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Großes Potenzial? Die Alternativen zu Öl und Holz

Miscanthus, Maisspindeln und Stroh sind günstige alternative Brennstoffe zu Öl und Holz. Denn allein mit Holz als alternative Energie wird der Bedarf in Zukunft nicht gedeckt werden können. Das stellte Jörg Rodehutskors vom Caro Ingenieurbüro für Erneuerbare Energien Warendorf auf den Agrarunternehmertagen in Münster heraus.

Lesezeit: 4 Minuten

Miscanthus, Maisspindeln und Stroh sind günstige alternative Brennstoffe zu Öl und Holz. Denn allein mit Holz als alternative Energie wird der Bedarf in Zukunft nicht gedeckt werden können. Das stellte Jörg Rodehutskors vom Caro Ingenieurbüro für Erneuerbare Energien Warendorf auf den Agrarunternehmertagen in Münster heraus.

 

Zur Verdeutlichung verwies der Ingenieur auf aktuelle Studien des Deutschen Biomasse-Forschungs-Zentrums und des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Danach kann z.B. bis zu ein Drittel des zur Verfügung stehenden Getreidestrohs zur freien Nutzung eingesetzt werden. „Allein in NRW wären das 0,6 bis 1 Mio. t, was 2.100 GWh bei einem Heizwert von ca. 3,5 kWh/kg entspricht“, so Rodehutskors.

 

Er sieht darin theoretisch ein Potenzial für 7.000 wärmeautarke landwirtschaftliche Betriebe oder allgemein 7.000 Biomasseanlagen mit ca. 30.000 Litern Heizöläquivalent.

 

Doch auch Getreidespreu ist ein wertvoller Energieträger, so der Berater weiter. Seiner Erfahrung macht die Menge an Spreu je nach Region und Ernteverlusten ca. 15 – 20 % der anfallenden Strohmenge aus, in NRW wären das 270.000 t. „Abzüglich anderer Nutzung wie Raufutter, Einstreu usw bleiben ca. 30 % für die energetische Nutzung. Das wären 81.000 t“, erklärte Rodehutskors. Das theoretische Potenzial für 900 Biomasseanlagen beziffert er mit 30.000 Litern Heizöläquivalent.

 

Interessant sind ebenso die Maisspindeln: Bei einem Ertrag von 1,5 bis 2 t TM/ha und ungefähr 290.000 ha Anbaufläche Mais in 2012 in NRW stünde hier ein theoretisches Potenzial an Maisspindeln in Höhe von 400.000 t zur Verfügung. Der Heizwert beträgt bei 20 % WG ca. 3,5 kWh/kg. „Wichtig ist aber, dass die Maisspindeln trocken sind. Dazu kann man z.B. die Abwärme von Biogasanlagen nutzen“, so der Projektberater.

 

Eine weitere Alternative ist das Enrgiegras. Miscanthus hat einen Heizwert von 4,2 kWh/kg. Auch die Erntetechnik ist heute vorhanden, so dass je nach Region Erträge von 15 t/ha TM (ca. 15 % WG) normal sind. In Nordrhein-Westfalen sollen insgesamt 200 bis 250 ha angebaut werden, allerdings seien das immer nur kleine Flächen von 1 bis 2 ha, bedauert Rodehutskors. Potenzial für 3.000 t sei vorhanden.


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Die alten Probleme


Das ist soweit alles gut und schön, wären da nicht die bekannten Probleme.

 

Verschlackung: Wie Rodehutskors anhand einer Tabelle zeigte, haben die genannten Alternativen deutlich niedrigere Ascheerweichungstemperaturen als Holz. Miscanthusasche verflüssigt sich schon bei 860 °C, Strohasche bei 950 °C. Zum Vergleich: Holzasche erst bei 1200 °C und damit beim normalen Brennvorgang im Ofen nie. „Als Lösung muss die Industrie an gekühlten Brennmulden und einer Feuerraum- bzw. Gluttemperaturüberwachung weiterarbeiten. Auch Schlackebrecher oder bewegliche Stufenroste müssen zum Einsatz kommen“, rät der Fachmann.

 

Korrosion: Tückisch ist die Korrosion bei Stroh und Miscanthus durch eingebrachtes Chlor. „Chlor an sich ist nicht problematisch, erst in Verbindung mit Wasser greift die entstehende Salzsäure das Metall an“, erklärt Rodehutskors. Als Problemlösung empfiehlt er eine Anhebung der Rücklauftemperatur, um hohe Temperaturdifferenzen und damit Kondensat zu verhindern. Zudem sollte stets ein qualitativ hochwertiger Brennstoff zugeführt werden, mit niedrigem Wassergehalt und ohne Beikräuter und Mineralstoffe. „Im Grunde ist das graue, durchgeregnete Stroh ideal, weil hier das Chlor schon ausgewaschen ist“, so sein Tipp. „Aber wer kann das Stroh schon wochenlang nach der Ernte auf den Stoppeln liegen lassen?“. Weitere Anstrengungen zur Vermeidung der Korrosion sind schließlich beim Schornstein und gesamten Abgasweg notwendig. Stahlteile müssen mit speziellen Legierungen ausgestattet sein.

 

Somit bleibt von dem Vortrag festzuhalten: Die Alternativen sind nach wie vor da, es gibt aber immer noch keine wirklich praxistauglichen Lösungen, um sie zu nutzen. Wer die Schätze heben will, muss wissen, worauf er sich einlässt. (ad)


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