Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

News

Strom aus Biomasse: Wo sich Investitionen jetzt noch lohnen

Die DLG als Veranstalterin der EnergyDecentral sprach im Vorfeld der Messe mit Dr. Claudius da Costa, Geschäftsführer des Fachverbands Biogas, über aktuelle Herausforderungen der Biogasbranche.

Lesezeit: 5 Minuten

Land- und Energiewirte stehen gegenwärtig vor enormen Herausforderungen. Sie müssen nicht nur Strom und Wärme bedarfsgerecht an den Märkten anbieten, sondern sich auch für die Zeit nach der EEG-Förderungrüsten. Besonders hoch ist der Handlungsdruck bei Biogasanlagen, die Gülle einsetzen, sowie bei Anlagen, die auf eine bedarfsgerechte Energieerzeugung umgerüstet werden sollen.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Besucher können sich auf der diesjährigen EnergyDecentral informieren, wann sich der Neubau oder Weiterbetrieb einer Biogasanlage lohnt. Die internationale Messe für innovative Energieversorgung findet vom 13. bis zum 16. November gemeinsam mit der EuroTier in Hannover statt. Im Vorfeld der Messe sprach die DLG mit Dr. Claudius da Costa vom Fachverband Biogas.

 

Über das EEG geförderte Bestandsanlagen erreichen langsam das Ende ihrer Laufzeit. Aktuell werden kaum noch neue Anlagen errichtet. Was raten Sie Landwirten, die jetzt einsteigen wollen?

Dr. Claudius da Costa Gomez: Derzeit lohnt sich der Neubau von Biogasanlagen insbesondere im Bereich der Güllekleinanlagen. Landwirte, die entweder selbst genügend Gülle für eine 75 Kilowatt-Anlage besitzen oder in der nahen Umgebung weitere Güllelieferanten haben, können sich mit einer solchen Anlage eine zusätzliche Einnahmequelle schaffen.

 

Wie sieht die Zukunft für Großanlagen im Bioenergiebereich aus?

da Costa Gomez: Für andere Anlagenkonzepte muss man am Standort die Voraussetzungen prüfen und kann je nach Anfall von Einsatzstoffen sowie Absatzmöglichkeiten für Strom, Wärme oder Biomethan als Kraftstoff individuelle Konzepte entwickeln. Insgesamt sind die Rahmenbedingungen durch Genehmigungsauflagen und die geringere EEG-Förderung eher schwieriger geworden.

 

Womit Sie ein wichtiges Stichwort liefern, denn bis zum 3. September können sich Betreiber von Biogasanlagen wieder um eine Anschlussförderung bewerben. Wie lautet Ihr Fazit zur ersten Ausschreibungsrunde aus dem vergangenen Jahr?

da Costa Gomez: An der ersten Runde haben sich etwa 30 Anlagen beteiligt. Das hatte sicherlich verschiedene Gründe. Es zeigt aber auf jeden Fall, dass die Bedingungen nicht optimal sind – hier muss nachgebessert werden!

 

Den Zuschlag erteilte die Regulierungsbehörde für 24 Gebote mit einem Volumen von rund 28 Megawatt, bei einem Ausschreibungsvolumen von mehr als 122 Megawatt…

da Costa Gomez: Insbesondere die Vergütungshöhe, die Betreiber maximal bieten dürfen, ist zu niedrig und sollte erhöht werden. Wir arbeiten daran, die Bedingungen zu verbessern, damit möglichst viele der Bestandsanlagenbetreiber mit dem Ausschreibungssystem zu Recht kommen werden.

 

Sollen Landwirte noch einmal in ihre Anlage investieren, um diese für die Ausschreibung zu rüsten? Oder gibt es andere Möglichkeiten, zu reagieren?

da Costa Gomez: Wer eine gut laufende Biogasanlage hat, sollte auf jeden Fall überlegen, ob sich eine Beteiligung an der Ausschreibung und damit eine Verlängerung der EEG Vergütung um weitere zehn Jahre lohnt. Der Betreiber sollte zudem prüfen, ob er zusätzliche Einnahmequellen durch Flexibilisierung, Wärmeverkauf oder die Errichtung einer Tankstelle generieren kann und dann schon jetzt investieren, um seine Anlage zukunftssicher zu machen.

 

Ist es sinnvoll, eine bestehende Anlage in eine Güllekleinanlage umzuwandeln?

da Costa Gomez: Ob und wann sich eine Anlage allein zur Selbstversorgung lohnt, ist schwer zu sagen. Es kommt sehr auf die genauen Bedingungen vor Ort an. Allerdings hat der Gesetzgeber der Eigenversorgung, aber auch der Versorgung von zum Beispiel Nachbarn, Stöcke zwischen die Beine geworfen: Bei solchen Konzepten muss auf den selbst verbrauchten Strom nun ganz oder anteilig die EEG-Umlage gezahlt werden – das wollen wir zwar ändern, muss aber derzeit noch in den Überlegungen berücksichtigt werden.

 

Sechs Jahre ist die Flexibilitätsprämie alt. Mit dem EEG 2014 wurde ein Deckel von 1.350 Megawatt verankert. Ist der Zubau von zusätzlicher BHKW-Leistung noch sinnvoll?

da Costa Gomez: Die Aufgabe von Biogasanlagen im zukünftigen Energiesystem muss es sein, Strom dann zu erzeugen, wenn er gebraucht wird, um die schwankende Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie auszugleichen. Insofern muss die Flexibilisierung des Anlagenparks weitergehen, schon alleine deshalb, weil nur flexibilisierte Anlagen nach dem Ausschreibungsverfahren in einen zweiten Vergütungszeitraum wechseln dürfen.

 

Was sollten Landwirte, die über die Flexibilisierung nachdenken oder sie konkret planen, beachten?

da Costa Gomez: Der Flexdeckel ist heute in etwa zur Hälfte ausgeschöpft. Wenn die Flexibilisierung des Anlagenbestands im jetzigen Tempo voran schreitet, ist der Deckel Mitte oder Ende 2019 vollständig erreicht. Anlagenbetreiber, die jetzt flexibilisieren möchten, riskieren, dass sie Investitionen in Millionenhöhe tätigen, aber nicht refinanzieren können, da sie möglicherweise keine Prämie erhalten.

 

Viel Zeit bleibt da nicht…

da Costa Gomez: Das Problem könnte man am besten dadurch lösen, dass man den Flexdeckel abschafft oder erhöht. Zumindest aber sollte wieder Investitionssicherheit geschaffen werden. Im letzten Entwurf des EEG/KWKG-Änderungsgesetzes, das zwischen den Regierungsfraktionen im Frühling ohne Einigung verhandelt wurde, war dazu eine Regelung enthalten. Wir sind zuversichtlich, dass die Bundesregierung das Thema nach der Sommerpause wieder aufgreift und die bereits vorgesehene Regelung für Investitionsschutz bei der Flexibilisierung auch beschließt.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.