Warum beim Schlachthof die Bänder ohne Gas stillstehen würden
Die Sorgen um eine sichere Gasversorgung in Deutschland wachsen täglich. Und ohne Gas stehen die Bänder im Schlachthof wohl still. Das zeigt ein Gespräch beim Schlachthof Steinemann.
Beim mittelständischen Schlachtunternehmen Steinemann im niedersächsischen Steinfeld schaut man mit Sorge auf den Gas-Konflikt mit Russland. Das Unternehmen achtet schon seit einigen Jahren verstärkt auf Energieeffizienz und hat gezielt in Nachhaltigkeit investiert. So hat die Holding an drei der fünf Standorte mittlerweile moderne BHKWs im Einsatz, um Strom und Wärme optimal auszunutzen.
„Wir sind je nach Standort bis zu Zweidrittel Stromautark“, erklärt Andreas Steinemann. Er ist einer von drei Geschäftsführern und hat das Energiemanagement im Blick. In den nächsten Jahren will das Unternehmen mit Fotovoltaik noch unabhängiger von den Energieversorgern werden.
„Ich kann Ihnen zu 95 % sagen, wo die Energie bei uns im Haus verbraucht wird“, sagt Steinemann. Diese Transparenz sei entscheidend, um Energie und auch Geld zu sparen. Die größten Verbraucher im Unternehmen sind die Kühlkapazitäten. Je nach Standort werden bis zu 60 % des Stroms hier verbraucht.
Auch die Wurstverarbeitung sei sehr energieintensiv, weil dort Ware im Prozess erhitzt und wieder abgekühlt werden muss. Steinemann kann sich aber nicht vorstellen, wie man hier Energie einsparen kann, ohne den gesamten Prozess zu gefährden.
Das Unternehmen braucht aktuell Gas mit einem energetischen Wert von über 11 Mio. KWh pro Jahr. „Die zu ersetzen wird schwierig“, erklärt Aron Steinemann, der ebenfalls Geschäftsführer ist. Die Steinemanns glauben zwar, dass man die BHKWs auch auf Öl umstellen kann, aber nicht so kurzfristig und wahrscheinlich mit hohem finanziellen Aufwand. Ihnen sei auch unklar, wie Wirtschaftsminister Habeck einzelne Betriebe technisch vom Gasnetz abkoppeln bzw. drosseln wolle.
Gasversorgung im Schlachthof: „Priorisierung heißt nicht Garantie“
Der Vorstand des Verbands der Fleischwirtschaft Dr. Gereon Schute Althoff dämpft die Sorgen etwas. Gegenüber top agrar erklärt er, dass Schlachtunternehmen gute Chancen haben, bei der Gasvergabe priorisiert zu werden. Die Bundesnetzagentur habe Mitte Mai festgelegt, dass die Fleischwirtschaft aus zwei Gründen beim Gasbezug Vorrang haben sollte. „Lebensmittel und Tierschutz sind priorisiert“, erklärt er, der hauptamtlich das Qualitätsmanagement bei Tönnies leitet. Schulte Althoff sagt aber auch: „Priorisierung heißt nicht Garantie.“
Steinemann hat insgesamt etwa 800 Mitarbeiter und schlachtet und verarbeitet 1.200.000 Schweine und 65.000 Rinder pro Jahr. 2020 hat Steinemann den Schlachtbetrieb der EGO übernommen und bildet somit als Vollsortimenter die Wertschöpfungsstufen Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung für Schwein und Rind ab.
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Beim mittelständischen Schlachtunternehmen Steinemann im niedersächsischen Steinfeld schaut man mit Sorge auf den Gas-Konflikt mit Russland. Das Unternehmen achtet schon seit einigen Jahren verstärkt auf Energieeffizienz und hat gezielt in Nachhaltigkeit investiert. So hat die Holding an drei der fünf Standorte mittlerweile moderne BHKWs im Einsatz, um Strom und Wärme optimal auszunutzen.
„Wir sind je nach Standort bis zu Zweidrittel Stromautark“, erklärt Andreas Steinemann. Er ist einer von drei Geschäftsführern und hat das Energiemanagement im Blick. In den nächsten Jahren will das Unternehmen mit Fotovoltaik noch unabhängiger von den Energieversorgern werden.
„Ich kann Ihnen zu 95 % sagen, wo die Energie bei uns im Haus verbraucht wird“, sagt Steinemann. Diese Transparenz sei entscheidend, um Energie und auch Geld zu sparen. Die größten Verbraucher im Unternehmen sind die Kühlkapazitäten. Je nach Standort werden bis zu 60 % des Stroms hier verbraucht.
Auch die Wurstverarbeitung sei sehr energieintensiv, weil dort Ware im Prozess erhitzt und wieder abgekühlt werden muss. Steinemann kann sich aber nicht vorstellen, wie man hier Energie einsparen kann, ohne den gesamten Prozess zu gefährden.
Das Unternehmen braucht aktuell Gas mit einem energetischen Wert von über 11 Mio. KWh pro Jahr. „Die zu ersetzen wird schwierig“, erklärt Aron Steinemann, der ebenfalls Geschäftsführer ist. Die Steinemanns glauben zwar, dass man die BHKWs auch auf Öl umstellen kann, aber nicht so kurzfristig und wahrscheinlich mit hohem finanziellen Aufwand. Ihnen sei auch unklar, wie Wirtschaftsminister Habeck einzelne Betriebe technisch vom Gasnetz abkoppeln bzw. drosseln wolle.
Gasversorgung im Schlachthof: „Priorisierung heißt nicht Garantie“
Der Vorstand des Verbands der Fleischwirtschaft Dr. Gereon Schute Althoff dämpft die Sorgen etwas. Gegenüber top agrar erklärt er, dass Schlachtunternehmen gute Chancen haben, bei der Gasvergabe priorisiert zu werden. Die Bundesnetzagentur habe Mitte Mai festgelegt, dass die Fleischwirtschaft aus zwei Gründen beim Gasbezug Vorrang haben sollte. „Lebensmittel und Tierschutz sind priorisiert“, erklärt er, der hauptamtlich das Qualitätsmanagement bei Tönnies leitet. Schulte Althoff sagt aber auch: „Priorisierung heißt nicht Garantie.“
Steinemann hat insgesamt etwa 800 Mitarbeiter und schlachtet und verarbeitet 1.200.000 Schweine und 65.000 Rinder pro Jahr. 2020 hat Steinemann den Schlachtbetrieb der EGO übernommen und bildet somit als Vollsortimenter die Wertschöpfungsstufen Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung für Schwein und Rind ab.