Deutschland entgehen durch fehlende Investitionen in den Bereichen Energie, Verkehrsinfrastruktur und Bildung jedes Jahr Wachstumschancen in Höhe von mindestens 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das haben Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) errechnet. Die Berliner Wirtschaftsforscher plädieren deshalb für eine Investitionsagenda von zusätzlichen staatlichen und privaten Investitionen in Höhe von drei Prozent des BIP oder rund 75 Milliarden Euro im Jahr.
„Die deutsche Wirtschaft steht längst nicht so gut da, wie viele derzeit denken. Seit 1999 hat Deutschland einen Investitionsrückstand von rund einer Billion Euro aufgebaut und dadurch erhebliche Wachstumschancen verpasst. Wir gefährden damit die Zukunft Deutschlands als Wirtschaftsstandort und die Nachhaltigkeit unserer Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. „Die Investitionslücke muss geschlossen werden. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist richtig dafür, der finanzielle Spielraum ist da.“
Um die privaten Investitionen zu steigern, müssen vor allem die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Etwa zum Gelingen der Energiewende, für das nach DIW-Schätzung zwischen 2014 und 2020 jährlich zwischen 31 Milliarden und 38 Milliarden Euro in den Bereichen erneuerbare Energien, Netze, Systemintegration und energetische Gebäudesanierung privatwirtschaftlich investiert werden müssen. „Um Privatleute und Unternehmen an Bord zu holen, muss man ihnen vor allem verlässliche Investitionsbedingungen bieten“, sagt DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert. Die für die Energiewende erforderlichen hohen Investitionen haben laut Kemfert eindeutig eine positive gesamtwirtschaftliche Wirkung „Diskussionen wie über die Abschaffung oder rückwirkende Veränderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sind schädlich. Sie schrecken Investoren ab“, ergänzt DIW-Klimaexperte Karsten Neuhoff.