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Strom als Alternative zu Glyphosat?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Wirkstoff Glyphosat steht politisch vor dem Aus. Alternativen sind demnach gefragt. Ob Strom eine sein könnte, hat die LWK NRW geprüft.


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Die Politik fordert, den Glyphosateinsatz zu verringern. Kann Strom das Totalherbizid bei der Unkrautbekämpfung ersetzen? Dieser Frage ging die LWK Nordrhein-Westfalen in diesem Frühjahr nach. Auf zwei Standorten in der Nähe von Buir, im Rheinland, sowie in Altenberge im Münsterland galt es, die Reste der im Herbst gesäten Zwischenfrucht sowie die Altverunkrautung zu beseitigen.


Auf dem Lössboden in Buir wuchs in erster Linie Ausfallgerste. Auf dem Lehmboden in Altenberge ging es dagegen insbesondere um Ausfallweizen, Ackerfuchsschwanz, Stiefmütterchen, Storchschnabel, Ölrettich, Raps und Senf. Der Senf war weitestgehend abgestorben, allerdings standen die trockenen Stängel noch.


Strom kontra Glyphosat


Wie gut würde der Strom im Vergleich zu Glyphosat diese Unkräuter/-gräser bekämpfen? Um dies zu klären, gingen die Versuchstechniker wie folgt vor:


Sie setzten Glyphosat in Form von Taifun forte mit 1080 g/ha kombiniert mit 5 kg/ha SSA ein. Die Bekämpfung mittels Strom erfolgte durch das Gerät Xpower der Firma Zasso. Die technischen Details entnehmen Sie der Zusatzinformation auf Seite 56. Der Stromfluss soll die Pflanzenzellen zerstören. Biegsame Metallelemente bilden Plus- und Minuspole. Um von einem zum anderen Pol zu kommen, fließt der Strom durch Pflanzenwurzeln und Boden. Daraufhin gelangt er zurück zum Generator – so ist der Stromkreis geschlossen.


Die Überfahrtsgeschwindigkeit betrug jeweils 8, 6, und 3 km/h. Zudem gab es eine Variante, bei der die Techniker den Aufwuchs zwei Mal mit 3 km/h überfuhren. Auf diese Variante am Standort Altenberge beziehen sich die nachfolgenden Ergebnisse.


Feuchte Böden wichtig


Ein gut durchfeuchteter Boden an den Versuchstagen schaffte optimale Bedingungen für den Stromfluss. So zeigte sich auch schon nach wenigen Minuten die Wirkung des Stroms. Die Gräser färbten sich dunkel, die Kreuzblütler der Zwischenfrucht ließen die Köpfe hängen.


Altes Pflanzenmaterial und sehr trockene Bedingungen verschlechtern hingegen den Stromfluss. So war dort, wo die Applikatoren auf abgestorbenes Material trafen, ein Knistern zu hören und Abreißfunken zu sehen. Diese entstehen, wenn der Stromfluss unterbrochen wird. Daher ist es nicht ratsam, diese Methode unter trockenen Bedingungen nach der Ernte auf Stoppeln, z.B. gegen Quecke, anzuwenden.


Grundsätzlich arbeitet das Frontaggregat geräuschlos. Es hat eine Arbeitsbreite von 3 m. Die Applikatoren wirkten jedoch nur auf einer Breite von 2,75 m. So wurde nicht immer genau Anschluss gefahren. Die entstandenen grünen Streifen dienten im Versuch als Kontrolle.


Die Ergebnisse im Detail


Nach zweimaliger Strombehandlung ließ sich Folgendes feststellen:


  • Bei etwa 15% der behandelten Gräser kam es zum Neuaustrieb. Ackerfuchsschwanz zeigte sich noch etwas robuster als der Ausfallweizen.
  • Die Erfolge bei den Unkräutern waren sehr unterschiedlich. Kreuzblütler wurden nahezu vollständig bekämpft. Die Wirkung gegen Kamille und Stiefmütterchen lag bei 70%.
  • Gänzlich unbeeindruckt zeigte sich der Kleine Storchschnabel.
  • Die Stromwirkung bei den Pflanzen, die vom Schlepper überfahren wurden, war nachhaltiger.
  • Die Leistung von Glyphosat gegen Kleinen Storchschnabel betrug 50%, die übrigen Kräuter und Gräser erfasste der Wirkstoff vollständig.
  • Am Standort Buir erholten sich 10% der Gerstenpflanzen vom Stromeinsatz und trieben neu aus.
  • In der Glyphosat-Variante kam es zu keinem Neuaustrieb.


Wirkung auf Regenwürmer?


Geprüft wurde auch die Wirkung des Stroms auf Regenwürmer, die sich vor und nach der Überfahrt mit dem Zasso-Gerät leicht finden ließen. Untersucht wurde der Spatenaushub von fünf verschiedenen Stellen. Das Ergebnis:


In Summe fanden sich in beiden Varianten etwa 30 Regenwürmer. Im Stromstreifen waren aber 3 Tote mit Aufwölbungen an Teilen des Körpers dabei.


Fazit


Der Glyphosateinsatz im Frühjahr dient dazu, den vorhandenen Aufwuchs bodenschonend zu beseitigen, um den schon im Herbst vorbereiteten Acker ohne intensive Bodenbearbeitung zu bestellen. Das ist mit Strom prinzipiell auch möglich. Der zeitliche und energetische Aufwand ist aber enorm. Darüber hinaus ließ sich in den Versuchen keine sichere Wirkung gegen wichtige Ungräser, z.B. Ackerfuchsschwanz, bzw. Unkräuter wie Storchschnabel erzielen.


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

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