Ein Kommentar von Brigitta Laarmann, Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben:
Hühner erobern das Land zurück. Seit immer mehr Landwirtsfamilien die Tiere in Mobilställen mit Auslauf halten, ist das Federvieh sichtbar. Nicht nur auf den Weiden rund um Bauernhöfe sind Hühner unterwegs. Wer genau hinschaut und vor allem hinhört, entdeckt sie auch in Kindergärten und Grundschulen und in gut gepflegten Eigenheimsiedlungen – verborgen hinter dichten Hecken.
Hobby-Hühnerhaltung nimmt Fahrt auf
Die Begeisterung für die „Mistkratzer“ ist verständlich. Sie sind drollig, haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und werden leicht zahm. Nicht zu vergessen: Sie legen Eier. Der Trend zur Selbstversorgung hat der Hobby-Hühnerhaltung Auftrieb gegeben.
Ihre guten Eigenschaften können die Tiere aber nur zeigen, wenn die Haltungsbedingungen stimmen. Wer mit Hühnern liebäugelt, fragt sich beispielsweise: Wie groß muss eine Hühnerherde mindestens sein? Welche Maße sollten Stall und Auslauf haben? Wo kauft man Hühner? „Bitte beim Züchter“, raten Expertinnen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die Kurse für Hühnerneulinge geben.
Welche Rasse ist die richtige?
Mit Züchtern sind die Rassegeflügelzüchter gemeint. Schließlich brauchen Privatleute nicht nur Legehennen, sondern auch freundliche Hof- oder Gartengenossen. Bei der Auswahl der Rassen beraten die gut organisierten Zuchtvereine. Am besten halten Neulinge den Kontakt zu ihnen über die Startphase hinaus. Denn wenn die Hühner da sind, kommen weitere Fragen auf, vom Impfen bis zum jährlichen Federwechsel.
Wer die Verantwortung für die Tiere ernst nimmt, spürt schnell, dass „Tierwohl“ Mühe, Geld und Ausdauer kostet. Spätestens nach der ersten Milbenplage werden Hobbytierhalter erkennen, wie viel Sachverstand nötig ist, um Hühner gesund zu halten. Das kann Brücken zu Landwirten bauen, die mit vitalen Tieren hochwertige Nahrungsmittel erzeugen.
Hühner-Immobilienszene boomt
Wie groß das Interesse an Hühnern ist, zeigt ein Blick in die Immobilienszene rund ums Federvieh. Heutzutage wird ein Hühnerstall nämlich nicht unbedingt aus übrig gebliebenen Brettern zusammengezimmert. Wir stießen auf noble Holzvillen und Mobilheime nach Bioland-Kriterien, die keine Hühnerwünsche offen lassen. Das Geld dafür scheint da zu sein.
Kleintierhaltung vermittelt Naturverständnis
Kleintierhaltung ist eben ein Riesenmarkt. Aber auch eine Riesenchance. Diese nutzt ein preisgekröntes Projekt aus Bayern namens „Tiere live“. Ziel ist es, Kindern ein respektvolles, emotional verankertes Naturverständnis zu vermitteln. Dazu bringen Pädagogen auch Hühner als Haustiere an Schulen. Einer der Akteure schrieb uns: „Es sind einige Dutzend Hühnerställe an Schulen in Bayern im Einsatz.
Aus internationalen Kontakten ist uns bekannt, dass das Thema Huhn vor allem in Schulen in osteuropäischen Ländern gerne behandelt wird ... In dieser Hinsicht sind wir in Deutschland noch Bildungs-Entwicklungsland, gerade mit Blick auf Ernährung, Nachhaltigkeit und regionale Produkte.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
