Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) war am vergangenen Freitag in Cuxhaven zu Besuch, um über die Fortschritte in der Fischereipolitik zu berichten. Wie das Hamburger Abendblatt schreibt, habe sie sich dabei allerdings sehr schwer getan und die Sätze wie auswendig gelernt heruntergespult. Beendet habe sie ihre Rede mit der Frage an den Fischereidirektor: "Habe ich jetzt alles gesagt, was ich sagen sollte?" Dementsprechend zeigt sich die Zeitung wenig überzeugt, gesteht jedoch ein, dass Nordsee und Fischfang noch nie die ureigensten Themen der Süddeutschen waren. Und doch gehe es jetzt um die politische Zukunft Aigners. Als sie das Amt von Horst Seehofer übernommen habe, habe sie in der CSU noch als Jungstar und Hoffnungsträgerin gegolten, schreibt das Abendblatt weiter. Dass sie sich bis dahin mehr mit Bildungspolitik beschäftigt hatte, habe nicht gestört. Zunächst hat sie laut dem Bericht auch eine gute Figur gemacht, bis der Ministerpräsident und CSU-Chef seine Meinung zu der in der bayerischen Landbevölkerung verhassten Gen-Technik geändert und seine Ministerin mit dieser Volte überrascht hat. Schließlich habe Aigner den Anbau von Gen-Mais verbieten, die Forschung aber erlauben müssen. Als dann der neue Superstar der Christsozialen, Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, am Berliner Kabinettshimmel auftauchte, sei ihr Stern verblasst, meint die Zeitung weiter. Wenn es im Fall eines Unions-Sieges darum geht, Ministerposten mit CSU-Politikern zu besetzen, könnte es daher für Aigner im Herbst eng werden. Denn neben Guttenberg, der für ein neues Kabinett als gesetzt gilt, drängt auch der bayerische Umweltminister Markus Söder nach vorn - Richtung Aigners Job. Nach den aufreibenden Debatten und Verhandlungen um Milchquoten und Literpreise, um Agrarsubventionen und deren Offenlegung in ihrer bayerischen Heimat muss sie ein Feld finden, in dem sie sich publikumswirksam profilieren kann, raten die Hamburger.