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Fruchtwechsel als Lösung

Lesezeit: 7 Minuten

Zunehmende Trockenheit und strengere Düngeregeln bringen enge Fruchtfolgen an ihre Grenzen. Daher wird es höchste Zeit, die Alternativen zu bewerten.


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D ie Situation in vielen Ackerbaubetrieben ist derzeit angespannt. Denn einerseits kündigt sich das dritte Trockenjahr in Folge an und andererseits ist am 1. Mai die neue Düngeverordnung (DüV) in Kraft getreten. Sowohl die Klimaveränderung als auch die neuen Düngeregeln verlangen eine Anpassung der Anbausysteme. Zudem mehren sich die Forderungen, die Pflanzenschutzintensität zu vermindern. Ungeachtet dessen wächst der wirtschaftliche Druck in den Betrieben.


Einseitige, getreidereiche Fruchtfolgen – häufig kombiniert mit Raps – halten den aktuellen Anforderungen nicht mehr stand. Die Lösung vieler Probleme ist die Umstellung der Fruchtfolge hin zum Fruchtwechsel mit der Integration wirtschaftlich starker Blattfrüchte wie Mais, Kartoffeln und Rüben. In einigen Regionen können dazu auch Leguminosen wie z.B. Ackerbohnen, Erbsen oder Sojabohnen geeignet sein. Der Wechsel zwischen Blatt- und Halmfrucht bietet folgende Vorteile:


  • Stabilere und höhere Erträge aller Kulturen, aber insbesondere von Getreide nach Blattfrüchten.
  • Höhere Verfügbarkeit des Stickstoffes (N) innerhalb der gesamten Fruchtfolge. Dadurch wird vor allem in den roten Gebieten eine effizientere Verteilung der nach DüV zur Verfügung stehenden N-Düngermengen möglich, sodass sich wirtschaftliche Verluste verringern lassen.
  • Der Halm- und Blattfruchtwechsel entschärft die Situation im Pflanzenschutzbereich.


Die Frage nach dem zum jeweiligen Betrieb und der Region passenden Fruchtwechsel rückt daher immer stärker in den Fokus der Anbauplanung.


Häufig zu Enge Fruchtfolgen


Betrachtet man das derzeitige Anbauspektrum am Beispiel von Niedersachsen, fällt auf, dass je nach Region Weizen und Mais dominieren. Im Norden und Westen steht inzwischen auf mindestens 50%, teils sogar auf bis zu 80% der Äcker Mais. Auf Energiemais entfällt im Mittel etwa 13% der Fläche. Um die jeweiligen Biogasanlagen konzentriert, erfolgt dieser Anbau häufig in Monokultur.


Auf den Bördestandorten in Südhannover sowie in den Höhenlagen überwiegt dagegen Weizen. Vielfach steht die Kultur auf 50% der Ackerflächen. Wintergerste macht einheitlich etwa 10% aus. Auf den leichten Böden spielen Roggen und Sommerbraugerste eine Rolle.


Damit stehen vor allem im Süden Niedersachsens in vielen Betrieben auf etwa zwei Dritteln der Flächen Wintergetreide. Der Anbau erfolgt häufig in drei- bis viergliedrigen Fruchtfolgen, gepaart mit Raps oder Rüben – letztere meist noch in getrennten Fruchtfolgen. Die Kartoffel als weitere wichtige Blattfrucht bauen niedersächsische Landwirte auf insgesamt 6% der Ackerfläche an. Eiweißfrüchte und Körnermais bleiben Nischenfrüchte.


wirtschaftliches Ranking


Für die Entscheidung des betrieblich optimalen Fruchtwechsels, ist die Wirtschaftlichkeit der Kulturen ein wesentlicher Faktor. Betrachtet man die Rentabilität der einzelnen Früchte wird deutlich, dass nach wie vor Rüben und Kartoffeln die Nase vorn haben. Die Grundrenten (Deckungsbeitrag, von dem der Boden noch entlohnt werden muss) liegen im Mittel der Jahre etwa 100 bis 200 €/ha über den Vergleichsfrüchten (siehe Übersicht 1).


Dabei haben vor allem Rüben in den letzten Jahren eine hohe Ertragskonstanz bewiesen. Die Hoffnung auf steigende Weltmarktpreise beim Zucker sind jedoch durch die Folgen der Corona-Krise wieder gedämpft worden.


Auch die Kartoffeln beweisen in der letzten Zeit ein hohes wirtschaftliches Potenzial. Allerdings ist die Anbauintensität von Industriekartoffeln sehr hoch, sodass schlechte Ernten hohe Risiken bergen. Zudem ist der Anbau durch Verträge limitiert.


Die rentabelste Getreidefrucht ist noch immer Weizen nach Blattfrüchten. In den Trockenjahren fiel allerdings der späte Rübenweizen ab. Die Erträge konnten in diesen Fällen nicht mit früherem Weizen nach Raps, Mais oder Kartoffeln mithalten.


Schwierig gestaltet sich unter den derzeitigen Bedingungen der Stoppelweizenanbau. Er fällt im Fruchtartenranking stark ab. Dies ist vor allem auf schwächeren Standorten und bei pflugloser Bestellung der Fall. Dazu trägt auch das Verbot der Herbstdüngung im Rahmen der neuen DüV bei.


Bei mittleren Erträgen von 500 dt/ha Energiemais sowie 90 dt/ha Körnermais erreicht der Mais annähernd das wirtschaftliche Ergebnis des Weizens. Vor allem in den südlichen Regionen hat Mais in den letzten Jahren, wenn er in die Fruchtfolge integriert wurde, seine gute Vorfruchtleistung unter Beweis gestellt. Zudem ist der Aufwand bei Silomais gering, denn der Pflanzenschutz begrenzt sich auf eine einmalige Herbizidanwendung und die Düngung lässt sich überwiegend über organische Dünger abdecken. Der Anbau von Körnermais scheitert in vielen Betrieben noch an den Kosten für die Trocknung und der Frage nach der Eingliederung in die Fruchtfolge.


Körnerleguminosen spielen in Niedersachsen wegen der fehlenden Förderung keine Rolle. Allerdings versprechen neue Vermarktungsansätze bessere Preise, sodass besonders in den roten Gebieten die Vorzüglichkeit des Anbaus steigen könnte. Jedoch macht auch der Klimawandel den Körnerleguminosen zu schaffen. Der Wassermangel in der Blüte hat in den letzten Jahren vor allem auf schwachen Standorten zu drastischen Mindererträgen geführt. Auch das Verbot von Blattherbiziden sowie die Gefahr von Virosen bei Ackerbohnen stellen den Anbau vor gewisse Herausforderungen.


Problemfrucht Raps


Der Raps hat sich in den letzten Jahren als Problemfrucht gezeigt, durch


  • trockenheitsbedingte schlechte Aufgänge im Herbst,
  • Knospenabwurf wegen eines sehr schnellen Wachstums im Frühjahr,
  • Frostschäden und
  • geringe Kornbildung in Folge von Vorsommertrockenheit.


Dies hat zu einer Talfahrt der Erträge geführt. Damit einhergehend sank auch die Grundrente. Ungemach droht der Kultur darüber hinaus durch die Neuregelungen der DüV. Bereits in diesem Jahr ist eine Herbstdüngung im Frühjahr vom Bedarfswert abzuziehen. In Kombination mit den Einschränkungen in den roten Gebieten sind daher hohe Ertragsverluste vorprogrammiert.


Niedrige Erträge sowie schwierige Anbaubedingungen – auch durch den Wegfall der insektiziden Beizen – führten bereits zu einem starken Rückgang der Anbaufläche. Allerdings ist der Raps in vielen Regionen die tragende Blattfrucht. Ein Ersatz durch Wintergetreide würde in die falsche Richtung gehen. Ziel muss sein, den Blattfruchtanteil auf etwa 50% zu steigern. Daher gilt es, alle Anstrengungen zu unternehmen, den Rapsanbau wieder zu stabilisieren. Gleichzeitig müssen aber auch andere Blattfrüchte zum Einsatz kommen.


Körnermais als Alternative


Neben dem Festhalten oder auch Ausdehnen der bisherigen Blattfrüchte, insbesondere der Rüben, könnte für Ackerbaubetriebe Körnermais interessant sein. Der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Maisaussaat immer früher erfolgen kann. Gleichzeitig hat sich der Erntezeitpunkt weiter nach vorne geschoben. Mais profitiert von der Erwärmung und hat in den letzten Jahren gezeigt, dass hohe Körnermaiserträge von über 100 dt/ha trockener Ware möglich sind. Dies wird auch durch eine intensive Züchtung gefördert.


Darüber hinaus nutzt diese Kultur (genauso wie Rüben) die Nährstoffnachlieferung der Böden im Frühjahr und Sommer sehr gut aus. Dies führt zu einer optimalen Verwertung von Wirtschaftsdüngern.


Problematisch ist jedoch nach wie vor die Vermarktung. Um den Körnermais trocknen zu können, gilt es, zunächst geeignete Trocknungskapazitäten zu schaffen. Häufig lassen sich dazu vorhandene Getreidetrockner umrüsten.


Als Alternative bietet sich die Vermarktung von Feuchtmais an. In diesen Fällen lässt sich der Körnermais bereits mit einer höheren Feuchte von maximal 34% früher ernten. Der Vorteil davon ist, dass man nachfolgendes Getreide zum optimalen Zeitpunkt bis etwa Mitte Oktober säen kann. Um eine Vermarktung als Feuchtmais zu ermöglichen, müssen im Vorfeld geeignete Handelspartner gesucht werden. In vielen Fällen engagieren sich hier auch vermehrt größere Lohnunternehmer, die Verbindungen in die Veredlungsregionen haben.

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