Die Meldungen zur voraussichtlichen Getreideernte Russlands sind auch in diesem Jahr unübersichtlich. Während das russische Landwirtschaftsministerium weiter an seiner Ernteprognose von 95 Mio. t Getreide festhält, hat der nationale Getreideproduzentenverband die eigene Schätzung auf nur noch 75 Mio. t bis 80 Mio. t gesenkt. Insbesondere die Dürre in wichtigen südlichen und an der Wolga liegenden Anbauregionen habe zu Ertragsaufällen geführt, erklärte Verbandspräsident Pavel Skurichin nun in Moskau.
Dämpfend auf die Erträge wirkten auch die heftigen Regenfälle im Föderationsbezirk Zentrum sowie die sich abzeichnende Verzögerung des Druschs in Sibirien. Darüber hinaus wies Skurichin auf den Mangel an Erntetechnik hin. Der Ausfall veralteter Maschinen werde durch die Neuanschaffungen nicht ausgeglichen. Aus diesem Grund dauere die Ernte im Schnitt 30 Tage, während das Ideal bei zehn Tagen liege. Das habe den Verlust von 1 % des Ertrags zur Folge.
Weitere Verluste entstünden durch den Mangel an Trocknungsanlagen. Skurichin appellierte an das Landwirtschaftsministerium, die seit Oktober 2012 andauernden Verkäufe von Getreide aus dem nationalen Interventionsfonds zu beenden und Interventionsankäufe aus der aktuellen Ernte zu starten. Er wies darauf hin, dass vom Ressort eine Mindestpreisgrenze für Nahrungsweizen mittlerer Qualität von 6 550 Rbl/t (153 Euro) im europäischen Teil des Landes und von 6 250 Rbl/t (146 Euro) in den östlicheren Regionen festgelegt worden sei, bei deren Unterschreitung mit der Intervention begonnen werden sollte. In manchen Regionen sei dieses Niveau bereits erreicht. (AgE/ab)