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Milcherzeuger aus Leidenschaft

Lesezeit: 4 Minuten

Er hat einen komplett neuen Stall gebaut und dann blieb der Regen für seine Futterflächen weg. Ángel Ballesteros blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.


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Die Kühe im neuen Stall von Ángel Ballesteros haben einen tollen Ausblick – durch die offenen Seiten sehen sie die Felder des Betriebes und dahinter eine schneebedeckte Bergkette. Der Betrieb der Familie Ballesteros liegt in Escalona del Prado, das ist rund 120 km nördlich der 3,2-Millionenstadt Madrid.


Ángel Ballesteros (48) hat den Stall erst seit diesem Jahr in Betrieb. Es ist ein Kompoststall mit viel Fläche und sein ganzer Stolz: Jede Kuh hat rund 10 m² zur Verfügung. Der Landwirt legt hohen Wert auf Kuhkomfort. Den Kompostbereich bearbeitet er täglich mit einer Fräse, der Wind trocknet das Material. Insgesamt hält er 240 Milchkühe plus Nachzucht. Dazu kommen rund 120 Mastbullen. Etwa 600 Tiere stehen auf dem sehr gepflegten Betrieb.


Wie auch die anderen spanischen Landwirte unserer Rundreise begrüßt uns auch Ángel Ballesteros sehr freundlich und offen. Er beantwortet alle unsere Fragen direkt und hat dabei ein Lächeln auf den Lippen.


Leidenschaft und Sorge:

Dass hier ein Milcherzeuger mit Leib und Seele an der Arbeit ist, sieht man an jeder Ecke. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 11000 kg/Jahr, mit 3,8% Fett und 3,3% Eiweiß. Bei unserem Besuch bekommt Ángel Ballesteros aktuell 33 Cent/kg – viel zu wenig, wie er sagt. Damit deckt er ziemlich genau seine Kosten und erwirtschaftet keinen Gewinn. Er bräuchte 36 bis 38 Cent, damit sein Betrieb wirtschaftlich rundläuft. Etwas besser zufrieden ist er mit den Fleischpreisen. Seine Bullen bringen 1,80 €/kg Lebendgewicht beziehungsweise 3,60 €/kg geschlachtet. Gerade exportiert Spanien erfolgreich Rindfleisch unter anderem nach Tunis oder in den Libanon.


Der Betrieb bewirtschaftet rund 170 ha, überwiegend Futterfläche. Hier baut er Triticale und Gerste als Ganzpflanzensilage, Kichererbsen sowie Luzerne an. Rund 10 ha kann Ángel Ballesteros beregnen. Hier wächst dann Silomais.


Der Betrieb hat einen ordentlichen Maschinenbestand mit fünf Traktoren und zwei Teleladern. Gerade hat er einen Dreifachmähkombi mit Aufbereiter von Krone bekommen. Damit mäht er auch die Flächen seines Nachbarn, der dafür mit seinem älteren Feldhäcksler das Futter der Ballesteros erntet. Neben dem Betriebsleiter gibt es drei Angestellte und den sehr agilen 80-jährigen Senior.


Die Mitarbeiter stammen aus Bulgarien. Einer arbeitet bereits seit elf Jahren für Ángel Ballesteros, ein Paar seit zwei Jahren. Die Bulgaren verdienen rund 14000 € im Jahr plus freier Kost und Logis.


50 ha der Betriebsfläche sind Eigentum, der Rest ist gepachtet. Der Pachtpreis liegt im Schnitt bei 180 €/ha, der Kaufpreis bei etwa 7000 €/ha – beide Preise gelten für Flächen ohne Beregnung. Der Landwirt würde gerne mehr Fläche beregnen, was aber nicht möglich ist, denn es gibt in der Nähe keinen größeren Fluss oder See. Im letzten Jahr hat der Betrieb unter der außergewöhnlichen Trockenheit gelitten. In normalen Jahren regnet es hier im Schnitt 400 l/m², 2017 waren es nur etwas mehr als 150 l/m². Die Ballesteros mussten größere Mengen Luzerne-Heu zukaufen. Die Kosten möchte Ángel Ballesteros nicht nennen – man merkt ihm aber an, dass die Dürre das Konto des Betriebes stark belastet hat. Im Winter hatte es dann endlich ergiebig geregnet, bei unserem Besuch steht teils noch Wasser auf den Feldern.


Kein Wachstum:

Wir fragen ihn, wie er seine Zukunft sieht. Der Milchpreis schwankt zu stark und ist meist zu niedrig. Weitere Wachstumsschritte sind momentan keine Option, zuerst muss der neue Stall bezahlt sein. Macht es noch Spaß? Ángel Ballesteros zögert einen Moment. Und sagt dann: „Ja, klar. Ich liebe es und kann mir nichts anderes vorstellen.“ Zu unserem Fototermin kommen noch seine Frau Laura mit den Kindern Ángel und Javier dazu. Die Ballesteros sind Milcherzeuger mit Leib und Seele, und das wahrscheinlich auch in der nächsten Generation.

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