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Habeck will weg von Zerrbildern und Hofidylle

Eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Landwirtschaft will der Kieler Agrarminister Dr. Robert Habeck anstoßen. Die Voraussetzung dafür soll eine Faktensammlung zur Nutztierhaltung in Schleswig-Holstein bieten, die der Grünen-Politiker am vergangenen Mittwoch (3.4.) vorgelegt hat und der weitere Bausteine zu anderen Bereichen folgen sollen.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine breite gesellschaftlicheDiskussion über die Landwirtschaft will der Kieler Agrarminister Dr. Robert Habeck anstoßen. Die Voraussetzung dafür soll eine Faktensammlung zur Nutztierhaltung in Schleswig-Holstein bieten, die der Grünen-Politiker am vergangenen Mittwoch (3.4.) vorgelegt hat und der weitere Bausteine zu anderen Bereichen folgen sollen. „Wir müssen einen offenen, schonungslosen Blick auf die Landwirtschaft als Grundlage unserer Lebensmittelproduktion wagen - jenseits von den festgefügten Bildern, der erträumten Hofidylle einerseits und dem Zerrbild der tierquälerischen Massentierhaltung andererseits“, sagte Habeck anlässlich der Veröffentlichung. Nur ein Blick auf die Wirklichkeit erlaube eine ehrliche Diskussion über die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert und konsumiert werden. Habeck: „Wir brauchen eine Diskussion über die ökologischen und wirtschaftlichen Dimensionen der Landwirtschaft, um der Akzeptanzkrise zu begegnen, der die Bauern ausgesetzt sind und die mir Sorgen bereitet.“ Die Faktensammlung solle mit Vorurteilen und Illusionen aufräumen. Sie wolle aufklären, „damit die Debatte über die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, auf der Basis der Wirklichkeit geführt wird“. Der Bauernverband Schleswig-Holstein bekräftigte seine Bereitschaft zum offenen Dialog, den er bereits in der Vergangenheit wiederholt unter Beweis gestellt habe. Landwirtschaft und Politik müssten gemeinsam daran arbeiten, dass die heimische Lebensmittelproduktion „verstanden und wo möglich verbessert wird“. Vor allem aber müsse sachlich informiert werden, so der Verband.


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Expertenmeinungen gefragt


Habeck kündigte an, er werde in den kommenden Monaten Gespräche mit verschiedenen Akteuren aus der Landwirtschaft, der Lebensmittelwirtschaft, dem Naturschutz, der Kirche und Kreisen der Verbraucher führen. Im Sommer werde er Tierhaltungsanlagen besuchen. Der Minister will zudem externe Experten einladen, die Zahlen und Darstellungen des Berichts zu kommentieren und zu interpretieren. Im Herbst dieses Jahres soll die Fortschreibung der Faktensammlung abgeschlossen sein und zusammen mit den Beiträgen der Experten im Internet veröffentlicht werden. Auf der Homepage des Kieler Agrarressorts werden auch die Faktensammlungen sukzessive eingestellt.


Keine einfachen Antworten


Habeck warnte im Hinblick auf die vorliegende Faktensammlung vor einfachen Antworten auf Fragen zur gegenwärtigen Nutztierhaltung. Beispielsweise sei die Zahl der Milchkühe in Schleswig-Holstein von knapp 511.000 im Jahr 1979 auf rund 364.000 im Jahr 2010 zurückgegangen. Seien 1979 noch gut 10.000 Milchkühe in Beständen von mehr als 100 Tieren gehalten worden, seien es 2010 bereits mehr als 146.000 gewesen. „Das zeigt, wie stark sich hier der agrarstrukturelle Wandel vollzogen hat“, so Habeck. Gleichzeitig gehe aber aus der Faktensammlung auch hervor, dass in den siebziger Jahren noch fast alle Tiere Anbindehaltung gehalten wurden. Inzwischen seien hingegen annähernd 90 % der Milchkühe in Laufställen untergebracht und in neun von zehn Milchviehbetrieben hätten die Tiere die Möglichkeit zum Weidegang. Für Habeck ergibt sich daraus die Notwendigkeit, differenziert über das Thema „Tierwohl“ zu diskutieren.


Warnung vor selbsternannten Experten


Bedenken äußerte der Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Peter Lüschow, gegenüber der angedachten Form der Diskussion. „Ich frage mich, wer den Dialog führen wird, wenn dies vorrangig im Internet geschieht“, erklärte Lüschow. Gerade im Internet meldeten sich immer gern „selbsternannte Experten“ zu Wort. Stattdessen müssten bei den Gesprächen mit verschiedenen Akteuren neben den Verbrauchern an erster Stelle die Landwirte selbst und die Wissenschaft stehen. Dem Verbandsvertreter zufolge hat die Landwirtschaft die Zeichen der Zeit erkannt. So zeigten die Bauern seit langem keine Bilder einer erträumten Hofidylle mehr. Allerdings habe es nichts mit Tierquälerei zu tun, „wenn heute in einem Stall mehr Tiere stehen als vor 30 Jahren.“ Der Begriff „Massentierhaltung“ sei nirgends klar definiert, ihn dennoch zu verwenden und mit „Tierquälerei“ zu verbinden, zeuge von Unwissenheit und Unkenntnis. Hier sei offener Dialog und Aufklärung von Nöten. Keine Belege sieht Lüschow für eine Akzeptanzkrise der Landwirtschaft. In Umfragen zum Image schnitten die Landwirte nach wie vor gut ab. AgE/br

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