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Preistreiber Abgasnorm

Lesezeit: 10 Minuten

Die höchste Abgasstufe macht die Traktoren noch einmal teurer. Daneben gibt es viele interessante Trends rund um mehr Effizienz und flexiblere Ausstattungen.


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Es hätte so übersichtlich sein können mit der höchsten Abgasstufe: Die Stickoxide müssen noch einmal kräftig runter und das geht dann per AdBlue und ohne Abgasrückführung plus Partikelfilter. Die Praxis sieht jetzt leider komplizierter und teuer aus.


Für Motoren mit mehr als 130 kW tritt die finale Stufe bereits am 1. Januar 2014 in Kraft. Das Einhalten des sehr niedrigen Stickoxidwertes ist alles andere als technisch banal. Bei allen Motorherstellern gehören aufwendige Turbos dazu – mehrstufig und geregelt. Doch bei der Abgasnachbehandlung trennen sich die Wege der Konstrukteure:


  • FPT verzichtet ganz auf eine Abgasrückführung und damit auch auf den Partikelfilter. Hier löst ausschließlich ein SCR-Katalysator mit AdBlue das Stickoxid-Problem („SCR only“). Den Anfang der Abgasbehandlung macht ein Dieseloxidations-Kat (DOC), gefolgt von der SCR-Anlage. Der anschließende CUC (Clean Up Catalyst) entfernt evtl. überschüssigen Harnstoff.
  • AgcoPower (vormals Sisu) zeigt in den Großtraktoren der S-Serie von Valtra und bei der MF-Baureihe 8700 die konzerneigene Lösung für die finale Abgasstufe: Hier kommt zur bekannten Anlage mit DOC und SCR-Katalysator jetzt auch eine „kleine“ gekühlte Abgasrückführung. Sie ist laut Hersteller nur bei einigen Betriebspunkten aktiv, ein Partikelfilter ist nicht nötig.
  • DPS (Deere Power Systems) hat bisher u. a. bei den John Deere- und einigen Claas-Traktoren als einziger komplett auf AdBlue verzichtet und auf gekühlte Abgasrückführung (EGR) sowie einen Partikelfilter gesetzt. Zur nächsten Abgasstufe folgt künftig auf den DOC und Filter auch ein SCR-Kat. Laut DPS soll der AdBlue-Verbrauch durch diese sehr aufwendige Anordnung geringer sein als bei reinen SCR-Lösungen.
  • Die Deutz AG und Fendt kombinieren die SCR-Technik mit einer zusätzlichen externen Abgasrückführung und einem passiven Parktikelfilter.
  • MTU-Motoren – also die Triebwerke auf Mercedes-Basis – arbeiten mit einem SCR-Kat und einer Abgasrückführung. Sie brauchen aber keinen DOC und keinen Partikelfilter.


Viel Leistung aus sechs Töpfen:

Die Motoren von MTU werden künftig eine größere Rolle in der Landtechnik spielen. Deutz-Fahr hat bereits den Vorhang etwas gelüftet und verraten, dass die neuen Traktoren der Serie 11 mit den 12,8 l MTU-Sechszylindern unterwegs sein werden. Die drei Modelle mit stufenlosem ZF-Antrieb Terramatic TMG 45 soll es ab Ende 2015 mit 350, 400 und 440 PS Leistung geben. Sie haben in Hannover Premiere, ein Foto wollte Deutz-Fahr allerdings vorab noch nicht rausrücken.


Der neue Fendt mit dem Projektnamen X1000 soll angeblich noch nicht auf der Messe stehen. Prototypen sind allerdings schon gesichtet und veröffentlicht worden. Fest steht, dass auch dieser Standardschlepper über 400 PS mit dem MTU-Triebwerk fährt.


Claas stellt schließlich die neuen Xerion 4000/4500/5000 vor, ebenfalls mit einem MTU-Motor und mit bis zu 530 PS Maximalleistung.


Die meisten Traktoren in der Topklasse sind mit Sechszylindern unterwegs – bis hoch zum neuen Case IH Quadtrac 620, dessen Maximalleistung knapp 700 PS erreicht. Etwas aus dem Rahmen fällt da der neue Challenger MT800E: Er holt seine Leistung von 640 PS aus ei-nem Agco-Power-Motor mit ordentlichen 12 Zylindern und 16,8 l Hubraum!


Klein ist auch fein:

Natürlich sind die Großtraktoren wieder die Publikumsmagneten in Hannover. Doch genauso interessante Dinge tun sich im Kompaktbereich. Hier haben die Firmen ihr Programm deutlich ausgebaut. John Deere hat mittlerweile 27 Modelle zwischen 80 und 120 PS! Auch bei den anderen Anbietern ist die Auswahl in diesem Bereich besonders groß


Spannend sind die Modulkonzepte, fast wie im Pkw-Bereich: Die Hardware-Basis mit Motoren und Achsen ist weitgehend gleich. Den Rest kann sich der Kunde mehr oder weniger frei zusammenstellen. Vom Schaltgetriebe zum stufenlosen Antrieb, von der einfachen Kabine bis zur Vollausstattung, von mechanischen Steuergeräten bis zur Elektroproportional-Hydraulik und EHR. Bei gleicher Motorleistung stecken zwischen den Ausstattungsvarianten bis zu 40 000 € Preisunterschied – bei gleichem Antriebsstrang.


Die Bedienkonzepte innerhalb eines Fabrikats gleichen sich an. Das macht es einfacher, wenn unterschiedlich große Schlepper der Marke auf dem Betrieb arbeiten. Die Firmen integrieren zunehmend Bluetooth-Anwendungen für Smartphones in ihre Bordterminals.


In puncto Komfort haben die Schlepper ein hohes Niveau erreicht: Bei den professionellen Traktoren ab ca. 120 PS ist die Vorderachsfederung Standard, die meisten Maschinen haben überdies gefederte Kabinen. Mittlerweile sind die beiden Federungen bei fast allen gut aufeinander abgestimmt und auch mechanische Lösungen sorgen für hohen Komfort. Es muss nicht immer eine aktive Federung mit Niveauausgleich sein.


Kleiner stufenlos:

Das Angebot an stufenlosen, leistungsverzweigenden Antrieben wird nicht nur nach oben erweitert. Interessant sind auch neue Lösungen im mittleren und unteren Leis-tungsbereich. Claas zeigt erstmals die Baureihe Arion mit dem stufenlosen Antrieb EQ 200. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 20 Mio. € in die sechsjährige Entwicklung und noch einmal den gleichen Betrag in Test- und Fertigungseinrichtungen investiert. Das Getriebe besteht aus einem Stufenplaneten-Getriebe, einer Hydrostateinheit und zwei Lamellenkupplungen. Es soll einen hohen Wirkungsgrad erreichen und 50 km/h bereits bei 1 500 Motorumdrehungen erreichen.


Auch die Argo-Gruppe mit den Marken Landini und McCormick wird in Hannover mehrere Traktoren mit stufenlosen Antrieben vorstellen. Die Getriebe kommen teils von ZF, teils handelt es sich dabei um Eigenentwicklungen. Die Eigenentwicklung RP 68 arbeitet in den kleineren Modellen bis 145 PS, das ZF-Getriebe in der Baureihe X7, die bis 212 PS reicht. Die neuen Argo-Schlepper haben übrigens künftig FPT-Motoren.


JCB soll angeblich in Hannover neue, kleinere Fastracs zeigen, die mit stufenlosem Antrieb aus dem Hause Fendt unterwegs sind. Wie ihre größeren Brüder, fahren diese kompakteren Maschinen vorne auf kleineren Rädern. Vredo stellt für seine Selbstfahrer ein selbst entwickeltes CVT-Getriebe vor, das bis 550 PS-Eingangsleistung ausgelegt ist.


Die neuen, stufenlosen Deutz-Fahr- Traktoren der Serie 5 haben wir bereits in unserer Ausgabe 8/2013 vorgestellt. Das Getriebe der vier Modelle mit 100 bis 130 PS ist eine Eigenentwicklung in Zusammenarbeit mit Bosch.


ZF baut sein Angebot an den stufenlosen Getrieben Terramatic ebenfalls nach unten aus. Die neuen Antriebe TMT 09 und TMT 11 sind für den Leistungsbereich von 65 bis 110 PS ausgelegt. Sie beschleunigen stufenlos von 0 bis 40 km/h (optional 50 km/h) und rückwärts bis 20 km/h. Die Fahrbereiche schalten vollständig automatisch. Auf der Agritechnica wird Lindner erstmals den neuen, kompakten Lintrac mit diesem Antrieb vorstellen. Der Lintrac wurde auch wegen seiner Allradlenkung in Verbindung mit dem stufenlosen Fahrantrieb mit Silber prämiert.


ZF baut seine Antriebe zunehmend modular auf: Die gleiche Hinterachse mit Hubwerk lässt sich wahlweise mit einem stufenlosen oder einem Schaltgetriebe kombinieren.


Schalten ist nicht out:

Die Getriebespezialisten werden auf der Messe neue Terrapower-Schaltgetriebe vorstellen. Neben dem vierstufigen TPT 11 für den unteren Leistungsbereich wird es wohl auch ein Getriebe mit fünf Synchrongängen und sechs Lastschaltstufen für Schlepper von 160 bis 200 PS geben (30 Gänge vor-, 15 Gänge rückwärts). Auch hier Modulbauweise: Die Gänge schalten entweder per Hebel oder wahlweise auch per Knopfdruck. Bei der automatisch geschalteten Variante sollen die Schaltzeiten besonders kurz sein.


Generell zieht der Komfort der Schaltgetriebe weiter an. Durch gut abstimmte, einstellbare Automatik-Schaltprogramme rücken moderne Schalter dichter an die Stufenlosen. Auch John Deere wird mit einem neuen Getriebe vertreten sein. Zur letzten Agritechnica hatte das Unternehmen das neue Doppelkupplungsgetriebe DirectDrive für die Baureihe 6 R vorgestellt. In diesem Jahr kommen die neuen 7 R-Traktoren, die neben der neuen Abgastechnik auch mit dem e23-PowerShift-Getriebe ausgestattet sind. Das Getriebe hat 23 Vor- und 11 Rückwärts-Lastschaltstufen. Im automatischen Schaltprogramm „Efficiency-Manager“ wählt der Fahrer die gewünschte Geschwindigkeit vor. Die Elektronik hält die Motordrehzahl dann automatisch im günstigen Bereich. Dem Fahrer stehen drei Fahrstrategien zur Verfügung. Eine interessante Kombination von Antrieben wird Mercedes-Benz für den Unimog vorstellen: Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h kann der Unimog hydrostatisch fahren und dann ohne anzuhalten auf den effizienteren mechanischen Antrieb umschalten.


Spannung bleibt:

Beim Hauptthema der letzten Messe – elektrische Antriebe – ist etwas Ruhe eingekehrt. Eine Ausnahme ist das mit einer Goldmedaille prämierte Hybridkonzept von Merlo, das wir im Messebericht Ladetechnik in diesem Heft detailliert vorstellen.


Die Strom-Euphorie der letzten Messe hat sich etwas gelegt. Viele Firmen entwickeln jetzt ihre elektrischen Konzepte weiter. Eine besondere He­rausforderung scheint die Normung der Spannung zu sein. Außerdem müssen die Sicherheitsaspekte – z. B. durch eine aktive Isolationsüberwachung – berücksichtigt werden. Auch das Angebot von passenden, robusten Antriebskomponenten auf Seiten der Geräte ist noch überschaubar.


Walterscheid wird eine überarbeitete Version des ePower-Generators vorstellen. Er wird per Frontzapfwelle angetrieben und kann bis zu 100 kW elektrische Leistung liefern. Fendt stellt das X Concept vor. Der Vario 722 hat (erstmals) einen AgcoPower-Vierzylinder mit 147 kW (200 PS) und direkt vor dem Getriebe angeflanschtem Generator. Damit produziert der Schlepper 700 Volt Spannung und kann bis zu 130 kW (177 PS) über einen Stecker abgeben. Die Regelung läuft über den Isobus, Fendt arbeitet dazu mit namhaften Geräteherstellern zusammen. Außerdem treibt der Schlepper einige seiner Organe, vor allem den Lüfter, elektrisch an.


Powershift für die Zapfwelle:

In den letzten Jahren hat sich die Eco-Zapfwelle bei vielen Schleppern durchgesetzt. Außerdem haben die Firmen in der Standardübersetzung die Motordrehzahl herabgesetzt, um in einem günstigeren Verbrauchsbereich mit der Zapfwelle arbeiten zu können. Die mit Silber prämierte Neuheit von Same Deutz-Fahr für die Schlepper der 5er-Serie geht einen Schritt weiter: Hier ist die Zapfwellenübersetzung lastschaltbar, d.h. die Übersetzung wechselt automatisch von Eco auf Standard bevor der Motor in die Knie geht. Gleichzeitig gibt die Elektronik dann mehr Gas, um die Drehzahl am Zapfwellenstummel konstant zu halten.


Kotschenreuther und Zuidberg erhalten eine Silbermedaille für eine zwei­stufige, funkschaltbare Frontzapfwelle. Schwerpunkteinsatz sind Seilwinden im Forst. Bei geringer Last läuft die Seilwinde mit niedriger Motordrehzahl oder erhöhter Rückegeschwindigkeit.


Same Deutz-Fahr erhält für das „Hyd­raulic engine brake concept“ ebenfalls eine Silbermedaille. Moderne Motoren holen immer mehr Leistung aus dem gleichen Hubraum. Nachteil ist die – bezogen auf die bewegte Masse – geringere Motorbremswirkung bei Bergabfahrten. Die Lösung von Deutz-Fahr nutzt nun die Arbeitshydraulik des Traktors zum Abbremsen. Der Ölstrom wird gedrosselt und die dabei entstehende Wärme über eine höhere Lüfterdrehzahl abgeführt. Damit der Schlepper dabei nicht seitlich ausbricht, begrenzt ein Sensor die Bremswirkung in Abhängigkeit vom Lenkeinschlag. Bereits auf der letzten Agritechnica hatte New Holland übrigens eine Silbermedaille für das automatische Ansteuern des Anhängerbremsventils bei Bergabfahrten erhalten.


Praktiker kennen das Problem mit unterschiedlichen Hydraulikkupplungen und -steckern. Fendt zeigt auf der Messe einen neuen Hydraulikblock, in den Kupplungen bis hin zu den so­genannten Flatface-Ausführungen (FFC) eingeschraubt werden können. Damit kann der Kunde auch nachträglich umrüsten. Diese Entwicklung erhält Silber.


Interessant ist eine neue Idee von John Deere zum einfacheren Geräteanbau. Manchmal fehlt nur ein kleines Stück, damit der Fanghaken greift. Mit dem „Hitch Assist“ kann der Fahrer den Schlepper außerhalb der Kabine über Knöpfe auf dem Kotflügel vor und zurück bewegen. Das Ganze geht mit angezogener Handbremse und ist auch am Hang möglich. Durch den Hitch Assist will John Deere das häufige Auf- und Absteigen reduzieren. Der Hitch Assist erhält eine Silbermedaille, ist aber bis auf Weiteres nur beim 4 R mit hydrostatischem Antrieb verfügbar.


Von Grammer kommt eine neue Rückenlehne für Schleppersitze: Beim Konzept Dualmotion passt sich die Lehne an, wenn sich der Fahrer nach hinten umdreht, um die Anbaugeräte zu überwachen.Guido Höner

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