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„Landwirte müssen oft Blitzableiter sein“

Lesezeit: 4 Minuten

Über die Verhaltensregeln im Internet und den richtigen Umgang mit Kritik sprach top agrar mit Medienberater Moritz Becker.


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Herr Becker, warum sind Facebook, 
Twitter und Co. „soziale“ Medien?
Moritz Becker: Weil die Benutzer dort den Kontakt zu anderen Menschen suchen. Über Angaben wie „Gefällt mir“ und das Kommentieren ist eine neue Art der Kommunikation entstanden.



Welche sozialen Netzwerke halten Sie 
in Deutschland für bedeutsam?
Becker: Da ist Facebook, in dem man in der Altersspanne ab 25 Jahren die meisten Menschen erreicht. Jüngere nutzen gerne Instagram, ein Netzwerk, in dem man Fotos und kurze Videos findet. Twitter ist z. B. ein geeignetes Medium für Personen, die politisch aktiv sind oder sich laufend über ein Thema informieren möchten.



Was würden Sie jemandem raten, der noch keinerlei Erfahrung mit sozialen Netzwerken hat?
Becker: Einfach mal bei einem der Netzwerke anmelden und mitlesen. Vor allem zu Anfang ist es gut, unverfänglich auf sich aufmerksam zu machen. Das kann etwa ein Foto von der Erntemannschaft sein oder der Blick über das Feld in den Sonnenuntergang. In solchen Motiven suchen die Leute nichts Negatives.



Was müssen Neulinge über Kritik und negative Kommentare wissen?
Becker: Meiner Meinung nach ist 
Kritik nirgendwo so gut aufgehoben wie auf der eigenen Facebook-Seite. 
Ein Beispiel: Wenn jemand seinen 
Ärger, dass ein Landwirt zur Mittagsruhe mit dem Trecker an seinem 
Garten vorbeifährt, loswerden möchte, dann findet er im Netz viele Möglichkeiten dafür. Der betroffene Landwirt bekommt das meist nicht einmal mit. Auf der eigenen Facebook-Seite kann er eine solche Kritik als Chance nutzen, um positiv in Kontakt zu treten. Beispielsweise indem er dem verärgerten Anwohner vermittelt, dass er die Kritik ernst nimmt und erklärt, dass die Ernte bald vorbei ist oder er versucht, den Garten mittags zu umfahren.



Berechtigte Kritik ist das eine, aber wie kann man richtige Anfeindungen, z. B. bei einem „Shitstorm“ vermeiden?
Becker: Vor einem Shitstorm kann sich niemand schützen. Wenn jemand z. B. Facebook professionell für die 
Öffentlichkeitsarbeit nutzen möchte, empfehle ich für diesen Fall aber mit einem PR-Berater zu arbeiten. Unabhängig davon kann man Transparenz schaffen und den Leuten zeigen, wie die Realität auf den Höfen aussieht.


Wie kann ich möglichst viele Personen erreichen, wenn ich ein Thema weit verbreiten möchte?
Becker: Ein gutes Bild zieht schnell die Aufmerksamkeit der anderen Benutzer auf sich. Wenn man so z. B. auf ein Hoffest aufmerksam macht, kann das sehr werbewirksam sein. Außerdem hilft es auch, in die E-Mail-Signatur zu schreiben, dass man jetzt z. B. auf Facebook aktiv ist. Ein weiterer guter Trick ist es, an der Tür zum Hofladen einen QR-Code aufzuhängen, über den die Leute beim Abfotografieren mit dem Smartphone direkt auf die 
Facebook-Seite weitergeleitet werden.



Herrschen im Internet spezielle 
Umgangsformen, mit denen man sich 
im Vorfeld vertraut machen sollte?
Becker: Ob man Du oder Sie sagt, hängt davon ab, wie man sich zeigen möchte. Gängig ist aber das „Du“. Ist jemand in den Netzwerken unhöflich, bitten ihn meist andere Benutzer um andere Umgangsformen. Für einen selbst sollte, wie im normalen Leben auch, gelten, höflich und besonnen aufzutreten. Reagiert man auf diese Weise auf wütende Kommentarschreiber, ist es oft so, dass diese absolut im Ton umschwenken und man so eher eine konstruktive Diskussion führen kann.



Sollte man sich als Landwirt auch an Diskussionen im Internet beteiligen?
Becker: Das ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist aber, immer darauf zu achten, sachlich und nicht emotional an die Sache zu gehen. Kritische Kommentare sollte man außerdem immer über ein Personenprofil und nicht mit der Seite des Hofladens äußern.



Wie schaffe ich es, Anfeindungen nicht persönlich zu nehmen?
Becker: Landwirte dienen in der Öffentlichkeit oft als Blitzableiter. Sie bekommen viel Wut der Verbraucher ab, die sich nicht gegen sie selbst, sondern z. B. den Einzelhandel richtet. Deshalb ist es bei drohenden Eskalationen wichtig, sich persönlich und emotional zu distanzieren. Zur Kultur des Web 2.0 gehört es, dass man den Dialog möchte. Wer sich davon ausnimmt und z. B. die Kommentarfunktion ausstellt, kann besser eine Homepage betreiben. In sozialen Netzwerken würde dieses Ablehnen der Interaktion eher negativ betrachtet.



Ist es sehr zeitaufwendig, eine Social Media-Seite zu betreuenBecker: Das klingt aufwendiger, als es tatsächlich ist. Ich empfehle meistens, die Medien über eine App auf dem Smartphone zu kontrollieren. Kommentare kann man dann so schnell wie eine SMS lesen. Außerdem muss man unterscheiden, mit welchen Motiven man im Netz aktiv ist. Das Betreuen einer Hofcafé-Seite ist weniger aufwendig als politisch aktiv zu sein. Katharina Meusener

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