort Kagern bei Altötting zusammen mit dem Siloking-Produktmanager, Dr. Philipp Twickler, der uns einen Überblick über die Entwicklung der Maschinen gibt.


Im kompakten Bereich waren die Selbstfahrer von Siloking bis vor einem Jahr noch mit Diesel-Triebköpfen von Weidemann unterwegs. Die kommende Abgasstufe V sorgt in diesem Leistungsbereich für einen erheblichen Preissprung – das war der Anlass für Siloking, die kleinen Fahrzeuge komplett auf Akku-Antrieb umzustellen. Ein Mischwagen bringt dafür entscheidende Vorteile mit: Einsatzzeiten, Mischleistung und der Ort sind nahezu immer gleich und deshalb gut planbar.


Strom für 100 Kühe:

Bei der Entwicklung hat sich Siloking wichtige Eckpunkte gesetzt: Möglichst viele Komponenten sollten von den vorhandenen Baureihen stammen. Die Akku- und Antriebstechnik musste sich bereits im gewerblichen Einsatz bewährt haben. Die Akku-Kapazität sollte beim 8 m3-​Wagen auf 100 Milchkühe plus Nachzucht und mindestens drei Mischungen ausgelegt sein. Die Leistung hängt natürlich vom Rezept, der Materialdichte, der Mischdauer und der Außentemperatur ab.


Die Bayern entschieden sich für die 80 Volt-Technologie aus dem Staplerbereich: Antrieb, Akku und Ladetechnik stammen vom Spezialisten Jungheinrich. Es gibt mittlerweile zwei Einschneckenmischer mit 8 und 10 m3 sowie ein Modell mit zwei Mischschnecken und 14 m3 Volumen. Der Antriebskopf mit der abgespeckten Kabine vom Selbstfahrer Selfline ist bei allen gleich.


Die Blei-Säure-Akkus vertragen bis zu -26°C Außentemperatur und sind direkt über der Antriebsachse untergebracht. Anders als beim Pkw ist das Gewicht der Blei-Technik hier sogar ein Vorteil: Die 1250 bis 1800 kg sorgen auch bei leerem Wagen für sichere Traktion.


Die Batterie-Kapazität der beiden kleineren Modelle beträgt serienmäßig 465 Ah und optional 620 Ah. Damit sind im Schnitt drei bzw. fünf Stunden Einsatzdauer möglich. Der Zweischneckenmischer kommt serienmäßig mit 620 Ah und optional mit 775 Ah. Zur Wartung reicht es, den Wasserstand des Akkus zu kontrollieren bzw. zu korrigieren sowie alle 1000 h die wenigen Liter Hydraulik- und Getriebeöl zu wechseln. Zur Reparatur lässt sich die seitlich eingeschobene Batterie auch leicht per Stapler herausheben.


Hohes Anfahrmoment:

Alle Wagen fahren bis zu 20 km/h und haben eine 12 t Achse von Jungheinrich plus 18 kW-​Fahrmotor. Ein weiterer 15 kW-Motor treibt die Mischtechnik an. Positiv beim Start des beladenen Mischers ist das hohe Anfahrmoment eines E-Motors. Die elektronische Steuerung regelt die Schneckendrehzahl von 17 bis 33 U/min.


Zur Restentleerung lässt sie sich per Knopfdruck zehn Sekunden auf rund 50 U/min boosten. Ein dritter, kleiner Motor versorgt die Hydraulikfunktionen (Schieber, Lenkung). Es überrascht, mit wie wenigen Komponenten der elektrische Selbstfahrer auskommt, wenn man ihn auf der Montagelinie mit den (größeren) Dieselfahrzeugen vergleicht.


Landwirt Karl Baumgartner gibt zu, dass er sich anfangs nicht vorstellen konnte, elektrisch zu füttern und deshalb ein Dieselfahrzeug in ähnlicher Größe ausprobiert hatte. Mittlerweile überzeugt ihn aber das elektrische Konzept. Das Laden der Akkus übernimmt eine externe Station. Siloking gibt eine Lebensdauer von 1600 Volllade-Zyklen an. Wenn der Akku alle zwei Tage an der Steckdose hängt, sind das neun Jahre.


Bei unserem Besuch im März herrschten noch Minusgrade in Oberbayern. Gestartet mit vollem Akku hatte Karl Baumgartner in den letzten drei Tagen bereits sechs Mischungen verteilt und noch 58% Kapazität auf der elektronischen Ladeanzeige.


Solarstrom tanken:

Der Betrieb besitzt drei Solaranlagen, eine davon mit 48 kW Peakleistung nutzt er zum Aufladen des Mischers (Eigenverbrauch; bei bedecktem Wetter auch per Netzstrom möglich). Im Schnitt hängt der Wagen alle drei Tage an der Ladesteckdose und es dauert dann rund sechs Stunden, die Batterien zu füllen. Nach Erfahrungen von Karl Baumgartner passt dann an sonnigen Tagen etwa die Hälfte der Solar-Tagesleistung in den Akku.


Landwirt Ludwig Ober bewirtschaftet in der Nähe den zweiten Betrieb auf unserer Rundreise. Bisher füttert er seine 70 Kühe plus Nachzucht mit einem 5 m3-Selbstfahrer und Dieseltriebkopf. Er käme besser mit einem 8 m3-​Wagen klar und testet deshalb seit einigen Tagen einen elektrischen Vorführer in dieser Größe.


Bei seinem vier Jahre alten Diesel-Mischer hat der Praktiker einen Verbrauch von rund 0,9 l/t ermittelt, bei etwas längerer Mischdauer. Um das gleiche Ergebnis zu erreichen, verbrauchte sein Testmischer 3,0 bis 3,5 kWh pro t. Bei steigenden Temperaturen rechnet Ludwig Ober mit einer besseren Effizienz. Unter dem Strich geht der Betriebsleiter derzeit von gleichen Betriebskosten pro t Futter aus. Wenn aber am 1.1.2020 die Förderung der Solaranlage ausläuft, dürfte der elektrische Mischer im Vorteil sein, ist Ludwig Ober überzeugt.


Kontakt: guido.hoener@topagrar.com

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