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Ohne DichTrauer, Stillstand & Weitergehen

Lesezeit: 4 Minuten

Wenn ein nahestehender Mensch stirbt, gerät das eigene Leben aus den Fugen. In den Alltag zurückzufinden, kann mehrere Jahre dauern. Dr. Silvia Riehl erklärt die Phasen der Trauer. Vier Bäuerinnen sprechen über ihre Erfahrungen mit dem Verlust.


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Trauer tut weh. Bis tief ins Mark, auch noch Jahre später. Wer Trauernden beistehen möchte, hat häufig Angst, es mit Nachfragen oder gedankenlosen Worten zum falschen Zeitpunkt nur schlimmer zu machen. Unsere Gespräche zeigen: Viele Hinterbliebene haben keine Scheu, über ihre Gefühle zu sprechen. Vielen tut es sogar gut, wenn der Name des Verstorbenen im Gespräch fällt – heißt es doch, dass er nicht vergessen wurde.


Die Wunde heilt…


Für Trauernde liegen Gefühle wie Resignation, Erschöpfung, Wut und Verzweiflung nah beieinander. Patentrezepte, mit dem Verlust umzugehen, gibt es nicht. Trauer bedeutet für jeden etwas anderes. Vielleicht fühlt sich das ganze Haus auf einmal kalt und grau an. Womöglich stirbt mit dem Vater, egal wie alt er wird, auch ein besonderer Vertrauter. Der Sparringspartner für alle Überlegungen zur Landwirtschaft. „Die Eltern sind vor allem für alleinstehende Landwirte häufig der wichtigste menschliche Halt“, sagt Constanze Brinkmann, Leiterin des ländlichen Sorgentelefons und der Familienberatung in Oesede, Niedersachsen.


Über den Verlust zu reden, ohne von den Gefühlen übermannt zu werden, braucht Zeit. „Für die Hinterbliebenen ist das erst in der fünften und letzten Trauerphase möglich. Erst dann können sie ihren Verlust vollumfänglich akzeptieren“, sagt Mediatorin Dr. Silvia Riehl.


Die Trauerphasen beschreiben unterschiedliche Gemütszustände, die jeder Mensch – mal stärker, mal schwächer – nach dem Tod eines nahestehenden Menschen durchlebt.


Die erste Trauerphase ist das Leugnen: „Das muss eine Verwechslung sein!“ Vielleicht klammert man sich auch an die Hand des Verstorbenen, kann ihn buchstäblich nicht loslassen.Während der zweiten Phase, der Aggression, suchen die Trauernden Schuldige wie etwa den behandelnden Arzt, häufig auch sich selbst: „Wieso war ich nicht da“ In der Verhandlungsphase sind die Trauernden z.B. im Zwiegespräch mit Gott oder versuchen Dinge anzugehen, die sie schon jahrelang für oder mit dem Verstorbenen machen wollten. Während der Depressionsphase sind alle Emotionen verbraucht. An ihre Stelle treten Leere und Sinnlosigkeit. Erst in der Phase der Akzeptanz lernt der Trauernde schließlich, mit der Krise zu leben, statt gegen sie zu kämpfen.


…die Narbe bleibt


Diese Trauerphasen laufen nicht geradlinig, sondern spiralförmig ab. Es ist also völlig normal, vorherige Phasen nochmals zu durchleben. In einem Moment tiefer Depression kann es noch mal zur Verleugnung kommen. Oder man verfällt wieder in anhaltende Traurigkeit, wenn man meint, die Dinge eigentlich schon wieder akzeptieren und nach vorne blicken zu können.


Zu wissen, dass man in keiner Phase dauerhaft stecken bleibt, ist nur ein kleiner Trost. Sicher müssen alle besonderen Tage eines Jahres wie der Geburtstag, Ostern, der Skiurlaub mit all den dazugehörigen Emotionen mindestens einmal ohne die geliebte Person erlebt werden. Erst dann kann man den Verlust begreifen. Doch auch nach Jahren kann ein Weihnachtsfest plötzlich wieder besonders schlimm sein. Die Gefühle überkommen die Trauernden oft plötzlich und können viel Energie verbrauchen. Für Außenstehende wirkt das manchmal willkürlich.


Glaubt man, aus den negativen Gedanken nicht herauszufinden, kann ein Psychologe helfen. Nach welcher Zeitspanne es bedenklich wird, anhaltend zu trauern, lässt sich nicht festlegen. Drei bis fünf Jahre kann so ein Trauerprozess dauern, länger eigentlich nicht.


Für Konflikte und Unverständnis sorgt oft auch die Trauer der anderen Familienmitglieder. Denn: Jeder trauert anders und in seinem eigenen Tempo. Während der eine gerade emotional erschöpft ist, steckt der andere vielleicht in einer wütenden Phase. Viele fühlen sich dadurch noch einsamer. Was dagegen hilft? „Gespräche. Je offener wir über den Tod reden, desto besser gelingt Trauerarbeit“, sagt Dr. Silvia Riehl. Religiöse Menschen finden auch im Glauben und in der Kirche Trost. Andere „müssen etwas machen“ und stürzen sich in die Arbeit oder ein zeitintensives Hobby. ▶


katharina.meusener@topagrar.com

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