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Vier Zweireiher im Test

Lesezeit: 6 Minuten

Unserere Kollegen von der niederländischen Fachzeitschrift Boerderij haben im letzten Herbst vier zweireihige Kartoffelroder verglichen. Wir stellen die Ergebnisse des Tests vor.


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Auch bei der Kartoffelernte wird aufgerüstet. Das Interesse an zweireihigen Rodern ist deutlich gewachsen. Doch aussagekräftige Vergleichstests zu den Maschinen fehlen bisher. Deshalb haben die niederländische Fachzeitschrift Boerderij und das Testunternehmen WUR Proefbedrijf ’t Kompas im Herbst vier gezogene Vollernter bei der Ernte von Stärkekartoffeln verglichen:


  • AVR Spirit 6200 mit Überladebunker
  • Grimme SE260 mit Überladebunker
  • Dewulf RQ2060 mit Standard-Bunker
  • Ropa Keiler II mit Standard-Bunker.


Alle Roder hatten ein Grobkrautband. Allerdings sind die vier Testmaschinen nicht komplett vergleichbar: Der AVR Spirit 6200 und der Grimme SE 260 passen in puncto Größe und Ausstattung eher in die Kategorie „Eigenmechanisierung“, der Ropa Keiler II und Dewulf RQ2060 sind dagegen mehr für den Lohneinsatz oder Großbetriebe ausgelegt.


Der Test wurde bewusst mit Stärkekartoffeln durchgeführt, die empfindlicher für Ernteschäden und Blaufärbung sind als Pommes- oder Saatkartoffeln. Wenn also eine Maschine Stärkekartoffeln schonend rodet, dann gilt das auch für andere.


Die Kartoffeln der Sorte Altus brachten im Herbst 2015 einen Ertrag von 48 t/ha (Unterwassergewicht 506 g; 20,9% Stärke). Die Rodebedingungen waren günstig. Das Kraut war zwar totgespritzt, doch wegen des großen Anteils von langem, zähen Kraut (grüne Stängel) wurde vorher noch ein Kraut-schläger eingesetzt.


Beim Test ging es dem Team vor allem um folgende Punkte:


  • Konstruktion,
  • Gewicht und Bodendruck,
  • Rodequalität und
  • Knollenschonung.


Konstruktion und Gewicht:

Bei der Konstruktion kam es den Testern auf den Gesamteindruck der Maschine sowie die konstruktiven Details an. Unterschiede gibt es vor allem bei der Lackqualität, der AVR fällt hier ab. Der Grimme punktet mit guten Detaillösungen, die Maschine von Dewulf macht einen sehr massiven Eindruck. An der Ropa-Vorserienmaschine gab es noch wenige Kleinigkeiten an der Hydraulik und bei anderen Details zu bemängeln. In der Serienproduktion sollten diese behoben sein.


Zur Gewichtserfassung wurden die Roder in Arbeitsstellung mit leerem und vollem Bunker auf geeichten Wiegeplatten gewogen. Außerdem haben wir per Mehlabdruck die Aufstandsfläche des Reifens ermittelt, der bei vollem Bunker das größte Gewicht trägt. Bei unserer Bewertung gehen wir davon aus, dass bei weniger als 1 kg/cm2 Bodendruck keine schädlichen Verdichtung entstehen. Bei vollem Bunker liegen alle über diesem Wert.


Roden und schonen:

Ernteschäden der Knollen sowie die Erd- und Kraut-Mengen sind für den Punkt Rodequalität entscheidend. Dazu haben die Tester in drei Wiederholungen je zwölf Proben á 20 kg gezogen und ausgewertet. Vier davon wurden unmittelbar nach dem Roden auf Ernteschäden beurteilt, von vier weiteren haben die Tester den prozentualen Erd- und Kraut-Anteil ermittelt. Die restlichen vier Proben wanderten für zwei Monate ins Lager und wurden Ende November unter anderem auf Blauverfärbungen geprüft.


Über ein Punktesystem nach einem Vorbild aus der Kartoffelverarbeitung wurden die Knollen hinsichtlich der Ernteschäden beurteilt. Je höher die Punktzahl, desto besser das Ergebnis. Maximal gibt es 100 Punkte. Nach der unabhängigen Beurteilung erzielte der Dewulf 92 Punkte, AVR und Ropa 93 und Grimme 95. Die Unterschiede zwischen den Rodern sind also gering.


Dewulf kommt auf einen etwas höheren Prozentsatz schwerer Schäden (5,5%) als die anderen (AVR 2,7, Grimme 3,5 und Ropa 3,4%). Der Blau-Index sowie der Schadensindex sind ebenfalls etwas erhöht – auch wenn sich die Unterschiede fast vernachlässigen lassen. Dass die Dewulf-Kartoffeln etwas mehr Ernteschäden aufweisen, führen die Tester auf die unterschiedliche Kons-truktion und die Einstellung beim Test-einsatz zurück.


Denn der Dewulf arbeitet mit dem klassischen Rodesystem: Die Kartoffeln gelangen nach dem Grabband auf ein nach hinten gerichtetes Igelband, auf dem sie zurückrollen und dann über einen Elevator nach oben gefördert werden. Die anderen drei Maschinen arbeiten nach dem Prinzip flacher Igelbänder mit Abstreiferwalzen.


Die Versuchsstation Dethlingen (VSD) aus Munster, Niedersachsen, beurteilte die Knollenschonung. Dazu setzten die Tester in fünf Wiederholungen eine „elektronische Kartoffel“ ein. Sie misst Häufigkeit und Intensität der Stöße, denen eine Kartoffel in der Maschine ausgesetzt ist. Zur vollständigen Beurteilung der Schäden fehlt allerdings das Messen des Rollens und der Reibung.


Abrupte Richtungsänderungen wie beim Dewulf erhöhen die Gefahr von Beschädigungen, wenn die Knolle zuerst etwas nach oben gefördert wird, danach schnell vom aufrechten Igelband rollt und in den Elevator fällt. Das zeigen auch die Werte der elektronischen Knolle. Sie ermittelte an diesem Punkt eine Höchstschlagstärke von 124,8 Punkten. Bei den anderen Maschinen lag die Höchstschlagstärke im Schnitt bei rund 65 und damit nicht viel höher als die durchschnittliche Schlagstärke (etwa 40).


Die Systeme mit flachen Igelbändern arbeiteten im Test also kartoffelschonender als das System mit aufrechten Igelbändern und Elevator. Dafür kommt dieses besser mit schweren Böden zurecht.


Auch die Rodereinstellung im Test entlastet Dewulf. Denn AVR, Grimme und Ropa nutzten das Prüfprogramm und stellten ihre Maschinen sehr kartoffelschonend ein. Sie ließen die hydraulisch angetriebenen Igelbänder deutlicher langsamer laufen, als in der Praxis üblich. Daraus resultiert ein sehr ruhiger Produktstrom mit weniger Knollenschäden – doch deutlich höherem Erd- und Krautanteil. Würde man in der Praxis über einen längeren Zeitraum mit dieser Einstellung roden, könnte das Kraut die Maschine verstopfen. Dewulf stellte im Gegensatz zu den drei anderen den Roder wie in der Praxis üblich ein.


Verluste:

Das Test-Team hat hinter den Maschinen alle Knollen aufgesammelt, die durchs Rodeband fielen oder die Maschine über die Igelbänder verließen und so den Verlust ermittelt. Gemessen in kg sind die Verluste mit weniger als 0,3 Gewichts-% gering, trotzdem wirkt die Zahl der verlorenen Knollen pro Hektar hoch. AVR lässt insgesamt 5125 Knollen/ha auf dem Feld zurück, Dewulf 8634, Grimme 2534 und Ropa 3515. In einem milden Winter können die zurückgelassenen Knollen keimen.


Neben dem Leistungsbedarf an der Zapfwelle ermittelten die Tester auch die notwendige Zugleistung: Dazu hat ein zweiter Schlepper mit Zugkraftwaage den Traktor plus Roder gezogen. In der Tabelle auf der nächsten Seite geben wir den Zapfwellen-Leistungsbedarf und den gesamten Leistungsbedarf der Roder an.


Martijn Knuivers, Frits Huiden


Martijn Knuivers, Frits Huiden


Die wichtigsten Messergebnisse finden Sie auf der nächsten Seite, die Einzelprotokolle gibt es ab Seite 92.

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