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Elisabeth im Hopfenland

Lesezeit: 5 Minuten

Auf ihrem Hof in Niederbayern hat Biersommelière Elisabeth Stiglmaier einen neuen Betriebszweig gefunden. Sie bietet Hopfentouren an – auf Deutsch und Englisch.


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In der kleinen St.-Nikolaus-Kirche im bayerischen Attenhofen, Landkreis Kelheim, beginnt Elisabeth Stiglmaier ihre Hopfenführungen. „Im 7. Jahrhundert wurde der Hopfen zum ersten Mal kultiviert“, erklärt sie. Eng verwoben mit der Kirchengeschichte beginnt sie, über die Kulturpflanze zu erzählen. Über Hildegard von Bingen und den Hopfentee, der beruhigend und blutzuckersenkend wirkt, zum Reinheitsgebot und der Bauernbefreiung. Nicht zuletzt auch über ihre Heimat, die Hallertau, das zweitgrößte Hopfenanbaugebiet der Welt. „Danach steigen wir dann in den Bus, zum Hopfengarten oder wandern die Strecke gemeinsam“, erklärt die Biersommelière den weiteren Verlauf ihrer Führungen.


Am Waldrand neben dem Hopfengarten hat Ehemann Franz vor einigen Jahren mehrere Holzbänke aufgestellt, ihre Hopfenarena. Hier nehmen bis zu 50 Gäste Platz und Stiglmaier erklärt direkt unter den 7 Meter hohen Pflanzen, wie die Arbeit auf dem Hof und im Hopfengarten aussieht. „Als ich her zog, wollt’ ich meinen Beruf als Kinderkrankenschwester aufgeben. Bäuerin zu sein, war neu für mich, aber ich hab mir gesagt, wenn ich schon hier leb, dann will ich mitreden können und wissen, wie alles funktioniert. Noch bevor mein erster Bub geboren war, konnte ich alle Handgriffe auf dem Hof. Deshalb kann ich die Arbeit heute bei den Hopfentouren authentisch erklären“, sagt sie.


Vielfältiger Biergeschmack:

Ein ganz besonderes Erlebnis ist der ’Hopfenschuxen‘, die Verkostung besonderer Biere. Den Gästen reicht die Fachfrau dann den passenden Hopfen, der beim Brauen verwendet wurde. „Wir bauen hier ’Hallertauer Blanc‘ an. Für die Besucher ist es schon ein Erlebnis, den Geruch vom Hopfen und den Geschmack vom Bier zu vergleichen“, sagt sie. „Grad einmal 40 g bis 100 g Hopfen kommen auf 100 Liter Bier, da sind viele ganz erstaunt, wie viel Geschmack und Aroma in so einer kleinen Dolde stecken kann.“


Ihr liebstes Bier ist allerdings gar kein klassisches Bier. Das ’Cuvée Barrique‘ ist eine Mischung aus einem Bock und einem Eisbock. „Beim Gefrieren verliert der Eisbock Wasser, dadurch vertiefen sich die Aromen und der Alkoholgehalt steigt“, erklärt sie. Nach dem Brauen lagert es in sechs verschiedenen Fässern, unter anderem einem Chardonayfass und einer deutschen Eiche.“ Durch die Aromen aus den Fässern fällt es nicht unter das Reinheitsgebot. „Aber es ist trotzdem nur mit Hopfen, Wasser und Gerste gebraut. Das muss man probieren!“, sagt sie schwärmerisch.


Seit die Bäuerin 1987 auf den Hof zog, ist sie voll und ganz begeistert vom Hopfen und der Braukunst. Die Führungen bietet sie seit 10 Jahren an. „Meine beiden Buben und die zwei Madels sind schon lange erwachsen. Da wollt’ ich was Neues machen“, sagt die Bäuerin. In der Zeitung las sie schließlich eine Anzeige vom Landwirtschaftsministerium für die Ausbildung zur Hopfenbotschafterin. „Da hab ich mich einfach angemeldet. Auf dem Tagesseminar kam dann heraus, dass es darum ging, Gruppen auf dem Hof zu empfangen“, erinnert sie sich lachend. „Das stand gar nicht in der Anzeige.“


Ihr Mann war von dieser Idee zunächst gar nicht begeistert. „I broach den Raum! Das is mi Garage!, hat er geschimpft. Aber gebremst hat er mich nie“, rekapituliert sie. Das größte Glück sei es, dass sie sich auf den familiären Zusammenhalt verlassen kann. „Mein Franz nimmt mich, wie ich bin, wir unterstützen uns gegenseitig und genießen es, wenn wir mal Zeit zu zweit haben. Das ist selten, dafür aber umso schöner“, sagt sie. Bis zu vier Führungen gibt die 54-Jährige in der Woche, managt den Haushalt und arbeitet auch im Betrieb mit. „Im Sommer habe ich Hilfe fürs Mittagessen“, erklärt sie. Vor allem die Führungen vorzubereiten und danach wieder alles herzurichten, kostet Zeit.


Was Eigenes machen:

Mit den Jahren hat Elisabeth Stiglmaier sich immer weiter auf die Besuchergruppen vorbereitet. In der Hopfen-Pro Bier-Stube können ihre Gäste bei schlechtem Wetter sitzen, hier hat sie auch ein kleines Museum mit Fundstücken aus dem Bauernhaus und vielen Bildern vom Hofalltag hergerichtet. Inzwischen kommen die Gruppen sogar während der Erntetage im September. „Die Zupfmaschine kann man dann bei der Arbeit sehen und auch mal eine Panne live miterleben“, sagt sie. Wenn ihr ältester Sohn Andreas in ein paar Jahren den Hof übernimmt, hofft sie, dass sich auch ein Nachfolger für ihre Hopfentouren findet. „Er wird seine eigenen Ideen hier verwirklichen, ich würd mich einfach freuen, wenn alles in Familienhand bleibt“, sagt sie. Denn ihre Führungen sind beliebt. Aus Finnland, Neuseeland und England kommen die Reisegruppen. „Mit allen singe ich zum Abschluss etwas“, verrät sie und präsentiert stolz ihre Zither. „Das Spielen habe ich als Kind von unserem Postboten gelernt. Manch einer muss sich erst freisingen, aber irgendwann stimmen alle mit ein.“


Katharina Meusener

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