Aufgrund lebensmittelhygienischer Bedenken nach Salmonellenfunden entzieht die Europäische Union insgesamt 20 brasilianischen Fleischverarbeitern überwiegend aus dem Geflügelbereich den Zugang zum Binnenmarkt. Darauf haben sich die Mitgliedstaaten geeinigt. Die Maßnahme soll 15 Tage nach der Veröffentlichung des Beschlusses im Amtsblatt in Kraft treten.
Brasilien reagierte empört auf den Beschluss, der nach Einschätzung von Landwirtschaftsminister Blairo Maggi die heimische Fleischbranche hart treffen wird. Der Ressortchef sprach von einem „Handelskrieg“ mit der EU und kündigte den Gang vor die Welthandelsorganisation (WTO) an.
Brüssel schiebe hygienische Bedenken nur vor, um brasilianische Fleischverarbeiter aus dem EU-Markt heraus zu drängen. Gleichzeitig versuchte das Landwirtschaftsministerium, das von der EU angeführte Salmonellen-Problem klein zu reden. Obwohl die EU inzwischen alle Geflügelfleischimporte aus Brasilien auf Salmonellen prüfe, sei der Anteil belasteter Ware konstant bei 20 % geblieben. Hinzu komme, dass Geflügelfleisch ohnehin nicht roh verzehrt werde. Bei üblicher Zubereitung auch belasteter Ware bestehe keine Gefahr für die menschliche Gesundheit.
Spätestens seit dem vor rund einem Jahr aufgedeckten Skandal um verdorbenes und gestrecktes Fleisch in Brasilien ist vor allem die dortige Geflügelfleischbranche aufgrund hygienischer Bedenken im Visier der EU. Anfang März hatte die Kommission laut darüber nachgedacht, einzelnen Fleischverarbeitungsbetrieben unter anderem von BRF Brasil den Zugang zum Binnenmarkt zu verwehren. Ein Woche später sperrte dann die Regierung in Brasília selbst insgesamt zehn heimische Geflügelfleischverarbeiter für die Lieferung in die EU. Als Grund wurden Untersuchungen zur Lebensmittelhygiene in den Betrieben angeführt.
Diese Sperrung wurde in der vergangenen Woche, einen Tag vor dem Beschluss in Brüssel, größtenteils wieder aufgehoben. Die EU ist bei weitem nicht der wichtigste Handelspartner für brasilianische Geflügelfleischexporteure, die ihre Waren überwiegend in den Nahen Osten und nach Asien liefern und sich auch im Skandaljahr 2017 über einen mengenmäßig konstanten Absatz von 6,72 Mio t freuen konnten. Davon gingen laut Angaben der Brüsseler Kommission rund 401 000 t in die EU; das entsprach etwa der Hälfte des gesamten EU-Geflügelfleischimports.