In Russland schließen Marktexperten nicht mehr aus, dass die Übergangsvorräte an Getreide zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres auf einem Rekordniveau liegen werden.
Das staatliche Agrartransportunternehmen RusAgroTrans beziffert die voraussichtliche Lagermenge für Ende Juni 2015 - einschließlich des Korns im nationalen Interventionsfonds - in einer aktuellen Schätzung auf 17,5 Mio t bis 18,0 Mio t. Der bisherige Rekordstand von 17,3 Mio t war 2010/11 verzeichnet worden, als die Regierung nach einer Missernte einen Exportstopp verhängt hatte.
Nach Einschätzung des Chefanalysten von RusAgroTrans, Igor Pavenskij, sind die zu erwartenden umfangreichen Übergangsvorräte auf die Einführung eines Exportzolls auf Weizen für den Zeitraum Februar bis Juni 2015 zurückzuführen. Angesichts dieser Maßnahme sei auch die Prognose für die russischen Getreideexporte im Wirtschaftsjahr 2014/15 von ursprünglich rund 32 Mio t auf nun 28 Mio t gesenkt worden.
Durch die wachsenden Getreidevorräte verstärkt sich nach Angaben des Moskauer Consulting- und Forschungszentrums für Agrarökonomie (Sovecon) der Druck auf diesen Markt. Das betreffe in erster Linie die südrussischen Erzeugerregionen. Laut amtlicher Statistik beliefen sich die landesweiten Lagermengen an Getreide in den landwirtschaftlichen Betrieben sowie den Erfassungs- und Verarbeitungsunternehmen Anfang dieses Kalenderjahres auf 32,6 Mio t; das waren 12,9 % mehr als vor Jahresfrist. In der wichtigsten Exportregion Krasnodar übertrafen die Getreidevorräte den Vorjahreswert zuletzt sogar um 55,4 %.