Das Europaparlament denkt derzeit über eine Änderung der Gesetzgebung nach, die den Einsatz von Rodentiziden (Mitteln zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen) stark einschränken oder sogar komplett verhindern könnte. Laut einem Verordnungsentwurf geht es dabei um den Wirkstoff Kumarin. Die Abgeordneten begründen ihren Plan mit den gefährlichen Nebenwirkungen von Kumarin. Es soll unter anderem gefährlich für schwangere Frauen sein und zu Fehlbildungen bei Ungeborenen führen. Das Verbot könnte schon im Sommer in Kraft treten. Doch Experten befürchten, dass ein Kumarin-Verbot in Europa zu neuen Rattenplagen führen könnte. Rund 95 % aller Rattengifte enthalten dieses wirksame Schutzmittel. Auch ein Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommt zu dem Schluss, dass der Stoff zwar in hohen Konzentrationen krebserregend ist. Allerdings sei die Aufnahme geringer Mengen Kumarins unbedenklich. Die maximal tolerierbare Tagesdosis liegt bei 0,1 mg Kumarin pro Kilogramm Körpergewicht. Zeitweise könne sogar die dreifache Menge gefahrlos aufgenommen werden.
Vor allem vor wirtschaftlichen Schäden eines Verbotes warnt dagegen die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL). Bereits heute würden jedes Jahr durch Mäuse und Ratten Lebensmittel im Wert von über 100 Mio. Euro vernichtet, heißt es. Sollte der Einsatz von Giftködern eingeschränkt werden, könnte der Verlust für die deutsche Landwirtschaft jedes Jahr über 500 Mio. Euro ausmachen, warnt Dr. Gibfried Schenk, Geschäftsführer der FNL. Mehrere Parteien, darunter die FDP, haben bereits Widerstand angekündigt.