Während sich das Geschehen um die Geflügelpest in Deutschland zumindest aus landwirtschaftlicher Perspektive zuletzt etwas beruhigte, hat sich die Ausbreitung der hochansteckenden Seuche in Frankreich stark beschleunigt.
Nach Angaben des Pariser Landwirtschaftsministeriums waren zum vergangenen Donnerstag landesweit 151 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) in kommerziellen Nutztierhaltungen bekannt; eine Woche zuvor waren es lediglich 46.
Bei Wildgeflügel und in Privathaltungen waren zuletzt 21 beziehungsweise fünf Fälle registriert. In der vergangenen Woche ist in diesen Kategorien somit nur jeweils ein einziger neuer Nachweis hinzugekommen.
Studenten sollen helfen
Angesichts der schnellen Ausbreitung der Geflügelpest setzt das französische Landwirtschaftsministerium wieder auf die Mobilisierung von zusätzlichem Personal. Wie schon beim vorangegangenen Seuchenzug können Studenten der Veterinärschulen auf freiwilliger Basis unter anderem bei der Rückverfolgung und zur Probenentnahme eingesetzt werden.
Die ersten Ausbrüche in der kommerziellen Geflügelhaltung Frankreichs waren nahe der belgischen Grenze beobachtet worden. Nun hat sich der Brennpunkt in den Südwesten des Landes verlagert; diese Region war bereits beim vorangegangenen Seuchenzug schwer getroffen worden.
Von den aktuell bekannten Fällen befinden sich allein 94 im Département Landes. Betroffen ist vor allem die im Süden des Départements gelegene Landschaft Chalosse, in der die Haltung von Enten zur Produktion von Stopfleber von großer Bedeutung ist.
Nach Angaben des örtlichen Bauernverbandes (FDSEA) ist davon auszugehen, dass das für den aktuellen Seuchenzug verantwortliche Virus ansteckender ist als vorhergehende Stämme und zudem Hühnervögel leichter infizieren kann. Von den bislang bekannten Infektionen entfallen laut FDSEA etwa 60 % auf Enten und 40 % auf Hühnervögel; in den Vorjahren seien zu 90 % Enten betroffen gewesen.
Impfung als Lösung
Unterdessen hat der französische Landwirtschaftsminister Julien Denormandie die Prüfung zweier Impfstoffe gegen die Geflügelpest angekündigt. Dazu soll in Kürze eine Versuchsphase starten. „Langfristig wird es keine andere Lösung als die Impfung geben“, erklärte der Minister vergangene Woche bei einem Treffen mit Tierhaltern und Abgeordneten.
Die Vakzine seien von grundlegender Bedeutung, und eine Impfung der Geflügelbestände dürfe kein „Tabuthema“ sein. Denormandie kündigte für diesen Mittwoch ein großes Treffen mit Fachleuten aus der Branche an, um die Gebiete und die Abläufe für die angekündigten Impfversuche festzulegen. „Wir sind das erste europäische Land, das dies umsetzt“, hob der Minister hervor. Es müsse eine europäische Zulassung für wirksame Vakzine geben, und daher müssten die anderen Mitgliedstaaten vom Nutzen einer Impfung der Geflügelbestände überzeugt werden.
Viele Puten in Polen gekeult
Geflügelpestausbrüche in größeren Nutztierhaltungen gab es auch wieder in Polen. Die dortigen Veterinärbehörden bestätigten vergangene Woche zwei HPAI-Fälle in Putenmastanlagen in der Wojewodschaft Lublin im Südwesten des Landes, die drastische Folgen für weitere Unternehmen nach sich zogen.
Während in den unmittelbaren Seuchenherden rund 60.000 Tiere gekeult werden mussten, ordneten die Behörden nämlich auch die vorsorgliche Tötung weiterer Bestände in unmittelbarer Umgebung der Ursprungsbetriebe an. Insgesamt soll hier die Tötung von 250.000 Puten angewiesen worden sein. Laut dem Onlinemagazin „farmer.pl“ dürften dafür Entschädigungen von umgerechnet 2,2 Mio € anfallen.