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So macht Biomethan dem Erdgas Konkurrenz

Lesezeit: 4 Minuten

Biogasanlagen, die aus der EEG-Förderung fallen, können teilaufbereitetes Gas für 8 bis 9 ct/kWh erzeugen. Der Gasverkauf über Mikronetze wäre eine Alternative zur Biomethanproduktion.


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Die Produktion von Biomethan mit anschließender Einspeisung ins Erdgasnetz gilt für viele Biogasanlagenbetreiber am Ende der 20-jährigen EEG-Förderung als Alternative zur Stromproduktion. Doch für die Aufbereitung zu Biomethan ist die Abtrennung von CO2 nötig. Eine chemische oder physikalische Gasreinigung ist aber relativ teuer. Außerdem ist die Nähe zu einem Erdgasnetz nötig.


Verkauf von Rohgas


Eine andere Möglichkeit haben Wissenschaftler des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) sowie die Firmen abc GmbH und Alensys im Projekt „MiniGas“ untersucht: Bei dem Konzept bereiten Biogasanlagen das Gas nur zum Teil auf, in dem sie Schwefelwasserstoff (H2S), Ammoniak (NH3) und Wasserdampf entfernen, und leiten es über ein Mikronetz zu kommunalen, industriellen bzw. gewerblichen Abnehmern. Diese nutzen das Gas in BHKW (ähnlich wie die Satelliten heutiger Biogasanlagen), um Strom und Wärme für den eigenen Betrieb zu produzieren. Dieser Ansatz hat mehrere Vorteile:


  • Bestehende Biogasanlagen können ein neues Geschäftsmodell für die Zeit nach dem EEG etablieren.
  • Sie erhalten eine längerfristige Entwicklungsperspektive außerhalb der engen Zeitbegrenzung des EEG. Somit bleibt die Wertschöpfung im Betrieb.
  • Die Wirtschaftsdüngervergärung und die damit verbundene, besonders hohe Treibhausgaseinsparung sind möglich.
  • Die längerfristige Betriebsperspektive eröffnet Möglichkeiten für regionale und von den Kunden gewünschte Anbauoptionen wie mehrjährige Blühpflanzen, die nur bei technischen Anpassungen der Anlage gut und dann längerfristig wirtschaftlich verwertbar sind.
  • Die Abnehmer machen sich unabhängig von der CO2-Abgabe, die Erdgas jedes Jahr verteuert. Zudem erhalten sie eine klimaschonende Energiequelle, was vor allem für Gewerbe und Industrie immer wichtiger wird.


Nicht gebrauchtes Gas könnte zusätzlich in einer gemeinschaftlichen Aufbereitung zu Biomethan verarbeitet werden.


Beispiel aus der Praxis


Die Projektpartner haben in dem Projekt u.a. untersucht, zu welchem Preis sich das teilaufbereitete Biogas erzeugen lässt und ob es eine wirtschaftliche Alternative zu Erdgas ist.


Die untersuchte Biogasanlage wurde vom Hersteller MT Energie GmbH im Jahr 2010/2011 errichtet und besteht aus einem Fermenter und einem Nachgärbehälter mit je 2100 m³ Faulraumvolumen, einem Endsubstratlager mit ca. 5150 m³ Lagervolumen sowie einem weiteren, im Jahr 2019 errichteten Endsubstratlager mit 6900 m³ Lagervolumen.


Alle Behälter sind mit Doppelmem-brangasspeichern gasdicht abgedeckt. Die Erwärmung des Substrates erfolgt über innenliegende Heizleitungen im Fermenter und im Nachgärer. Der Feststoffeintrag erfolgt mittels eines Schubbodens und eines Schneckeneintragssystems, wobei am Schneckenkopf der Stopfschnecke Fermenterflüssigkeit mit einer Pumpe beigemischt wird, um den Stoffeintrag zu verbessern.


Zwei mit RME (Raps-Methylester, Biodiesel) stützgefeuerte Zündstrahlmotoren mit einer elektrischen Leistung von je 265 kW (elektrisch) verstromen das entstehende Biogas direkt vor Ort. Ein drittes Modul gleicher Baureihe wird über eine Roh-Biogasversorgungsleitung als Satelliten-BHKW an einem ca. 1 km entfernten Schweinemastbetrieb versorgt.


Biogas günstiger als Erdgas


Für die Biogasanlage ermittelten die Projektpartner einen Biogasgestehungspreis von 6,96 ct/kWh (Hi). Der Durchleitungspreis in einem nachgeschalteten Mikrogasnetz wurde mit 0,92 ct/kWh (Hi) für ein Leitungsnetz von ca. 5 km Länge bestimmt. Darin eingeschlossen sind auch die Investitionskosten für die Leitung. Bei geringerer Entfernung zu relevanten Verbrauchern sind auch geringere Kosten von 0,6 bis 0,7 ct/kWh (Hi) möglich.


Die untersuchte Praxis-Biogasanlage kann also das teilaufbereitete Gas für insgesamt 7,88 ct/kWh (Hi) bis zu den Abnehmern leiten. „Die Kosten liegen derzeit schon unter dem Preis von fossilem Erdgas für Haushaltskunden in einer Kleinstadt, der bei 8,3 ct/kWh (Hi) liegt“, bewertet Projektmitarbeiter Dr. Walter Stinner vom DBFZ dieses Ergebnis. Der Preisabstand von derzeit noch 3 ct/kWh gegenüber Erdgas für einen Gewerbekunden (4,8 Ct/kWh) bei Abnahme von 850000 kWh vermindert sich seiner Berechnung nach mit der nächsten Stufe der CO2-Abgabe um gut 0,5 ct/kWh. Verflüssigtes, importiertes Erdgas (LNG) aus Fracking-anlagen dürfte seiner Schätzung nach mindestens einen weiteren Cent teurer sein. Damit wäre das Biogas auch für die Gewerbekunden also eine Alternative, die nur 1,5 ct/kWh über dem Preis von fossilem Erdgas liegt.


hinrich.neumann@topagrar.com

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