Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Wissen

Der Boden als Fundament stabiler Erträge

Die regenerative Landwirtschaft setzt auf Humusaufbau und ein aktives Bodenleben. Das soll Vorteile für Kulturen und Klima bringen. Die Ansätze dieser neuen Bewirtschaftungsform sind vielfältig.

Lesezeit: 13 Minuten

Gesunder Boden, gesunde Pflanzen, stabile Erträge – und gleichzeitig noch etwas gegen den Klimawandel tun? Gerade in Zeiten, in denen Trockenheit, Resistenzprobleme und höhere Anforderungen an den Klimaschutz im Fokus stehen, klingt das erstrebenswert. Immer mehr Landwirte wollen diese Ziele mithilfe der regenerativen Landwirtschaft erreichen.

Diese Bewirtschaftungsform ist auf den US-Amerikaner Robert Rodale zurückzuführen. In den 1980er-Jahren formulierte er den Kern des Systems so: „Es geht darum, den Kohlenstoff zurück in den Boden zu bringen. Somit bietet man den Ackerbaukulturen einen humusreichen Boden und entlastet die Atmosphäre.“

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Einer der Pioniere der regenerativen Landwirtschaft im deutschsprachigen Raum ist Landwirt und Berater Friedrich Wenz aus Schwanau in Baden-Württemberg. Er bewirtschaftet einen Demeterbetrieb und bietet gemeinsam mit Pflanzenbauberater Dietmar Näser aus Neustadt in Sachsen regelmäßig gut besuchte Bodenkurse an. In diesen geben die Berater den Teilnehmern Hilfestellungen, um einen sich selbst regulierenden Boden zu bekommen.

Wenz schätzt, dass in Deutschland derzeit Landwirte auf etwa 50.000 ha nach dem Prinzip wirtschaften. Dabei handelt es sich sowohl um ökologische, als auch konventionelle Betriebe.

Dauerhaft Begrünen und flach Bearbeiten

Doch welche Maßnahmen stehen bei regenerativ wirtschaftenden Betrieben im Mittelpunkt? In erster Linie – so Wenz – gehe es darum, den Humusgehalt der Böden anzuheben. Dafür sei es wichtig, die Flächen möglichst dauerhaft zu begrünen. Landwirte sollten hierzu vielfältige Untersaaten und Zwischenfrüchte anbauen, um das Bodenleben zu ernähren.

Den Boden sollte man nur wenn nötig und dann sehr flach bearbeiten. Besonders geeignet seien dafür Geräte wie die Fräse oder der Schälpflug. Eine notwendige Ausnahme stelle die Tiefenlockerung dar. Diese belüfte den Boden. Eine tiefe und wendende Bearbeitung hingegen würde das Gefüge zerstören und dem Humusaufbau entgegenwirken.

Eine dauerhafte Begrünung und einegeringe Bearbeitungsintensität sollen es den Bodenlebewesen ermöglichen, sich vielfältig und störungsfrei zu entwickeln. Verdauen Regenwürmer, Bakterien, Pilze und andere Bodenorganismen organisches Material, machen sie nicht nur Nährstoffe pflanzenverfügbar, sondern sorgen auch für Humusaufbau.

Gemeinsam für mehr HUmus

Entscheidend für eine Humusmehrung ist nach Ansicht von Friedrich Wenz auch, dass die Pflanzen und Bodenlebewesen gut zusammenarbeiten. Denn Bodenorganismen erhalten Kohlenstoff nicht nur aus Ernteresten, Zwischenfrüchten oder Wirtschaftsdüngern, sondern auch aus Wurzelabsonderungen lebender Pflanzen. Als Gegenleistung für diese Zucker- bzw. Kohlenstoffverbindungen versorgen die Bakterien – und besonders Mykorrhiza-Pilze – die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen.

Die Pflanzen profitieren auch, weil die Pilzhyphen im Boden festgelegten Phosphor lösen und pflanzenverfügbar machen. „Pilze und höhere Pflanzen haben eine Koevolution durchgemacht. Beide Organismengruppen profitieren in außerordentlichem Maße vonei-nander“, bestätigt Dr. Ines Fritz vom Institut für Umweltbiotechnologie der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU).

Eine Begrünung versorgt die Bodenfauna aber nicht nur mit Nahrung. Darüber hinaus sorgt sie auch für eine effiziente Ausnutzung des Sonnenlichts und ist in der Lage viel CO2 zu binden – anders als eine Brache. Fritz erläutert dazu: „Die Natur kennt keine Brache. Sie ist ein unnatürlicher Zustand, der das mikrobielle Bodenleben durcheinanderbringt und damit sehr viel Potenzial verschwendet.“

Insgesamt sollen sich mit der regenerativen Landwirtschaft jährlich 0,1 bis 0,2% Humus aufbauen lassen, ist die Erfahrung von Friedrich Wenz und anderen Berufskollegen. Das entspräche einem Speicherungspotenzial von ca. 8 bis 15 t/ha CO2. Ob sich mit Humusaufbau Geld verdienen lässt, lesen Sie unter „CO2-Zertifikate“ auf Seite 58. Weitere positive Effekte des Systems seien

  • ein stabiles und porenreiches Bodengefüge, welches das Wasserspeichervermögen verbessert,
  • eine strukturierte Bodenoberfläche, die Starkregenereignisse abfedern kann und
  • eine ganzjährig bedeckte, vor Wind- und Wassererosion geschützte Krume.

Den Boden düngen

Neben den angebauten Kulturen und der Bodenart beeinflusst auch die Düngung das Auftreten von Bodenorganismen. Die Nährstoffzufuhr sollte laut Wenz nicht auf die Pflanzen, son-dern auf den Boden abgestimmt sein. „Wir müssen ein Nährstoffgleichgewicht schaffen, das den Kulturpflanzen ideale Wachstumsbedingungen bietet“, verdeutlicht er den Ansatz. Hierfür gilt es zunächst, den Status quo zu ermitteln.

Besonders eignen sich dafür umfangreiche Analysen wie z.B. jene nach Albrecht bzw. Kinsey. Diese Methoden stellen neben den Nährstoffgehalten auch die Basensättigung und die Kationenaustauschkapazität (KAK) dar.

Unter Berücksichtigung des Nährstoffspeichervermögens des Bodens und den angestrebten Mengenverhältnissen der Nährstoffe, liefern sie Düngeempfehlungen mit konkreten Mengenangaben. Die Düngemaßnahmen sollen nach Aussage von Berater Wenz immer auch den Boden beleben. Dies sei vor allem beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern herausfordernd.

„Das Problem einer Gülledüngung ist, dass jedes Mal Fäulnisbakterien auf den Acker gelangen. Diese führen zu einer anaeroben Zersetzung der organischen Substanz, wobei Nährstoffe verloren gehen“, erklärt er. „Gleiches gilt für eine zu tiefe Einarbeitung von Zwischenfrüchten. Die hierbei anfallende organische Substanz verfault dann, anstatt aerob zu verrotten.“

Wenz und andere Praktiker haben gute Erfahrungen mit sogenannten Rottelenkern gesammelt. Hierbei handelt es sich um einen selbst angesetzten Sud u.a. aus Pflanzenfermenten. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien sollen die Umsetzung der organischen Substanz lenken und beschleunigen. Der Gülle kann man diese Rottelenker direkt zusetzen, beim Zwischenfruchtumbruch müssen sie über eine mitgeführte Ausbringtechnik aufgebracht werden – man spricht von einer Flächenrotte.

Tee für Boden und Pflanzen

Ein weiteres, noch eher unbekanntes Betriebsmittel ist der Komposttee. Er wird in speziellen Behältern hergestellt und enthält gelöste und vermehrte Mikroorganismen aus Kompostmaterial.Lesen Sie hier zwei spannende Reportagen dazu.

Laut Wenz füllen immer mehr Land-wirte ihre Feldspritze mit Komposttee und nutzen ihn zur Vitalisierung von Boden und Pflanzen. Vitalere Kulturpflanzen sind toleranter gegenüber Stressfaktoren wie Trockenheit, Krankheiten oder Schädlingsfraß. Je nach Bedarf der Pflanzen kann man den Komposttee auch mit (Mikro-)Nährstoffen versetzen. Die Wirkungsweise beruhe auf der Förderung des Bodenlebens und des Wurzelwachstums.

Die Leistungen von Komposttee und Rottelenkern sind wissenschaftlich allerdings umstritten. „Die Mühlen der Wissenschaft mahlen langsam, besonders bei einem so komplexen Thema wie der Bodenmikrobiologie“, schätzt Wenz die Situation ein. Für ihn sind die Resonanzen und Erfolge der Landwirte, die auf das Konzept setzen, bereits ein überzeugender Beweis dafür, dass die Mittel wirken.

Etwas anders sieht dies Wissenschaftlerin Fritz von der BOKU: „Zu Komposttee gibt es schon viele Publikationen. Die Ergebnisse sind zwar tendenziell positiv, aber nicht besonders deutlich. Die mikrobielle Population aus Komposttee kann nun mal nicht das ausgleichen, was in der Vergangenheit durch Unverständnis an Schaden angerichtet wurde.“

Wohlfühlzone für unkräuter und Ungräser?

Doch was bedeutet einer der Kernpunkte des Systems – die dauerhafte Begrünung – für Ungräser und Unkräuter? Denn mit dem Verzicht des Pfluges fällt auch ein wertvolles Werkzeug weg, um Infektionsketten (Virosen) zu unterbrechen und Unkräuter zu bekämpfen.

Friedrich Wenz erklärt den Ansatz des Systems so: „Die regenerative Landwirtschaft versucht diesen Problemen über eine gesunde Krume entgegenzuwirken. Unser Job als Bauer ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich der Boden selbst regulieren kann. Denn wenn man das Bodenleben ins Gleichgewicht bringt, haben es Unkräuter schwerer.

Gerade die gängigsten Störenfriede gehören zu den Pionierpflanzen auf nacktem Boden. Vogelmiere, Ackerfuchsschwanz und Co. bevorzugen Ackerböden, die oft mechanisch bearbeitet werden und zeitweise brach liegen, wodurch sich ein bakterienbetontes Bodenleben entwickelt.“

Schaffe man es hingegen, das Verhältnis zu Gunsten der Pilze zu verschieben, ergebe sich nach Meinung des Beraters eine günstige Umgebung für die Kulturpflanzen. Die Keimung und Konkurrenzkraft der Unkräuter hingegen würde gehemmt. Eine ständige Unterbrechung des Bewuchses verhindere aber oft ein ausgeglichenes Verhältnis von Bakterien und Pilzen.

Da besonders die Bodenpilze auf die Energieversorgung durch Pflanzenwurzeln angewiesen seien, sei es wichtig, diese durch Untersaaten und Zwischenfrüchte zu fördern. „Je nach Rahmenbedingungen kann es einige Zeit dauern, bis sich die förderliche Zusammensetzung der Bodenorganismen etabliert. Konventionelle Betriebe können in dieser Phase gezielte Herbizidmaßnahmen durchführen“, so Wenz. Hierin bestehe übrigens ein großer Unterschied zum Biolandbau.

Kein einheitliches Label

Einheitliche und strenge Regeln, wie regenerative Landwirtschaft auszusehen hat, gibt es nicht. Jeder Praktiker muss für seinen Betrieb den richtigen Weg finden. Während der Biolandwirt sowieso schon auf synthetischen Pflanzenschutz und Dünger verzichtet, kann sein konventioneller Kollege auch weiterhin darauf zurückgreifen, wenn nötig.

Daher ist laut Wenz vorerst auch nicht geplant, Produkte aus regenerativer Landwirtschaft mit einem einheitlichen Label zu kennzeichnen, wie man es etwa von Bioerzeugnissen kennt. Zu jung sei die Bewegung, zu vielfältig die Akteure.

„Wir stehen gerade erst am Anfang einer dynamischen Entwicklung, wollen alle mitnehmen und Grabenkämpfe vermeiden“, äußert sich Wenz dazu. Ein Label, das strikte Richtlinien vorschreibt, stehe diesem Ansatz eher im Wege. Der generelle wirtschaftliche Vorteil des Konzepts steckt eher darin, die Kosten für Pflanzenschutz und Düngung zu senken und durch fruchtbare Böden hohe und stabile Erträge zu erwirtschaften – und das auch bei zunehmenden Wetterextremen.

------------

CO2-Zertifikate: Mit Klimaschutz Geld verdienen?

Während sich der Humusaufbau direkt positiv auf die Pflanzenproduktion auswirkt, ist er auch gesellschaftlich relevant. Indem er CO2 aus der Atmosphäre speichert, trägt er zum Klimaschutz bei. Landwirten bietet dies eine neue Einnahmequelle. Sie können sich mittels CO2-Zertifikaten dazu verpflichten, den Humusgehalt ihrer Böden anzuheben.

Belegen Bodenuntersuchungen den Humusaufbau, erhalten Landwirte als Gegenleistung eine Vergütung. Es gibt bereits Unternehmen wie z.B. die CarboCert GmbH aus Oberschwaben oder die Positerra GmbH aus Rosenheim, die solche CO2-Zertifikate an Firmen und Privatpersonen verkaufen.

Hierzu ein Beispiel: Die Hofbräu Brauerei aus München hat sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß aus Produktion und Vertrieb in Zukunft zu kompensieren. Gemeinsam mit der Universität Augsburg berechnete das Unternehmen seinen CO2-Footprint. Als eine der Maßnahmen startete Hofbräu 2017 eine Kooperation mit einem Landwirt, der in fünf Jahren mindestens 100 t CO2 in seinen Böden einspeichern soll.

Inwieweit eine CO2-Speicherung in der Ackerkrume wirklich einen Beitrag zum Vorgehen gegen den Klimawandel leisten kann, ist umstritten. So zeigt eine aktuelle Untersuchung des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung unter der Leitung von Dr. Martin Wiesmeier von der Technischen Universität München, dass organisch gebundener Kohlenstoff auch sehr schnell wieder in die Atmosphäre gelangen kann. Dies geschieht, wenn sich die Bewirtschaftungsform ändert, also z.B. nach Jahren der Minimalbodenbearbeitung wieder gepflügt wird. Die Forscher plädieren deshalb dafür, die CO2-Speicherung im Boden möglichst langfristig zu gewährleisten.

---------------

R E P O R T A G E

Von Komposttee und Speiseöl

Tino Ryll stellt seit 2013 seinen 500 ha-Ackerbaubetrieb in Brandenburg Schritt für Schritt auf regenerative Landwirtschaft um. Er will den idealen Weg für einen zukunftsfähigen Betrieb finden.

Etwa 70 km südlich von Berlin erstreckt sich der Fläming, ein für Brandenburger Verhältnisse hügeliger Landstrich nahe der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Hier bewirtschaftet Tino Ryll einen konventionellen Marktfruchtbetrieb. Neben den klassischen Ackerbaukulturen baut er verschiedene Ölfrüchte wie z.B. Leindotter an, die er selbst verarbeitet und vermarktet.

Schrittweise umstellen

Seit sieben Jahren setzt er nach und nach auf immer mehr seiner Flächen das Konzept der regenerativen Landwirtschaft um – mittlerweile hat er etwa die Hälfte umgestellt. „Vorher stagnierten die Erträge, gleichzeitig wurden die Betriebsmittel teurer. Wir haben also immer mehr Geld ausgegeben, um die gleichen Mengen zu ernten“, erklärt der Landwirt. „Das musste doch auch anders gehen.“

Durch einen Berufskollegen aufmerksam geworden, stieß Ryll 2013 auf einen „Bodenfruchtbarkeitskurs“ von Dietmar Näser. Sein Interesse war geweckt: Er begann, sich online und mit Büchern zu informieren und wagte die ersten Schritte hin zu einem anderen Ackerbau. Folgte bislang z.B. auf eine Blattfrucht drei Jahre lang Getreide, wechseln sich heute Blatt- und Halmfrucht ab. Auch erhöhte Ryll den Anteil an Sommerungen, wodurch sich das Unkraut nun besser in den Griff bekommen lässt. Zudem kann er dadurch öfter Zwischenfrüchte anbauen.

Rotte fördern, Pflanzen vitalisieren

Um die Zwischenfrüchte einzuarbeiten, setzt der Landwirt die Scheibenegge Carrier 650 mit Cross Cutter Discs von Väderstad ein, die etwa 5 bis 6 cm tief arbeitet. „Ideal wäre natürlich eine Fräse – aber auf den großen Flächen ist die Schlagkraft einfach zu gering“, erklärt Ryll seine Entscheidung.

Nach seiner Erfahrung zerkleinert die Kombination aus der vorlaufenden Messerwalze und den speziellen Scheiben das organische Material sehr gut und vermischt es intensiv mit dem Oberboden. Bleiben zu viele Erntereste stehen, folgt ein zweiter Arbeitsgang mit einem Flügelschargrubber. Um die Flächenrotte in Gang zu bringen und dabei Fäulnis zu vermeiden, setzt Ryll selbst angesetzte Pflanzenfermente ein – jedes Mal, wenn er eine Zwischenfrucht umbricht.

Als weiteren Baustein der regenerativen Landwirtschaft nutzt er Komposttee. Diesen stellt er selbst her und bringt ihn zur Vitalisierung seiner Kulturen mit der Feldspritze aus. Gemischt mit zwei Dritteln Wasser beträgt die Aufwandmenge 60 bis 65 l/ha. In Wintergetreide erfolgt je eine Behandlung nach dem Auflaufen, bei Vegetationsbeginn im Frühjahr und schließlich zum Schossen. Den Komposttee bringt er auf allen seinen Schlägen aus.

Aus Experimenten lernen

In der Umstellungsphase zur regenerativen Landwirtschaft ist es für Tino Ryll wichtig, eigene Erfahrungen zu sammeln: „Es geht darum, Methoden zu finden, die perfekt zum Betrieb passen. Die Voraussetzungen sind überall unterschiedlich“, erzählt der Landwirt. Deshalb probiert er selbst vieles aus – dabei kann natürlich auch mal was schiefgehen: So säte er z.B. Sommergerste mit einer Untersaat aus Leindotter und Deutschem Weidelgras an, um den Humusaufbau zu fördern. Die 5 kg/ha Leindotter ließen der Gerste allerdings keine Chance. Dieses Jahr probiert er daher eine Saatstärke von nur 1 kg/ha.

Wichtig zu wissen ist, was unter der Bodenoberfläche vor sich geht. Dafür nutzt der Landwirt Hilfsmittel: Den Spaten, eine Bodensonde und ein pH-Wert-Messer hat Ryll immer dabei. Bei unserem Besuch im Frühjahr hebt Tino Ryll in der Sommergerste einen Spatenstich aus und zeigt das Krümelgefüge. „Das ist das Ergebnis von aktivem Bodenleben und einer schonenden Bearbeitung“, erklärt er. Die kleinen Gerstenpflanzen haben bereits starke Wurzeln ausgebildet, an denen viel Erde haftet. Nur schwer lässt sich die Erde von den Wurzeln trennen – ein Hinweis dafür, dass sich Pilze und Bakterien im Wurzelraum tummeln und symbiontisch mit der Pflanze leben. „Das schafft die Voraussetzungen für Kohlenstoffspeicherung, Humusaufbau und letztlich gesunde und ertragsstabile Bestände“, zeigt sich Ryll zufrieden.

Eigenes Öllabel

Einen Teil der Rapsernte sowie die anderen Ölsaaten verarbeitet Ryll in seiner hofeigenen Ölmühle. Das Öl vermarktet er unter der Marke „Fläminger Genussland“ online, regional im Lebensmitteleinzelhandel sowie deutschlandweit in Feinkostläden. Diese Vermarktungswege möchte er weiter ausbauen, ein Hofladen ist angedacht. „Ich möchte den Verbrauchern auch die regenerative Landwirtschaft näher bringen. Sie sollen sehen, dass wir mit dieser Form der Landwirtschaft nicht nur Lebensmittel produzieren, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können“, sagt Tino Ryll.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.