Mit Einführung der neuen 200er Baureihe von Fendt im Jahr 2009 hielt auch bei den Kleinsten aus Marktoberdorf das stufenlose Getriebe Einzug. In insgesamt fünf Leistungsabstufungen vom 207 (44 kW/60 PS Nennleistung) bis hin zum 211 (74 kW/100 PS Nennleistung) ist der 200er erhältlich.
Kompakt und komfortabel
Neben der normalen Version mit einer Spurweite von 1,5 bzw. 1,69 m (ab 209 Vario) vorne und 1,52 bzw. 1,66 m hinten sind zwei weitere Schmalspurversionen erhältlich. Der 200 Vario zeichnet sich besonders durch die kompakte Bauform und den recht hohen Komfort der optional erhältlichen Vorderachs- und Kabinenfederung aus.
Ausgestattet mit Fronthubwerk und Frontzapfwelle ist er ein optimaler Traktor für Frontmähwerk und weitere Frontanbaugeräte. Seit 2017 ist in Kombination mit einer Vorderachsfederung und den damit einhergehenden Lenkwinkelsensoren sogar der Aufbau des GPS-Lenksystems Variotronic möglich.
Richtig viel Ahnung von den jungen Gebrauchten hat Walter Mühlemann, Geschäftsführer der LMG Landmaschinen AG. Das Unternehmen hat sich neben dem Neumaschinenvertrieb auf die Instandsetzung von Gebrauchttraktoren spezialisiert.
Rund 30 Zugmaschinen arbeitet das Team von Mühlemann im Jahr auf. „In vielen Fällen fragen mich die Kunden bereits im Vorhinein, ob ich einen gebrauchten Traktor für sie besorgen und instand setzen kann“, so Mühlemann. Er gab uns einige Tipps, worauf es bei einem gebrauchten 200er zu achten gilt.
Der erste Eindruck
Wie so oft spielt der erste Eindruck eine entscheidende Rolle: Wie gepflegt ist die Maschine? Gibt es Ausbrüche an Kotflügel, Dach- oder Motorhaube? Wie sieht das Kabineninnere aus? In vielen Fällen lässt ein ordentliches Äußeres auch auf einen gepflegten Umgang mit der Maschine schließen.
Dennoch sollten bei einer Probefahrt alle Funktionen geprüft werden. Funktioniert die Steuerung der EHR? Läuft das Getriebe ruhig und regelt angemessen die Fahrgeschwindigkeit, oder erscheinen Fehlermeldungen? Sind diese Dinge bereits okay, können die unterschiedlichen Baugruppen inspiziert werden.
Beim Motor handelt es sich um ein Agco-Power-Dieselaggregat mit drei Zylindern und 3,3 l Hubraum. Er erfüllt die Abgasstufe Tier 3, die er durch eine Abgasrückführung erreicht. Da der Motor nicht mit einem Dieseloxidationskatalysator ausgerüstet ist, braucht kein Ad-Blue getankt zu werden.
In der Praxis zeigt sich der Motor kraftvoll. Gelegentlich bereitet der Turbolader, der einen Ladedruck von 1,2 bis 1,5 bar erzeugt, bei höheren Laufleistungen Probleme: Nach dem Abziehen des Turboschlauchs kann das Verdichterrad auf Längsspiel geprüft werden. Ein neuer Turbolader schlägt mit knapp 1.500 € ohne Arbeit zu Buche.
Wenn man schon beim Motor ist, dann lohnt sich ebenfalls ein Blick auf die Auspuffkollektoren. Hier kommt es häufiger zu Undichtigkeiten zwischen Krümmer und Zylinderkopf, wodurch Abgase in den Motorraum treten.
Mühlemann erklärt uns, dass er bei einer Überholung die Anlageflächen der Kollektoren plant und so Undichtigkeiten dauerhaft beseitigt. Ab und zu genügt aber bereits ein Nachziehen der Befestigungsschrauben mit dem vorgegebenen Drehmoment. Ein weiterer Blick sollte auf das Expansionsgefäß des Kühlers und die Kühlerschläuche geworfen werden. Auch hier sind in seltenen Fällen Inkontinenzen zu finden. Diese sind durch den Tausch des Gefäßes aber schnell behoben. Weitere Dinge, die am Motor überprüft werden können, sind der Spanner und die Umlenkrollen des Flachriemens (Tausch alle 3.500 bis 4.500 Betriebsstunden), die kein spürbares Längsspiel aufweisen sollen.
Außerdem sollte das Ventilspiel bei jeder Inspektion überprüft werden. Gelegentlich kann es zudem bei älteren Modellen zu Undichtigkeiten am Verbindungsstück zwischen Abgasrückführungskühler und Kühlwasserleitung kommen.
Stufenloses Getriebe
Wir führen unsere kleine Untersuchung mit dem Getriebe fort. In den 200ern ist der ML-75-Triebsatz eingebaut, der ebenfalls in den größeren 300 Vario zum Einsatz kommt. Anders als bei diesen ist das 200er-Getriebe nur mit einem Fahrbereich ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 40 km/h.
Laut Mühlemann kommt es bei den 200ern selten zu Triebsatzschäden. Voraussetzung ist natürlich der regelmäßige Ölwechsel nach 2000 Betriebsstunden. Ob dieser zuverlässig durchgeführt wurde, kann beispielsweise bei der LMG auf dem Kundendienstbüchlein nachgeschaut werden.
Im sehr seltenen Fall kann es zum Versagen des Dichtrings zwischen Triebsatz und Getriebeölkühler kommen. Dadurch wird die Kühlleistung eingeschränkt, was unter Last zu einer Überhitzung des Getriebeöls führen kann. Bei 90°C Getriebeöltemperatur wird eine erste Warnmeldung ausgegeben. Bei 110°C erfolgt eine zweite Meldung. In diesem Fall besteht umgehend Handlungsbedarf.
Wenn Sie besonders hohen Fahrkomfort wünschen, dann ist ein gebrauchter 200er mit Kabinen- und Vorderachsfederung die richtige Wahl. Da die meisten ausgelieferten 200er mit diesen Extras bestückt sind, sollte die Suche keine Probleme bereiten.
Gelenke bei Spiel erneuern!
Die Vorderachse kommt von Dana: Haben die Kugelgelenke am Lenkzylinder Spiel, so müssen diese für rund 140 € pro Stück erneuert werden. In vielen Fällen erkennt man ein verschlissenes Axialgelenk bereits an einem spröden und rissigen Gummischutz: Wasser und womöglich Salz treten ein, und die Gelenke korrodieren.
Außerdem gilt es, die Achsschenkel auf Spiel zu prüfen: Gerade bei stark belasteten Frontladertraktoren und solchen, die häufig im Winterdienst genutzt wurden, können die Achsschenkellagerungen ausgeschlagen sein. Relativ einfach erkennt man diesen Verschleiß, indem man den Traktor aufbockt und mit einem Stemmeisen das Vorderrad auf seitliches Spiel untersucht. Schmiernippel zum Nachschmieren der Bolzen gibt es hingegen nicht.
Die mechanische Kabinenfederung ist robust und unanfällig. Lediglich die Gummihülsen in den Drehgelenken der Lagerung des Querstabs sind nach einigen Jahren im Dienst schon mal verschlissen. Nach der Demontage des Hinterreifens ist ein Austausch aber gut möglich, weshalb auch viele Gebrauchte von Mühlemann mit neuen Gummihülsen bestückt werden.
Und der Preis?
Neu überschreitet man bei einem 211 Vario mit gehobener Ausstattung die 100.000 €-Marke. Ein gebrauchter mit einer Laufleistung bis 5.000 Betriebsstunden ist mit guter Ausstattung zwischen etwa 55.000€ und 75.000 € zu bekommen.
Will man aber auch hier auf Nummer sicher gehen, dann sei zu einem Traktor geraten, der eine gründliche Aufbereitung von einem Unternehmen wie der LMG Landmaschinen AG erfahren hat: Für einen überholten Fendt 211 Vario fallen dann zwar rund 13.000 € mehr an. Doch der Kunde erhält einen optisch sowie technisch instand gesetzten Traktor, auf den die Werkstatt eine Garantie von zwölf Monaten gibt.
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Perfekt für Nebenerwerb
Nebenerwerbslandwirt Ernst Bolzli suchte für seinen 16 ha großen Betrieb mit 40 Aufzuchtrindern einen Ersatztraktor für seinen alten Fendt Farmer 307 LSA.
„Ein neuer 300er kam für mich nicht infrage, da er einfach zu groß und zu teuer für meinen Betrieb ist“, so der Bauer. Zudem ist ein neuer 311 Vario rund 1 t schwerer als ein 211 Vario, der in seinen Abmaßen eher den alten 300ern mit Drei- oder Vierzylin-dermotoren gleicht.
Da auch Bolzli seit langer Zeit Kunde bei LMG Landmaschinen ist, beauftragte er Walter Mühlemann mit der Suche nach einem 211 Vario. „Es war zwar etwas Geduld erforderlich, aber im Frühjahr 2019 bekamen wir ihn dann.“ Der Gebrauchte hat ca. 3.000 Betriebsstunden auf der Uhr und ist mit einer Frontzapfwelle und einem Front-hubwerk ausgestattet. „Der Traktor war in einem sehr guten Zustand und eignet sich hervorragend für die Arbeit mit einem Frontmähwerk“, erzählt Bolzli. Insgesamt ist der Bauer sehr zufrieden.