Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

So halten Sie Ihre Rüben sauber

Lesezeit: 14 Minuten

Immer weniger Wirkstoffe bei den Rübenherbiziden erfordern Ihre volle Aufmerksamkeit. Vor allem bei Problemunkräutern ist es wichtig, die noch verfügbaren Mittel richtig zu kombinieren.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Den optimalen Zeitpunkt, die Aufwandmenge und die Produktwahl selbst gilt es beim Herbizideinsatz in Rüben in jedem Jahr flächenspezifisch neu zu prüfen. Besonders herausfordernd: Die Wahl der richtigen Menge je nach Witterung. Erschwerend kommt hinzu, dass immer weniger Wirkstoffe verfügbar sind. Neben der Verträglichkeit der Mischungen sind auch die Kosten der Herbizidbehandlungen von erheblichem Interesse und das besonders, wenn nach extremer Trockenheit unvorhergesehene Nachbehandlungen nötig werden.


Immer weniger Wirkstoffe


Die Palette der einsetzbaren Herbizidwirkstoffe ist geschrumpft und wird weiter schrumpfen. Chloridazon und Desmedipham sind schon länger nicht mehr zugelassen. Phenmedipham steht weiterhin im EU-Bewertungsverfahren – es ist zunächst genehmigt bis zum 31.7.2022. Eine erneute Genehmigung wird Mitte 2023 erwartet.


Ethofumesat ist langfristig bis zum 31.10.2031 genehmigt. Metamitron befindet sich weiterhin in der EU-Bewertung. Aktuell ist der Wirkstoff bis zum 31.8.2022 zugelassen. Die Wirkstoffe Triflusulfuron und Lenacil sind sogenannte Substitutionskandidaten, deren Genehmigung bislang nur bis Ende 2022 sicher ist.


Diese Mittel bilden die Basis


Bei dem rasant fortschreitenden Wirkstoffverlust stellt man sich als Rübenanbauer die Frage: „Welche Herbizide sind in der nächsten Saison überhaupt erhältlich“ Weil sich zudem bei den generischen Produkten die zugelassenen Aufwandmengen teilweise erheblich unterscheiden, sind die wichtigsten Basispräparate inklusive ergänzender Bemerkungen in Übersicht 1 dargestellt.


Das Produkt Belvedere Duo steht mit den Wirkstoffen Phenmedipham und Ethofumesat in einer EC-Formulierung zur Verfügung. Es lässt sich im Nachauflauf (NA) als Splittingmaßnahme verwenden, aufgeteilt zu 2 x 2,0 l/ha oder 3 x 1,3 l/ha. Das Mittel wird mit preislichen Vorteilen auch gemeinsam mit Goltix Titan als Belvedere Duo Pack angeboten.


Weiterhin sind die Wirkstoffe Phenmedipham plus Ethofumesat als Eigenmischung aus Betasana SC mit Oblix, Stemat oder Tramat 500 verfügbar. Die produktspezifischen Unterschiede in der Zulassung entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 107. Besonders zu beachten ist, dass man Betanal Tandem nicht auf drainierten Flächen einsetzen darf (NG 405). Zudem ist es an das Additiv Mero gebunden.


Bei den Metamitron-Solo-Produkten sind neben Goltix Gold oder Metafol SC noch weitere Mittel erhältlich. Metafol SC, Nymeo und VextaMitron 700 SC dürfen nur zweimal im NA eingesetzt werden, haben aber zusätzlich eine Zulassung zur Anwendung im Vorauflauf (VA). Glotron 700 SC ist dreimal im NA einsetzbar. Das unter den Metamitronprodukten besonders breit wirksame Goltix Titan hat ebenfalls eine Zulassungserweiterung für den VA. So darf Goltix Titan entweder mit 3 x 2,0 l/ha im NA zum Einsatz kommen oder mit 3,0 l/ha im Vorauflauf und 3 x 1,0 l/ha im NA verwendet werden.


Was ist bei den Ergänzenden Produkten zu beachten?


Je nach Verunkrautung ist es erforderlich, den Basisprodukten weitere Mittel hinzuzufügen. Bei den Ergänzungen gibt es zahlreiche Zulassungserweiterungen und unterschiedliche Zulassungen, Formulierungen oder Wirkstoffkonzentrationen. Einen Überblick mit wichtigen Bemerkungen zu den Präparaten finden Sie in der Übersicht 2.


Shiro ist hinsichtlich Wirkstoffgehalt und Einsatzmöglichkeiten dem Debut gleichzusetzen. Das Mittel darf man zulassungsbedingt viermal pro Anwendungsjahr einsetzen – Debut, Shiro 500 oder Kaskad nur dreimal.


Kezuro enthält 571 g/l Metamitron und 71 g/l Quinmerac in einer SC-Formulierung und zeichnet sich daher besonders durch seine Bodenwirkung aus. Kezuro lässt sich höchstens dreimal anwenden (insgesamt max. 3,5 l/ha). Es kann daher im VA mit 3,5 l/ha oder im NA im Splitting mit 0,9 l/ha zu NAK 1 und mit 1,3 l/ha zu NAK 2 und 3 in Mischung mit anderen Rübenherbiziden zum Einsatz kommen. Achten Sie darauf, dass Sie die maximale Obergrenze von 250 g/ha Quinmerac in einer Tankmischung nicht überschreiten (NG 343).


Tanaris enthält die Wirkstoffe Quinmerac und Dimethenamid-P. In Versuchen wirkte es gut gegen Taubnessel, Klette, Hundspetersilie, Storchschnabelarten, Amarant, Franzosenkraut, Nachtschatten, Ehrenpreis und Hirsearten.


Der Wirkstoff Lenacil ist in dem Produkt Venzar 500 SC verfügbar. Die Zulassung als Splittinganwendung ermöglicht den Einsatz ab dem 16. März (Drainauflage NW 800). Die Ausbringung der vollen Aufwandmenge in einer Anwendung ist auf drainierten Flächen untersagt (NG 405). Ein Splittingeinsatz der vollen Aufwandmenge von 1,0 l/ha ist vorrangig zu empfehlen, allerdings nur mit einer Teilmenge von 0,25 l/ha (bis zu viermal pro Jahr und Fläche). Nur so ist es möglich, bis an den länderspezifischen Mindestabstand zu wasserführenden Gräben zu applizieren. ▶


Die maximale Wirkstoffmenge von 500 g Lenacil pro Hektar darf auf derselben Fläche keinesfalls überschritten werden (bußgeldbewährte Anwendungsbestimmung NG 360). Auf bindungsschwachen Böden (Sand, humusarme Böden) sollte aus Verträglichkeitsgründen eine Anwendung von Venzar 500 SC unterbleiben. Insgesamt verbessert der Zusatz von Lenacil in der Spritzbrühe die Wirkung auf Ausfallraps, Gänsefuß, Erdrauch, Kamille und Knötericharten. Lenacil wirkt auch gegen Clearfield-Ausfallraps.


Venzar 500 SC wird in einem Pack mit Debut unter dem Namen Debut DuoActive Pack und auch als Fertigformulierung namens Debut DuoActive zur Verfügung stehen. Die Packlösung bietet gegenüber dem bekannten Debut plus Trend eine Wirkungsabsicherung gegen Gänsefußarten, Melde, Klettenlabkraut, Bingelkraut, Knötericharten und Kreuzblütlern sowie Ausfallraps (incl. CL-Raps).


Strategien gegen normale Mischverunkrautungen


Doch welche Empfehlungen resultieren aus der verfügbaren Mittelpalette? Zunächst kann man einen starken Besatz an Altunkräutern – außerhalb von Wasser- und Naturschutzgebieten – vor dem Auflaufen der Rüben mit Glyphosat beseitigen (siehe auch Zusatzinfo „Reiner Tisch“ auf Seite 113).


Eine Bekämpfung zweikeimblättriger Unkräuter wird seit einigen Jahren bis auf wenige Ausnahmen vorrangig im Nachauflauf vorgenommen. Die drei Splittingtermine nach Auflauf Keimblatt NAK 1, NAK 2 und NAK 3 haben sich häufig als optimal herausgestellt. Die Kombination „Betanale“ plus „Metamitrone“ plus „Additiv“ erfasst auch unter wechselnden Witterungsbedingungen die meisten Standardunkräuter sicher. Weitere Leitverunkrautungen erfordern meist spezielle Mischungspartner (siehe auch Übersicht 3).


Gegen eine Mischverunkrautung aus Gänsefuß und Vogelmiere, etwas Kamille, etwas Klettenlabkraut, wenig Knöterich und ohne eine Spätverunkrautung dürfte eine Basisempfehlung mit Fertigmischungen von Belvedere Duo oder Betasana SC in Kombination mit einem metamitronhaltigen Partner ausreichen. Ein starker Besatz von Kamille (ohne ALS-resistente Kamille) wird aber erst durch den Zusatz von Triflusulfuron (z.B. Debut/Shiro) oder Clopyralid (Lontrel 600, Lontrel 720 SG, Vivendi 100) ausreichend erfasst. Bei Kombinationen mit Betanal Tandem sei nochmals auf die Drainauflage (NG 405) erinnert.


Der konsequente Zusatz eines Additivs zu 100% – z.B. 0,5 l/ha Hasten oder 1,0 l/ha Access – hat sich auch in Basismischungen bewährt. Nur wenn die Wachsschicht der Rüben sehr dünn ist (wenn z.B. direkt nach längeren Niederschlägen behandelt wird), sollte der Zusatz von Additiven aus Verträglichkeitsgründen reduziert werden oder ganz unterbleiben (ausgenommen der FHS des Debuts).


Der jeweilige Spritzstart sollte so erfolgen, dass die auflaufenden Konkurrenzpflanzen das Keim- bzw. erste Laubblattstadium nicht überwachsen haben. Bei bestimmten Problemunkräutern, wie z.B. Ausfallraps oder Hundspetersilie, kann allerdings eine frühere Applikation im Vorauflauf oder in den Auflauf der Unkräuter erforderlich sein. Windenknöterich und Gänsefuß laufen meist zeitgleich mit den Rüben auf, da sie einen ähnlichen Temperaturanspruch haben (ca. 120-Gradtage). Raps und Bingelkraut haben einen geringeren Wärmeanspruch (ca. 90-Gradtage) als die Rüben und sind meist vor der Kultur anzutreffen.


Der Abstand zwischen den Spritzungen sollte je nach Witterung sieben bis zwölf Tage nicht überschreiten, da die Unkräuter in Wellen nacheinander auflaufen. Entwachsen die Unkräuter den frühen Entwicklungsstadien, sind sie mit den Herbiziden bei genannten zugelassenen Aufwandmengen oft nicht mehr ausreichend zu bekämpfen.


Was tun, wenn’s trocken wird?


Unter sehr trockenen Bedingungen, wie zur NAK 2 in den letzten Jahren, können sich Weißer Gänsefuß bzw. Melde schnell zu Problemunkräutern entwickeln. In diesen Fällen ist es wichtig, frühzeitig und nachhaltig mit erhöhten Aufwandmengen von Metamitron zu arbeiten und die Blattwirkung zusätzlich mit einem phenmediphamhaltigen Produkt zu steigern.


Neben der Basisempfehlung könnte der Zusatz von z.B. 1,0 l/ha Betasana SC den Phenmediphamanteil auf 260 bis 320 g/ha erhöhen. Weiterhin können bei starker Verunkrautung Debut/Shiro 500 unterstützen. Neben dem FHS-Zusatz in Debut- bzw. Shiro-Mischungen ist ein weiterer Zusatz von Trend möglich – bei verträglichen Mischungen bis zu 350 ml/ha.


In Extremsituationen – wenn die Verträglichkeit eher zweitrangig ist – wie z.B. bei starker Trockenheit und sehr großen Unkräutern, kann auch eine Applikation in den Morgenstunden zielführend sein. Denn das erhöht die Aggressivität der Tankmischung zusätzlich, allerdings steigt dann auch das Risiko eines Schadens an den jungen Rüben.


Möglicherweise haben Gänsefuß und Melden bereits vereinzelt eine Herbizidresistenz gegen den Wirkstoff Metamitron entwickelt. Dies kann vor allem in Fruchtfolgen mit Mais oder Kartoffeln der Fall sein, da hier nur wenige Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Kontaktieren Sie im Verdachtsfall bitte umgehend die Kollegen der Pflanzenschutzberatung vor Ort. Ein regelmäßiger Wirkstoffwechsel über die Fruchtfolge und flankierende pflanzenbauliche Maßnahmen sind dann zwingend umzusetzen.


Lösungen gegen Problemunkräuter


Gegen schwer bekämpfbare und weit entwickelte Unkräuter sind die Aufwandmengen der „Basisempfehlungen“ deutlich anzuheben. Feuchte Böden vorausgesetzt, ist Klettenlabkraut sehr gut mit Ethofumesat zu erfassen. Goltix Titan oder Kezuro sichern die Wirkung gegen einen starken Besatz an Klettenlabkraut ab. Die Aufwandmengen sollten aber leicht höher sein als bei der Basisempfehlung (siehe Übersicht 3).


Der Zusatz von Lenacil in der Spritzbrühe verbessert die Wirkung auf Ausfallraps, Gänsefuß, Erdrauch, Kamille und Knötericharten. Daher ist bei feuchten Bodenbedingungen alternativ zum Clopyralid der Zusatz vom Debut DuoActive Pack mit Debut plus Venzar zu bevorzugen (20 g+160 g / 30 g+250 g / 30 g+250 g).


Hundspetersilie, Dreigeteilter Zweizahn, Nachtschatten, Amarant oder auch Schierling werden mit der Kombination von Goltix Titan, Kezuro, Tanaris, Debut/Shiro, Venzar 500 SC und dem clopyralidhaltigen blattaktiven Lontrel 600 bzw. 720 SG bzw. Vivendi 100 auch unter eher trockenen Bedingungen gut erfasst. Debut oder Clopyralid in der 1. NAK sind nur erforderlich, wenn bereits Hundspetersilie aufgelaufen ist.


Reicht die Bodenfeuchte aus, kann man Clopyralid auch durch das bodenwirksame dimethenamidhaltige Tanaris und ab dem 6-Blattstadium der Rübe auch durch Spectrum ersetzen. Spectrum erfasst zusätzlich Hirsearten, die immer öfter über Hühnertrockenkot auf die Flächen gelangen.


Bingelkraut und Ausfallraps laufen meistens sehr frühzeitig auf und wachsen einem davon, wenn man nicht rechtzeitig reagiert. Durch die blattaktive Formulierung sowie dem Lenacilanteil im DuoActive Pack lässt sich Ausfallraps relativ gut erfassen. Ein Zusatz von Debut/Shiro plus FHS von 15 bis 20 g/ha zur NAK 1 und 30 g/ha zu den beiden späteren Terminen sichert die Wirkung bei Trockenheit ab (außer bei CL-Raps). Ist es kühl, sind Verträglichkeitsprobleme und Wuchsdepressionen möglich. Bei feuchten Bodenbedingungen kann man den Zusatz von Debut/Shiro reduzieren.


Gegen Clearfield-Raps und ALS-resistente Kamille ist eine erhöhte Metamitronmenge wirksam. Ackerkratzdistel, Ausfallerbsen oder Knollenplatterbsen benötigen einen Zusatz von Clopyralid. Wildrüben oder auch Landwasserknöterich, Ackerwinde oder Ackerschachtelhalm lassen sich meist nur durch mechanische Verfahren in der Saison kontrollieren. Mehr zur mechanischen Unkrautbekämpfung lesen Sie in der folgenden Zusatzinfo „Herbizidreduktion“.


Kartoffeldurchwuchs ist in Jahren nach einem milden Winter zu erwarten, wenn die im Feld verbliebenen Knollen nicht ausreichend abgefroren sind. Falls der Frost nicht tief genug reichte, sind nach dem 4- bis 6-Blattstadium der Rüben zunehmend Probleme zu erwarten. Eine effektive Bekämpfung mit Herbiziden ist nach wie vor nicht möglich, der wiederholte Einsatz von PMP-haltigen Mitteln oder Clopyralid kann den Wiederaustrieb abbrennen und damit nur schwächen. Eine nachhaltige Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln bietet zurzeit nur ein mehrfaches Hacken. Letztendlich muss die Mutterknolle heraus, sonst kommt es immer wieder zu Neuaustrieb.


Um Spätverunkrautungen z.B. mit Nachtschatten, Weißem Gänsefuß, Amarant, Franzosenkraut und Vogelmiere zu verhindern, empfiehlt es sich, über die gesamte Spritzfolge Metamitron oder ab dem 6-Blattstadium Spectrum und Lenacil zuzumischen. Gegen Hundspetersilie und Schierling stellen quinmerachaltige Herbizide wie Goltix Titan, Kezuro und Tanaris in Kombination mit den Basisherbiziden eine gute Alternative zu Rebell Ultra dar. Ein Zusatz von Clopyralid und Triflusulfuron erfasst auch größere Kamille.


Herbizidreduktion


Sind Hacke und Co die Lösung?


Von der Politik kommt zunehmend der Wunsch, Herbizidmaßnahmen zu reduzieren und mehr auf mechanische Verfahren der Unkrautkontrolle zu setzen. Hierfür kamen bislang Maschinen wie Eggen, Striegel, Hacken und Häufelgeräte zum Einsatz. Die Wirkung der mechanischen Bekämpfungsmaßnahmen beruht dabei im Wesentlichen auf dem „Herausreißen“, „Verschütten“, „Herauskämmen“ und „Abschneiden“ der Unkräuter. Mittlerweile sind immer mehr Geräte mit beachtlicher Leistungsfähigkeit verfügbar – ein Umdenken erscheint daher erforderlich.


Beim Hacken von Rüben muss allerdings vieles passen, damit die Maßnahme effektiv ist. Insbesondere die Entwicklung der Kultur, der Standort, das Wetter, die Einstellung des Gerätes und schließlich das Gerät selbst. Umfassende Versuchsergebnisse wurden von Markus Mücke, Ökologischer Landbau der LWK Niedersachsen, erarbeitet. Mit dem Sichtbarwerden der Kulturreihen kann der Einsatz einer Maschinenhacke beginnen. In Reihenkulturen werden spezielle Hackgeräte für den entsprechenden Reihenabstand angeboten. Zusätzliche Schutzbleche oder -scheiben schützen die Kultur vor Klutenwurf. Neben den Gänsefußscharen mit S-förmigen Federzinken kommen auch Roll-, Stern- und Fingerhacksysteme zum Einsatz. Zu häufig dürfen Überfahrten allerdings nicht erfolgen. Denn sonst leidet die Krümelstruktur der Böden. Die Folge: Bei Starkregen im Frühsommer nimmt die Gefahr von Wassererosion bzw. in trockenen Jahren von Winderosion zu.


Neue Hacken kommen vornehmlich mit Kameratechnik und Verschieberahmen zum Einsatz. Moderne Kamerasysteme sind deutlich robuster und weniger störanfällig als frühere. Aktuelle Kameras können Rüben ab dem Stadium BBCH 12 erkennen. Ein Nachteil aber bleibt: Zwar werden die Unkräuter in den Reihenzwischenräumen sicher erfasst, die in der Reihe sind mit der derzeitigen Hacktechnik aber nur bedingt bekämpfbar. In der Kulturreihe ist daher die chemische Unkrautbekämpfung nach wie vor die sicherste Lösung.


Das beste aus zwei WElten


Werden moderne kameragesteuerte Hacken mit Bandspritzeinrichtung effektiv in konventionelle Systeme integriert, können sie eine leistungsfähige Unkrautkontrolle ermöglichen. Im praktischen Einsatz erweist sich dies jedoch als besondere Herausforderung, da die Kamerasysteme noch ihre Schwächen haben. So können kameragesteuerte Maschinen erst zum Einsatz kommen, wenn die Kulturpflanzenreihen von den Kameras genau erkannt werden. Auch ist der Kosten- und Zeitaufwand bei der Überfahrt mit einer Hacke-Band-spritze im Vergleich zur rein chemischen Unkrautbekämpfung deutlich höher. Grundsätzlich sind zugelassene Herbizide im Hacke-Band-Verfahren einsetzbar.


reiner Tisch


Mit Glyphosat schwindet ein wichtiges Werkzeug


Um Altverunkrautungen oder nicht abgefrorene Zwischenfrüchte vor Rüben zu beseitigen, ist Glyphosat voraussichtlich nur noch bis 2023 einsetzbar. Auch das positiv bewertete Erneuerungsgutachten zur Wiedergenehmigung von Glyphosat auf EU-Ebene („Renewal Assessment Report on glyphosat“, 15.6.21), welches von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Auftrag gegeben wurde, scheint daran nichts zu ändern.


In einigen Regionen, wie z.B. in Wasser- und Naturschutzgebieten, ist der Glyphosateinsatz bereits seit dem Inkrafttreten der 5. Änderung zur Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung Anfang September verboten. Chemische Alternativen zum Glyphosat sind momentan nicht in Sicht. Daher werden zusätzliche mechanische Verfahren zur Bekämpfung von Zwischenfrüchten und Altunkräutern notwendig.


Stahl statt Glyphosat


Vermutlich wird auf vielen Betrieben künftig der Pflug wieder häufiger eingesetzt, um den zunehmenden Unkraut- und Ungrasbesatz in den Griff zu bekommen. Auf Standorten, die zur Trockenheit neigen, ist das aber keine Alternative – insbesondere nicht für die wasserbedürftige Rübe. Denn ausgeprägte Trocken- und Hitzephasen würden dann zu Ertragsschwankungen und -einbußen führen. Dasselbe gilt für nachfolgende Kulturen.


Wenn die Zwischenfrucht nicht abgefroren ist oder sehr langes Stängelmaterial vorliegt, wird ein Mulchgang erforderlich. Alternativ könnte je nach Beschaffenheit der Zwischenfruchtreste auch eine Cambridge- oder Messerwalze zum Einsatz kommen. Abhängig von der Zwischenfruchtart kann auch die Federzinkenegge das richtige Gerät sein. Bestenfalls sind im Betrieb mehrere unterschiedliche Geräte verfügbar, um witterungsbedingt optimal reagieren zu können. Ein überbetrieblicher Einsatz der Geräte wird kaum möglich sein, da die Einsatzfenster eng sind.


Ohne Totalherbizid steigen die Kosten


Wie sich der Wegfall von Glyphosat auf die Flächenvorbereitung zur Rübe ökonomisch auswirkt, ist in der Übersicht 4 dargestellt. Die Bewertung berücksichtigt nicht den zusätzlichen Aufwand vor der Saat, der den optimalen Saattermin mit hoher Wahrscheinlichkeit verzögert. Die dadurch entstehenden Ertragsverluste können sich laut Literaturangaben auf bis zu 30% belaufen.


Erhebliche Mehrkosten von 50 bis 100 €/ha können entstehen, wenn Zwischenfrüchte und Altunkräuter/-gräser durchwachsen und dadurch zusätzliche Mittelaufwendungen bei den Herbizidmaßnahmen erforderlich werden. Eine zusätzliche Überfahrt mit Graminiziden gegen Altgräser kann darüber hinaus weitere Kosten verursachen.


Ihr Kontakt zur Redaktion: daniel.dabbelt@topagrar.com


Unser Autor


Dr. Dirk M. Wolber,


Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.