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Mehr Arten dank weiter Reihe

Lesezeit: 4 Minuten

Getreide in weiter Reihe anbauen und damit die Biodiversität fördern – wie gut das funktioniert, wird aktuell im Rahmen eines Modell- und Demonstrationsvorhabens durch das Institut für Agrarökologie und Biodiversität erforscht. Details zum Projekt nennt Dr. Rainer Oppermann.


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Woher stammt die Idee, mit weiten Reihen im Getreide und blühender Untersaat die Biodiversität zu erhöhen?


Oppermann: Die Idee stammt aus Überlegungen zum Schutz von Feldvögeln und Ackerwildkräutern: Viele Feldlerchenbruten sind erfolglos, weil die Getreidebestände viel zu dicht stehen und keine Sonne und keine Wärme bis auf den Boden gelangt. Dann erfrieren Jungvögel oftmals, weil sie nach Regenschauern nicht mehr abtrocknen und klamm sind. Problematisch ist aber auch, dass das Angebot an Insekten und Bodentieren durch fehlende Ackerwildkräuter sehr gering ist. Somit suchten wir eine Maßnahme, die einerseits für lichtere Getreidebestände sorgt und gleichzeitig ein höheres Nahrungsangebot für Insekten bietet. Getreidebestände mit weitem Reihenabstand und mit einer blühenden Untersaat erfüllen diese Anforderungen.


Welche Arten profitieren am stärksten von dieser Maßnahme?


Oppermann: Von dieser Maßnahme profitieren eine Vielzahl von Arten, insbesondere Feldvögel wie Feldlerchen, Wachteln, Rebhühner und andere. Die weite Reihe mit Untersaat kommt aber auch Feldhasen, Insekten und einer Vielzahl von kleinen unproblematischen Ackerwildkräutern zugute. So kommen z.B. Feldlerchen und Insekten in den Weite-Reihe-Flächen zwei- bis fünfmal häufiger vor als in konventionell bewirtschafteten Normalsaatflächen.


Da die Untersaat als Zwischenfrucht stehen bleibt, bietet sie unmittelbar im Anschluss an die Ernte ein Herbst- und Winterhabitat mit Nahrung und Deckung. Gerade Rebhühner haben im konventionellen Ackerbau das Problem, dass sie bis zum Aufwachsen der Zwischenfrüchte ohne ausreichende Deckung sind und vielen Beutegreifern zum Opfer fallen. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch das Bodenleben von der Maßnahme profitiert.


Wie ermittelt das ifab, ob sich die Artenanzahl und die Zahl innerhalb einer Art tatsächlich erhöhen?


Oppermann: Wir bonitieren die Flächen regelmäßig. Das heißt insgesamt fünfmal während der Vegetationsperiode werden die Weite-Reihe-Flächen mit und ohne Untersaat sowie die konventionell bewirtschafteten Normalsaatflächen untersucht. Wir analysieren die Artenzusammensetzung und die Artenzahl, die Individuenzahlen und viele weitere Parameter, wie z.B. Deckung der Wildkräuter, Blütenvielfalt sowie Blütenzahl und vergleichen die Ergebnisse dieser Erhebungen. Zudem werden Insekten gefangen und ihr Vorkommen in den Varianten verglichen.


Was muss ein Betrieb mitbringen, um die Maßnahme integrieren zu können? Welche Standorte eignen sich nicht?


Oppermann: Im Prinzip kann jeder Getreideanbauer die Maßnahme durchführen. Nicht geeignet sind lediglich Flächen mit starkem Unkrautdruck oder auf denen als unmittelbare Vorkultur Kleegras oder Luzerne stand. Und natürlich gibt es gewisse Dinge zu beachten, wie z.B. eine gute Bestandsführung der Untersaat und den Saattermin dieser – im Wintergetreide nicht nach Anfang Oktober – sowie die reduzierte Düngung.


Können Sie Landwirten die Anlage der weiten Reihe in Getreide mit blühender Untersaat nach Ihren bisherigen Erfahrungen empfehlen? Oder sind die Herausforderungen zu hoch?


Oppermann: Im Prinzip können wir die weite Reihe in Getreide mit blühender Untersaat empfehlen. Zum einen, um damit Effekte für die Biodiversität zu erzielen, aber auch, um das Bodenleben zu fördern, sich den Umbruch der Stoppel im oftmals trockenen Sommer zu sparen und gegebenenfalls noch den Biomasseaufwuchs zu ernten. Zum anderen aber auch, um Erfahrungen mit dieser Art der herbizidfreien Bewirtschaftung zu sammeln.


Man muss sich allerdings bewusst sein, dass der Getreideertrag nur ca. 80% des konventionellen Ertrags erreicht. Ein Teil der Kosten fällt aber durch den extensiveren Anbau, z.B. bei der Düngung oder bei Herbiziden, weg.


Gibt es Förderungen in den Bundesländern?


Oppermann: Derzeit gibt es nur in einigen Bundesländern Förderungen für die Bewirtschaftung mit „doppeltem Saatreihenabstand“ über den Vertragsnaturschutz. Möglicherweise wird die Maßnahme ab 2023 über Agrarumweltprogramme in einem oder mehreren Bundesländern angeboten.


Das Interview führte Daniel Dabbelt

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