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„Tagesbaustelle“ zur Herbstkampagne

Lesezeit: 5 Minuten

Durch Ernteverkehr verschmutzte Straßen sind eine große Gefahr. Mit Schildern und Tempolimits lässt sich das Unfallrisiko senken. Wir stellen zwei Praxisbeispiele vor.


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Sucht man nach den Begriffen „verschmutzte Fahrbahn“ und „Maisernte“, stößt man zwangsläufig auf zahlreiche Medienberichte von schweren Unfällen auf der gefährlichen „Bauernglätte“. Jahr für Jahr begleiten leider immer wieder schlimmste Unfälle die Erntearbeiten im Herbst. Und jedes Jahr hoffen wir Landwirte aufs Neue auf gute und trockene Witterungsbedingungen – jedoch lässt sich Dreck auf der Straße nie ganz vermeiden.


Wer öffentliche Straßen verschmutzt, hat sie auch unverzüglich wieder zu reinigen – so lautet das Gesetz. Landwirte, Lohnunternehmer und auch Abfahrer sitzen im selben Boot. Für alle Beteiligten wird der Herbst einfacher und sicherer, wenn man den Verkehr regelt. Wir sind sowohl im Norden als auch im Süden auf gute Lösungen gestoßen, die den Straßeneinsatz deutlich entspannen und das Unfallrisiko während der Ernte reduzieren.


Rutschen im Norden:

Der Landkreis Wesermarsch im nördlichen Niedersachsen hat eigentlich alles andere als ein Mais-Problem. Lediglich auf 7 000 von knapp 60 000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche bauen die Milchvieh haltenden Landwirte hier Silomais an. Trotzdem kann die Mais-ernte in der Wesermarsch vor allem für Autofahrer zur gefährlichen Rutschpartie werden. Denn die bindigen Marschböden kleben wie Kaugummi an den Reifen und landen dann auf der Straße.


In der Regel reinigen Landwirte und Lohnunternehmer die Straßen sobald ein Feld geräumt ist. Die größte Gefahr ist aber die Geschwindigkeit der Autofahrer während der Erntearbeiten. Um sowohl die Verkehrsteilnehmer als auch die Schlepperfahrer zu schützen, haben der Maschinenring und der Kreislandvolkverband der Wesermarsch noch während der laufenden Ernte 2012 den Landkreis, die Polizei, drei Straßenmeistereien sowie die ansässigen Lohnunternehmer an einen Tisch geholt.


Tempo 30 in der Ernte:

Ingo Bischoff, der Geschäftsführer des Maschinenringes und auch beim Landvolk angestellt ist, hatte die Idee einer geregelten Beschilderung während der Ernte. Landwirte und Lohnunternehmer sollen die Geschwindigkeit auf Landstraßen begrenzen und die Schilder dafür selbst aufstellen dürfen. Landkreis und Polizei standen sofort hinter der Idee, die Straßenmeistereien entwarfen nach den offiziellen Vorgaben einen Regelplan. „Das lief unkompliziert, wir waren uns schnell einig“, erinnert sich Bischoff.


Jetzt dürfen Landwirte und Lohnunternehmer des Landkreises während der Ernte „Tagesbaustellen“ mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h einrichten. Dafür gibt es natürlich Voraussetzungen. Jeder, der Schilder aufstellt, muss vorher einen Kurs absolvieren. Der Maschinenring bietet diese Verkehrssicherungskurse (ca. 100 €) für seine Mitglieder an, der Referent kommt von der Deula Westerstede. Wer an der Schulung teilgenommen hat, darf auch seine Angestellten unterrichten und zum Aufstellen der Schilder befähigen.


Vor Erntebeginn müssen Landwirte und Lohnunternehmer einmalig einen schriftlichen Antrag beim Landkreis einreichen. Dieser reicht für den kompletten Erntezeitraum. Anschließend genügt ein kurzer Anruf, in welchem Abschnitt die Schilder genau aufgestellt werden. „Der Landkreis hat diese Regelung ermöglicht – da ist es nur fair, wenn er auch informiert ist“, findet Ingo Bischoff vom Maschinenring. In der Regel sollten die Tagesbaustellen für einen Tag eingerichtet werden. „Danach sollten die Schilder wieder verschwunden und die Straße endgereinigt sein“, appelliert der Maschinenring-Geschäftsführer an die Mitglieder. Eine Kontrolle der Streckenabschnitte durch die Polizei ist jederzeit möglich.


Die Schilder müssen natürlich den Richtlinien der Straßenverkehrsordnung entsprechen und gemäß Regelplan in vorgegebenen Abständen aufgestellt werden. Die Schildergröße richtet sich nach der zulässigen Geschwindigkeit der Landstraße, eine mittlere Reflexion reicht aus. Entweder kauft man sich die Schilder selbst, der Maschinenring sammelt aber auch Bestellungen und bestellt die Schilder dann für seine Landwirte oder Lohnunternehmer. Ein kompletter Schildersatz für eine zweispurige Fahrbahn kostet knapp 760 €.


„Die bisherigen Erfahrungen im Landkreis sind sehr positiv“, resümiert Bischoff nach dem ersten Einsatzjahr. Die Autofahrer akzeptieren die Tagesbaustellen mit offiziellen Verkehrszeichen viel besser als rote Fähnchen und kleine Blinkleuchten. Das A und O ist aber, dass die Schilder auf keinen Fall zu lange und wirklich nur dort stehen, wo sie wichtig sind. „Sonst schleicht sich bei den Autofahrern schnell wieder die Gewohnheit ein. Denn wo Schilder stehen, aber nichts ist, wird Gas gegeben!“


Rüben im Süden:

Auch die LMZ Zeil West eG beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema Verkehrssicherung. Die LMZ ist eine bäuerliche Gemeinschaft in Franken, die Ladegeräte und Lkw vor allem im Zuckerrübentransport einsetzt. Bei der Rübenverladung mit der Maus kann nicht nur Dreck auf der Straße landen, vielmehr muss der während der Verladung auf öffentlichen Straßen parkende Lkw vernünftig gesichert werden.


Christoph Böhm ist verantwortlicher Einsatzleiter der Rübenabfuhrgemeinschaft: „Bei uns ist der Mausfahrer Chef im Ring. Er koordiniert den Einsatz vor Ort und ist auch für die Straßensicherung verantwortlich. Alle Fahrer der Verlademäuse bekommen eine Schulung zur Verkehrssicherung.“


Ohne Genehmigung gibt es bei der LMZ keine Straßenverladung. Bereits im Juni bekommen alle Mitglieder ein Antragsformular zugeschickt. Die LMZ sammelt die Anträge und reicht sie bei den entsprechenden Landratsämtern ein. In insgesamt acht Landkreisen ist die Abfuhrgemeinschaft unterwegs. Vor der Ernte unternimmt der Ladevorstand gemeinsam mit den Landratsämtern, den Straßenmeistereien sowie der Polizei Besichtigungstouren der geplanten Verladestellen. „Wir sehen das als vertrauensbildende Maßnahme für alle Seiten“, meint Böhm. Während der Verladung wird der Verkehr auf 30 bzw. 50 km/h geregelt und der Lkw mit Warnbaken oder Leitkegeln umstellt. Die Ausrüstung hat die Maus im Staufach dabei. Sicherheit geht bei Christoph Böhm vor: „Denn nichts schadet uns mehr als Unfälle, die vermeidbar wären!“ Jan-Martin Küper

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