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Landwende im Anthropozän

Wissenschaftler für grundlegend neue Landnutzung

Ein Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung fordert in seinem Gutachten „Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration“ Handlungsoptionen für konkretes Regierungshandeln.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) fordert eine grundlegende Änderung der Landnutzung in Deutschland. Nur wenn sich der Umgang mit Land grundlegend ändert, könnten die Klimaschutzziele erreicht, der dramatische Verlust der biologischen Vielfalt abgewendet und das globale Ernährungssystem nachhaltig gestaltet werden, schreibt das 1992 gegründete Beratergremium der Bundesregierung. Die Mitglieder wollen mehr Öko-Landbau, weniger Fleischverzehr, große Schutzgebiete sowie mehr Klima- und Artenschutz.

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Forschungsministerin Anja Karliczek und Umweltministerin Svenja Schulze nahmen das Gutachten am Dienstag entgegen. Der WBGU fordert eine Ausrichtung der Politik auf Synergien, um Landnutzungskonkurrenzen zu überwinden.

So soll das gelingen

Der WBGU empfiehlt erstens einen massiven Ausbau der Renaturierung von Landökosystemen. Das im Rahmen der Bonn Challenge gesteckte Ziel der Renaturierung von 350 Mio. ha degradierter Landfläche bis 2030 sollte nicht nur erreicht, sondern deutlich erweitert werden. In dem Plan geht es um die Wiederherstellung biodiverser und standortgerechter Wälder, Feuchtgebiete und Graslandschaften.

Effektive, vernetzte Schutzgebietssysteme bilden zweitens das Rückgrat des Ökosystemschutzes. Ausweitung und Aufwertung der Schutzgebiete sind entscheidende Voraussetzungen dafür, die globale Biodiversitätskrise zu entschärfen. Die terrestrischen Schutzgebietssysteme sollten auf 30 % der Erdoberfläche ausgeweitet werden, unter konsequenter Anwendung international vereinbarter Qualitätskriterien.

Drittens ist die Förderung einer auf Vielfalt beruhenden Landwirtschaft eine weitere Mehrgewinnstrategie, mit der die globale Landwende gelingen kann. Für die EU-Agrarpolitik empfiehlt der WBGU eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft durch ihre umfassende Ökologisierung.

Viertens liegt ein vielversprechendes Potenzial, um den Druck auf die Landökosysteme zu entschärfen, in der Transformation der Ernährungsstile in den Industrieländern, insbesondere durch die Verringerung des Anteils an Tierprodukten.

Fünftens bietet das Bauen mit Holz effektive Möglichkeiten, langfristig Kohlenstoff zu speichern. Das Holz dafür muss aber aus standortgerechter, nachhaltiger Waldwirtschaft stammen, die weder Biodiversität noch Ernährungssicherung gefährdet.

Fünf Governance-Strategien für die globale Landwende

Zur Umsetzung der globalen Landwende schlägt der WBGU fünf Governance-Strategien vor:

Erstens wird die Anwendung neuer Formen der multilateralen Zusammenarbeit durch die Errichtung von Kooperationsgemeinschaften durch gleichgesinnte Staaten und/oder subnationale Regionen empfohlen.

Zweitens sollte die internationale Zusammenarbeit beim Umgang mit Land verbessert und ein „Global Land Summit“ als gemeinsame Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konventionen zu Klima, Biodiversität und Desertifikation einberufen werden.

Drittens sollte die Europäische Union im Rahmen des European Green Deal neben der Klimaneutralität bis 2050 auch eine Landwende zur Nachhaltigkeit vorantreiben.

Viertens sollten Staaten Rahmenbedingungen schaffen, negative Auswirkungen der Landnutzung auf Ökosysteme konsequent einzupreisen oder etwa durch Standards einzuhegen. Schutz oder Renaturierung von Ökosystemen sollten gesellschaftlich honoriert werden.

Fünftens sollten Pioniere des Wandels unterstützt werden, die neue landbasierte Schutz- und Nutzungspraktiken erproben.

Stimmen

Ministerin Karliczek stellte nach der Übergabe des Gutachtens fest, dass das WBGU-Gutachten eindrücklich zeige, dass Veränderungen in der Landnutzung von zentraler Bedeutung für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft sind. „Forschung und Innovation kommt hierbei eine Schlüsselfunktion als Impulsgeber und Wegweiser zu. Kluge Lösungen, um die bestehenden Landnutzungskonkurrenzen aufzulösen, können dazu beitragen, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.“

Umweltministerin Schulze ergänzte: „Palmöl im Tank, Mais-Monokulturen oder zu viele Tiere auf zu wenig Fläche – es gibt leider viele Beispiele, in denen Nahrungsmittelproduktion, Klima- und Naturschutz miteinander im Konflikt stehen. Wenn man Klimaschutz, Naturschutz und Ernährung zusammendenkt, kann ein dreifacher Nutzen dabei herauskommen. Hier ist kluge Politik gefragt, die über den eigenen Tellerrand schaut.“

Die Bundestagsfraktion der Grünen wertet das Gutachten als Mahnung. Die Regierung müsse die Studie nun auch ernst nehmen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse aufgreifen. Die Grünen wiederholen ihre Forderung nach einer anderen Landwirtschaftspolitik. Die Beschlüsse zur Gemeinsamen Agrarpolitik aus der vergangenen Woche müssten zurückgenommen werden zu Gunsten einer echten Agrarwende für mehr Natur- und Artenschutz.

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