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Berlin

Waldeigentümer fordern CO2-Abgabe: Neue Infokampagne vorgestellt

In Berlin haben Waldbesitzer mit Nachdruck eine CO2-Abgabe gefordert, weil der Wald eine große CO2-Senke ist. Zunächst 112 €, später 250 €/ha und Jahr wären gerecht, so die Verbände.

Lesezeit: 4 Minuten

Am Mittwoch haben der Waldbesitzerverband AGDW und der Grundbesitzerverband "Familienbetriebe Land und Forst" in Berlin ihre neue Informationskampagne „Wald ist Klimaschützer“ vorgestellt.

Dazu haben die beiden Verbände Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, den Fraktionsvorsitzenden der Union, Ralf Brinkhaus, sowie zahlreiche Bundestagsabgeordnete auf die Spreetreppen vor dem Reichstagsgebäude eingeladen. Im Fokus ihrer Kampagne steht die Forderung nach einer Honorierung der Klimaschutzleistung des Waldes.

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Diese Forderung ist für die Waldeigentümer von zentraler Bedeutung, da die Auswirkungen des Klimawandels in den Wäldern Deutschlands angekommen und zu einer existenziellen Bedrohung geworden sind. Aktuell liegt die Schadfläche bei rund 285.000 ha, das Schadholz bei 178 Mio. fm.

Betroffen sind alle Baumarten, vertrocknete Wälder, Waldbrände, Schädlingsexplosionen sind die Folge. Gleichzeitig leiden viele Waldbesitzer aufgrund der daraus resultierenden niedrigen Holzpreise unter fehlenden Einnahmen für die Wiederbewaldung. „Die aktuelle Katastrophe in unseren Wäldern macht deutlich: Es wird höchste Zeit, die Wälder über die Honorierung der Klimaschutzleistung zu stabilisieren und zukunftsfähig zu machen“, sagte Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer.

Laut dem Verband binden Forst und Holz mit über 127 Mio. t CO2 rund 14 % des jährlichen CO2-Ausstoßes der deutschen Volkswirtschaft. Allein 8 t CO2speichert ein Hektar Wald im Durchschnitt pro Jahr. Daher steht die Zahl 8 auch im Mittelpunkt der Kampagne.

„Angesichts der enormen CO2-Speicherleistung unserer Wälder ist es nur gerecht, dass diese Leistung einen Preis erhält“, sagte Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst, „schließlich ist die Waldwirtschaft als größte CO2-Senke der ‚Stakeholder Nr.1‘ in Sachen Klimaschutz“. Diese große Leistung für den Klimaschutz ist viel zu wenig bekannt, so die Kritik der beiden Verbände, sie soll mit dieser Kampagne der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

112 €/ha wären gerecht

Ein schlüssiges Modell soll seit längerem auf dem Tisch liegen und orientiere sich an dem stofflichen Anteil des zuwachsenden Holzes, der nicht energetisch genutzt wird. Demnach werden pro Hektar Wald und Jahr der ab 2021 festgelegte Preis von 25 € für eine Tonne CO2 mit 4,5 multipliziert, dies entspricht einer Honorierung von 112,50 € pro Jahr und Hektar. Diese Klimaleistungsprämie steigt mit dem festgelegten Anstieg des CO2-Preises auf 55 € im Jahr 2025 auf knapp 250 €/ ha und Jahr.

Kurz kommentiert:

von Alfons Deter

Die Forderung tragen die Verbände seit längerem wiederholt vor. Theoretisch betrachtet ist sie berechtigt, hat jedoch einen entscheidenden Haken: Denn sie suggeriert, dass die Waldbesitzer mit ihrem Forst ein Angebot zum Klimaschutz machen. Und wenn das nicht honoriert wird, dann könnten sie es auch sein lassen. Fakt ist jedoch, dass der Wald da ist und immer da war, kein Waldbesitzer wird seinen Forst abschaffen, wenn es das Geld nicht gibt. Damit entfällt das entscheidende Argument, warum der Staat denn zahlen sollte.

Zudem hat sich in den letzten Jahrzenten in Deutschland das Verständnis zum Eigentum gewandelt: War der Landwirt früher wirklich als Eigentümer Herr über Acker und Wald, so herrscht auf gesellschaftlicher und staatlicher Ebene inzwischen die Meinung, dass er es nur von der Allgemeinheit geliehen hat: Erholungssuchende Bürger dürfen Flächen und Wälder betreten, sie reden mit bei der Bewirtschaftung, nutzen wie selbstverständlich private Feldwege. Der Staat reguliert inzwischen in jede kleine Ecke des Privatbesitzes hinein.

Der Wald ist da und ist vom Ministerium längst als gegebene CO2-Senke eingerechnet. Auch wenn er auf dem Papier irgendeiner Privatperson gehört, er ist Teil Deutschlands. Entsprechend wird die Forderung nach einer Abgabe ins Leere laufen, ganz abgesehen von der schwierigen Argumentation gegenüber dem Steuerzahler, wieso Grundeigentümer öffentliches Geld für ihren Besitz bekommen sollten.

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