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„Schauen, was einem guttut!“

Lesezeit: 4 Minuten

Welche Fallstricke lauern beim Übergang in die Rente? Wie umgeht man sie?


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Herr Kroder, wo drückt Altbäuerinnen vor dem Renteneintritt der Schuh?


Kroder: Es geht immer um unterschiedliche Wertvorstellungen von Jung und Alt. Wenn z.B. die Schwiegertochter neue Werte auf den Hof bringt, birgt das Konflikte. Ich höre oft Sätze wie „Wir haben das immer schon so gemacht!“. Viele Bäuerinnen berichten, dass sie von der jungen Generation keine Wertschätzung mehr erfahren. Und manchmal verlieren sie auf dem Hof ihren angestammten Platz und haben dann das Gefühl, dass sie nicht mehr gebraucht werden.


Was erwarten die Bäuerinnen von der Rente und was macht ihnen Angst?


Kroder: Viele erwarten einfach einen guten Umgang untereinander. Und natürlich wollen sie sich noch auf dem Hof einbringen. Für viele ist es wichtig, dass sie auch regelmäßig die Enkelkinder zu sehen bekommen. Sie sorgen sich, wer sie im Alter pflegt, und wie das ist, wenn sie mal Hilfe benötigen. Auch Befürchtungen, dass der Hofnachfolger den Betrieb zugrunde richten könnte, machen ihnen zu schaffen.


Was raten Sie Rentenanwärterinnen, um Krisen zu vermeiden?


Kroder: Die Übergabe des Hofes muss klar, das heißt schriftlich, festgelegt werden. Vorab formulierte Vereinbarungen wie etwa zur Verköstigung, zu den finanziellen Fragen oder zum Wohnrecht sind wichtig. Die Senioren sollten eine eigene Wohnung, wenn möglich mit separatem Eingang haben. Wichtig ist dabei, wertschätzend miteinander umzugehen. Dann sollte man schon frühzeitig klare Grenzen setzen. Die Altbäuerin kann auf dem Hof helfen, aber sie sollte gefragt werden. Auch das Hüten der Enkelkinder sollte abgesprochen werden. Mit dem Renteneintritt gilt: Ich darf, aber muss nicht! Daneben sollten sich Bäuerinnen auch mental vorbereiten. Gut ist, wenn sie sich lange vor der Rente überlegen, was sie noch gerne machen möchten. Folgende Fragen sollten geklärt werden: Wie wollen wir als Seniorpaar unseren Tag gestalten? Wie viel Freizeit möchte ich haben? Wo will ich mich engagieren? Welches Hobby könnte ich angehen?


Garantiert die Vorbereitung, dass man tatsächlich gut in die Rente kommt?


Kroder: Sagen wir es so: Je mehr sich die Altbäuerinnen vorher auf den Hof fixiert haben, desto schwieriger wird es hinterher. Wenn sie aufgrund einer Krankheit plötzlich nicht mehr mitarbeiten können, dann wäre das eine Katastrophe. Bäuerinnen, die schon abseits des Hofes Freizeitaktivitäten, Aufgaben und Hobbys hatten, fällt der Übergang in der Regel leichter.


Was ist, wenn man trotz Vorbereitung in ein Loch fällt?


Kroder: Soziale Kontakte über Frauenkreise, Kirche oder Landfrauen sind ganz wichtig. Hier kann man sich mit anderen Menschen austauschen. Auch das Gespräch mit einer Freundin kann hilfreich sein. In einer Krise sollte man darauf schauen, was einem Freude bereitet. Das ist gar nicht so einfach, denn man muss in sich rein-hören und die eigenen Ansprüche herausfinden. Diejenigen, die sich im Leben nur über die Arbeit definiert haben, wissen nämlich gar nicht, was gut für sie ist. Früher durfte man sich ja nie etwas gönnen, nur der Hof war wichtig. Solche Leitsätze haben sie von ihren Eltern gehört und übernommen. Doch nicht, was die Geister der Eltern sagen, ist wichtig, sondern das, was mir heute guttut.


Wie schaffen es Bäuerinnen, die schweren Herzens in Rente gegangen sind, erfüllt und zufrieden zu sein?


Kroder: Manchmal war ein Gespräch mit der Familienberatung hilfreich oder die Besinnung auf sich selbst. Wenn man auf sich achtet, wird man automatisch zufriedener. Wie lange man braucht, um sich an eine neue Situation wie den Renteneintritt zu gewöhnen, ist ganz unterschiedlich. Es kann ein Jahr oder mehrere Jahre dauern. Meist kommt es darauf an, wie offen man ist. Auf jeden Fall braucht man Geduld, Gewohnheiten ändern sich nicht von heute auf morgen. Wichtig ist, immer positive Bilder im Kopf zu entwickeln. Mit der Kraft der inneren Bilder kann ich mich quasi neu programmieren und wieder Mut und Lebensfreude gewinnen.-ck-

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