Reitbetriebe in ganz Deutschland reagieren fassungslos auf die Preise für Stroh und Heu, die sich gegenüber 2010 verdoppelt haben. „Gerade aus NRW ereilen uns seit Wochen viele Notrufe von Reitvereinen. Der Markt ist wie leer gefegt“, sagte Gabriele Eichenberger, Sprecherin der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer (VFD), der Westfälischen Allgemeinen. Sie erwartet, dass der große Ansturm noch bevorsteht, wenn die Lager der Reitanlagen leer sind.
Als Ursache nennt die Zeitung das langsame Gras-Wachstum im Frühjahr sowie die aufgrund der Trockenheit verkürzten Getreidehalme. Zudem seien viele Strohballen in den letzten Wochen draußen im Regen liegen geblieben und jetzt eine mindere Qualität haben. „Im Schnitt beklagen unsere Landwirte einen Ernteausfall von 15 %“, sagt auch Verena Telaar, Referentin für Pflanzenbau des Landwirtschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
Manch ein Landwirt verzeichnete gar bis zu 50 % Einbußen. „Der Markt für Stroh ist derzeit tot“, so ein Landwirt gegenüber der Westfalen-Post. Aus der Not heraus importieren Reitanlagen nun Stroh aus Tschechien. „Stroh ist in diesen Tagen gelbes Gold. Ein Luxusgut, das wöchentlich teurer wird“, bestätigt auch ein Pferdehalter. Während im vergangenen Jahr 100 kg Stroh drei bis vier Euro gekostet haben, übersteigt er mittlerweile die Zehn-Euro-Marke. Tendenz steigend. Ein immenser Kostenfaktor, wenn man bedenkt, dass pro Pferd und Tag 6 kg Stroh nötig sind.
Einen enormen Engpass gibt es auch beim Heu. Selbst Bayern geht laut einem Hilferuf der dortigen Pferdehalter das Heu aus. Als Schuldigen haben viele Reiter offenbar die Biogasbranche ausgemacht, so die Zeitung weiter. Demnach hätten viele Landwirte auf den ertragreicheren Silomais umgestellt und den Getreideanbau zurückgefahren. Offizielle Statistiken würden dies untermauern. Allein der Silomais-Anbau sei im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 % angewachsen.
Neben höheren Kosten für das Futter befürchten schließlich viele Pferdehalter steigende Preise für die Anmietung von Pferdeboxen. (ad)
vgl.:
Stroh und Heu sind knapp und teuer (19.8.2011)