Die europäische Chemikalienagentur (ECHA) wird sich voraussichtlich gegen die Verwendung von Kalkstickstoff als Düngemittel aussprechen. Wie ein Sprecher der in Helsinki ansässigen Behörde in der vergangenen Woche gegenüber AGRA-EUROPE erklärte, könnte es allerdings eine Ausnahme für die Verwendung als Granulat in einem geschlossenen System geben.
Eventuelle Anwendungsbeschränkungen sollen nach Empfehlung der Wissenschaftler außerdem zunächst nur für einen Zeitraum von 36 Monaten nach Inkrafttreten gelten. Laut dem ECHA-Sprecher handelt es sich indes noch um eine vorläufige Einschätzung. Aktuell sei man dabei, das auf Basis einer im März abgeschlossenen wissenschaftlichen Konsultation erstellte Dossier in den Ausschüssen der ECHA zu erörtern. Abschließende Ergebnisse würden gegen Ende des Jahres erwartet und sollten dann der Europäischen Kommission zur Entscheidung übermittelt werden.
Bei Kalkstickstoff handelt es sich um einen granulierten Stickstoffdünger mit langsamer Freisetzung, der in einer Reihe von EU-Staaten zum Einsatz kommt. Dem Mittel werden allerdings auch eine Reihe von sekundären Wirkungen zugeschrieben. Bekannt ist unter anderem eine Bekämpfung von bestimmten Pflanzenkrankheiten sowie Schädlingen - beispielsweise des Kartoffeldrahtwurms. Auch zur Bekämpfung des Wurmbefalls von Weidetieren durch die Düngung von Grünland kann Kalkstickstoff erfolgreich verwendet werden. Überdies gibt es Hinweise auf herbizide Eigenschaften gegen bestimmte Kräuter.
Unzureichende Kontrollen
Unter anderem darin werde allerdings ein Problem gesehen, da Kalkstickstoff nicht für die Verwendung als Pflanzenschutzmittel zugelassen sei, so der ECHA-Sprecher. Zudem sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass die Verwendung als Dünger sowohl für Oberflächengewässer als auch für den Boden nicht ausreichend kontrolliert werde.
Ein Risiko für die menschliche Gesundheit durch mit Kalkstickstoff kontaminiertem Grundwasser besteht der ECHA zufolge jedoch offenbar nicht; nichtsdestoweniger werde die Qualität des Grundwassers beeinträchtigt. Überdies würden jüngste Erkenntnisse auf eine Wirkung als endokriner Disruptor beim Menschen hindeuten, was eine entsprechende Neubewertung erforderlich machen könnte.
Wird bereits „seit 100 Jahren“ angewendet
Laut ECHA werden in der EU jährlich rund 130.000 t Kalkstickstoff hergestellt, von denen etwa 53.000 t als Düngemittel verwendet werden. Diese werden demnach hauptsächlich an Landwirte geliefert und schätzungsweise auf etwa 230.000 ha ausgebracht; das entspricht etwa 0,2 % des Ackerlandes in der EU.
Kritisch bewertet die EU-Agrarpolitikerin Marlene Mortler die Einschätzungen der Behörde in Helsinki. So würden die Landwirte Kalkstickstoff bereits „seit 100 Jahren“ anwenden und seine Eigenschaften kennen. „Wenn Politik und Wissenschaft nun auch noch die gute fachliche Praxis in Frage stellen, verlieren unsere Praktiker immer mehr den Glauben an diese Institutionen“, warnte die CSU-Europaabgeordnete.
von Otto Klapfenberger
Drahtwurm
Da ich gerade zusehen musste, wie der Drahtwurm - durch den Wegfall von Mesurol als Beize mit bis zu 45% Wirkung - einen Teil meiner Maisflächen zerstörte, und mir nichts anderes übrigblieb als nachzusäen (in der Hoffnung das er dieses mal schnell davonwächst), bleibt nichts anderes ... mehr anzeigen als die Fruchtfolge umzustellen. Und zwar nur noch Mais auf den immer gleichen Flächen. Das betreibt einer meiner Nachbarn schon seit 10 Jahren mit Erfolg. Ich kann ja trotzdem nicht am Markt vorbei produzieren, nur weil man das letzte wirksame Mittel Kalkstickstoff verbietet. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
ECHA ächten und auflösen,
die ist allem Anschein nach fest in der Hand der NGOs. Unsere Regierung auch.
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von Bernhard ter Veen
erstmal
damit anfangen den Verkauf von Unkrautvernichter an Private Haushalte und nicht-Landwirtschaftliche Gewerbe Treibende ,ohne Landwirtschaftliche Fachausbildung, zu VERBIETEN... wenn man hinschaut wieviel davon in handlichen Kleingebinden in den Regalen von Baumärkten usw stehen...
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von Gerhard Steffek
Unkrautvernichtung!!!
Ich habe heute bei uns in der Stadt eine Frau von der Stadtverwaltung vor eben dieser mit einem Gasbrenner hantieren sehen. Mit dem hat sie das Unkraut zwischen den Pflastersteinen verbrannt. Hanebüchen, wie sie das gehandhabt hat. Von Fach- und Sachverstand war diese Frau weit ab. Der ... mehr anzeigen reinste Wahnsinn, wenn man bedenkt welcher Zeitaufwand, welcher Energieaufwand und welcher Ökoschaden hier entsteht. Es soll ja schon mal die eine oder andere Hecke, bis hin zum Haus, in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Bedenkt man, mit wie wenig Aufwand und Nachhaltig der fachgerechte Einsatz von Glyphosat hier sein kann, dann stellt sich wirklich die Frage, wie viel Hirn all diese Kritiker haben. Da kann doch in deren Oberstübchen wirklich nur noch Müll vorhanden sein. Wie sonst kann man hier die Vorteile von gerade Glyphosat so vehement leugnen wollen? weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
@ Steffek
Zwischen den Pflastersteinen hat Glyphosat aber wahrlich nichts verloren. Fläche ist versiegelt. Es ist kein Boden vorhanden, der den Wirkstoff abbauen kann. Dadurch gelangt Wirkstoff mit dem nächsten Regen in die Kanalisation. Unabhängig davon, ob er da Schaden anrichtet oder nicht, ... mehr anzeigen darf das nicht sein. - - - - - - - - - - - - Glyphosat hat seine Berechtigung und ist häufig die sinnvollste Alternative. Wird es korrekt und sinnvoll angewendet, kann eigentlich kaum einer was dagegen haben (außer er ist verblendet und kann nicht abwägen. Da fällt mir eine Partei ein..... ). Verboten wird es demnächst unter anderem deshalb, weil man es nie wirklich geschafft hat, die unsachgemäßen Anwendungen auf versiegelten Flächen zu unterbinden. Hinweise auf den Gebinden, Strafen, Abgabe nur an Sachkundige usw. haben nicht geschafft, dass man keine auffallend gelb leuchtend sterbenden Pflanzen in Rinnen, an Mauern, an Zäunen und in Pflasterfugen mehr sehen kann. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
Beim Glyphosat hatte die ECHA noch Verstand und Zivilcourage.
Beim Kalksticksoff haben sie beides verloren. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die ECHA zugibt, sich beim Glyphosat geirrt zu haben. Als Begründung wird, wie beim Kalkstickstoff, der Konjunktiv zweckentfremdet werden müssen. Als ob Europa keine anderen Sorgen hätte.
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von Bernd Keil
zurück in die Steinzeit
Überall wird auf Hightech gesetzt, nur die Landwirtschaft und damit die Lebensmittelproduktion soll wie in der Steinzeit arbeiten. Wir verlieren nach und nach viele Wirkstoffe, jetzt geht es gegen den KSS .... d. h. im Umkehrschluß wir sind chemisch technologisch ca im Jahr 1900 ... mehr anzeigen angekommen Wundert Euch nicht wenn wir demnächst, wie bei unseren Vorfahren, extreme Mißernten und Verderb durch Pilze etc haben .... von den durch Pilzen ausgelösten Krankheiten ganz zu schweigen Haben die alle vergessen das Mykotoxine = Schimmelpilze die giftigsten Subtanzen sind weniger anzeigen
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von Wilhelm Eggert
Reichlich spät !
Ich wundere mich das diese kluge Agentur erst jetzt zu einem Verbot kommen möchte. Das die Personen die schon vor !00 Jahren Kalkstickstoff mit der Hand gestreut haben inzwischen verstorben sind hätte schon früher auffallen müssen. Ironie off !
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von Martin Schmid
Bitte an die topagrar Redaktion
Recherchieren sie doch bitte die angegebenen Zahlen nochmals nach. Vor Allem würde mich interessieren, wo die 77.000to die nicht als Düngemittel eingesetzt werden, Verwendung finden. Des Weiteren stellt sich die Frage, warum die Angabe von 0,2% der Ackerfläche gemacht wird, wenn doch ... mehr anzeigen vielfach KSS als Weidedünger auf Grünland eingesetzt wird. Außerdem sind es schon 120 Jahre seit KSS eingesetzt wird und zu Hochzeiten wurden auch weit über 500.000 produziert und in den 80iger Jahren hatte KSS eine Zulassung als PSM. Es wäre schön, wenn topagrar grundsätzlich bei solchen Berichten nicht nur abschreibt, sondern eigene Recherche betreibt, auch oder gerade, weil andere Tatsachen hierdurch zu Tage kommen. weniger anzeigen
Anmerkung der Redaktion
Das kann unser kleines Onlineteam leider nicht leisten, deshalb kaufen wir ja News zu (und schreiben nicht ab). Für die gedruckte top agrar würden wir dagegen selbst tiefer recherchieren.
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von Andreas Gerner
Dann sofort auch
die "Pflanzenstärkungsmittel" Komposttee oder Brennesseljauche u.Ä. verbieten!
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von Andreas Gerner
Was erreicht die EU damit?
Dass mehr "echte" PSM eingesetzt werden.
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von Andreas Gerner
Dann muss aber die Frage erlaubt sein,
warum gerade im Bio Bereich Stoffe eingesetzt werden dürfen, denen ebenfalls "eine Reihe von sekundären Wirkungen zugeschrieben" wird, aber die keine Zulassung als PSM haben. Z.B. Netzschwefel und Kupfer.
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von Gerhard Steffek
verlieren unsere Praktiker immer mehr den Glauben an diese Institutionen!
Den habe ich schon längst verloren. Diese Entscheidung ist nur wieder eine weitere Bestätigung dessen. Noch dazu wenn man bedenkt wie gering die behandelte Fläche ist, wie wenig die aufgewendete Meng (wo bleibt eigentlich der Großteil der Produktion ab?), dann wird deutlich, daß hier ... mehr anzeigen nur wieder ein neues Haar in der Suppe gefunden werden muß, um sich populistisch zu profilieren und öffentlichkeitswirksam darzustellen. Die Herrschaften sollten sich aber diesen Satz hinter die Ohren schreiben: "Die Guten "ziehen Konsequenzen" und "optimieren", die Schlechten "mißbrauchen" und "instrumentalisieren". weniger anzeigen
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von Diedrich Stroman
Gute fachliche Praxis!?
Die zählt schon lange nicht mehr, es ist doch so, die Symbiose zwischen Politik und Verwaltung ist den gewählten Volksvertreter schon lange aus den Händen geglitten! Was in der Menschheit die Kriege zerstört haben, man fing wieder neu von vorn an, erledigt nun im zwanzigsten ... mehr anzeigen Jahrhundert die Bürokratie!!!! weniger anzeigen
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