In der EU soll das Rindfleischangebot 2009 spürbar steigen, was sich negativ bei den Erzeugererlösen bemerkbar machen könnte. Das US-Landwirtschaftsministerium geht in seiner jüngsten Vorausschau auf die internationalen Fleischmärkte davon aus, dass die Eigenproduktion in den 27 EU-Partnerländern gegenüber 2008 um 100 000 t oder 1,2 % auf 8,20 Mio t Rind- und Kalbfleisch zunimmt. Maßgeblich dafür sind nach Ansicht der Washingtoner Experten einerseits vermehrte Kuhschlachtungen als Folge der regelrecht abgestürzten Milcherzeugerpreise. Andererseits dürfte die Bullenmast weiter ausgedehnt werden, da sich die Margen durch die Talfahrt der Futtermittelpreise spürbar verbessert haben. Gleichzeitig bekommen die europäischen Versandschlachtereien die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise zu spüren. Insbesondere am wichtigen russischen Markt weichen die Verbraucher auf günstigeres Geflügelfleisch aus, so dass weniger gefrorenes Rindfleisch in der EU zugekauft wird. Hinzu kommen Zahlungsschwierigkeiten von Importeuren und Vermarktern in anderen Auslandsmärkten, weshalb die EU-Exporte an Rind- und Kalbfleisch 2009 gegenüber dem laufenden Jahr um mehr als ein Zehntel auf 180 000 t schrumpfen sollen. Auf der anderen Seite werden die EU-Partnerländer dieses Jahr voraussichtlich 500 000 t Rindfleisch in Drittländern zukaufen, rund 8 % mehr als 2008. Grund dafür sind die wieder anlaufenden Lieferungen aus Brasilien, die im Januar 2008 aufgrund von Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche (MKS) in dem südamerikanischen Land vorübergehend gestoppt worden waren. Durch das steigende Angebot tendieren die Erzeugererlöse für Rindfleisch in Europa seit Jahresbeginn zur Schwäche. Der Preis für Jungbullen der Handelsklasse R3 liegt mit 3,26 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) im gewogenen EU-Mittel aber immer noch gut 16 % über dem Mitte 2007 markierten zyklischen Tiefpunkt.