Das russische Landwirtschaftsministerium plant, die im Gefolge der Tschernobyl-Atomkatastrophe im Jahr 1986 radioaktiv verseuchten Agrarflächen zu „reaktivieren“ und wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Das zumindest berichtete der Business-Infodienst marker.ru vergangene Woche in Moskau.
Das Vorhaben sei Teil eines vom Agrarressort verfassten Regierungsprogramms für die russische Landwirtschaft in den Jahren 2013 bis 2020, für das umgerechnet insgesamt fast 120 Mrd. Euro an Fördermittel vorgesehen seien. Davon seien für die auf sieben Jahre angelegte Entseuchung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen 240 Mio. Euro eingeplant. Die Aktion betreffe 1,4 Mio ha Ackerfläche in den westrussischen Verwaltungsgebieten Brjansk, Kaluga, Orël und Tula.
Der Leiter von Greenpeace Russland, Vladimir Tschuprow, warnte gegenüber dem Infodienst, dass auch nach einer Entseuchung der Böden ein Restrisiko hinsichtlich der Produktion gesunder Pflanzen bleibe. Tschuprow schlägt zwei Maßnahmen zur Säuberung der verseuchten Böden vor, und zwar eine intensive Kalkdüngung sowie Tiefpflügen bis zu einem halben Meter. Beide Verfahren seien allerdings sehr teuer.
Nach der Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl, die dort bei einer Stromausfallsimulation durch schwerwiegende Verstöße gegen geltende Sicherheitsvorschriften ausgelöst wurde, waren in Westrussland insgesamt rund 380 Mio. ha Land mit radioaktivem Cäsium belastet worden. In den radioaktiv verseuchten Dörfern leben derzeit etwa 1,5 Mio. Menschen. (AgE)