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Der Automat läuft nicht von allein

Verkaufsautomaten für Eier, Milch und andere Hoferzeugnisse boomen. Wann sich die Anschaffung lohnt, und was Sie vor und beim Betrieb beachten müssen, zeigen wir am Beispiel eines Eierautomaten. Landwirt Jürgen Mayer überlegt schon länger, einen mobilen Hühnerstall anzuschaffen.

Lesezeit: 5 Minuten

Verkaufsautomaten für Eier, Milch und andere Hoferzeugnisse boomen. Wann sich die Anschaffung lohnt, und was Sie vor und beim Betrieb beachten müssen, zeigen wir am Beispiel eines Eierautomaten. Ein Ratgeber von Christian Brüggemann aus der top agrar 4/2018:


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Landwirt Jürgen Mayer überlegt schon länger, einen mobilen Hühnerstall anzuschaffen. Die Eier möchte er über einen Verkaufsautomaten absetzen. Seine Hofeinfahrt liegt an einer viel befahrenen Straße – ein guter Standort, glaubt er. So oder so ähnlich denken viele Landwirte. Doch wo und wann rechnet sich so ein Automat?


Deutschland verpflegt sich zunehmend aus Automaten. Auch immer mehr Direktvermarkter schaffen die automatischen Verkäufer an. In den modernen Automaten der neuesten Generation lässt sich das gesamte Sortiment der Hofläden vermarkten. Und viele Kunden sind von der Automatenidee begeistert: 24 Stunden täglich geöffnet, gute Erreichbarkeit, einfache Bezahlung, eine gewisse Anonymität beim Einkauf sind nur einige der Vorzüge. Auch für die Direktvermarkter liegen die Vorteile auf der Hand:

  • Verkauf zu jeder Tageszeit,
  • flexibler Standort,
  • günstiger als Investition in Hofladen,
  • leicht ausbaufähig, veränderbar,
  • keine Fremd-Ak notwendig.
Bis die ersten Eier, Schnitzel oder Äpfel aus dem Automaten verkauft werden können, sind aber einige Planungs- und Rechenschritte notwendig.


Der Standort muss passen!


Wichtigster Erfolgsfaktor für die Investition in einen Verkaufsautomaten ist der Standort! Dieser muss „Auto-orientiert“ gewählt und angelegt werden, da die meisten Kunden per Pkw kommen, seltener per Rad oder zu Fuß. Eine ausreichende Anzahl Parkplätze in unmittelbarer Nähe des Automaten ist daher „Pflicht“.


Für einen bequemen Einkauf müssen der Weg und das Umfeld sauber, rutschfest, eben und ohne Stolperkanten sein. Überdachen Sie den Automaten, nicht nur zum Schutz des Gerätes, sondern auch, um den Einkauf wetterunabhängig zu machen. Wer studiert schon gerne das Warenangebot im Regen? Und wenn die Sonne blendet, ist hinter der Scheibe nichts mehr vom Angebot zu erkennen.


Nicht wenige Kunden wollen sich auch beim Lebensmitteleinkauf ungestört und unbeobachtet fühlen. Für einen ausreichenden Warenumsatz ist im Umfeld des Standortes ein Kundenpotenzial von ca. 5000 erreichbaren Personen nötig.


Genau rechnen!


Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat eine Modellrechnung für einen Verkaufsautomaten in der Stadt Borken erstellt. Dort gibt es knapp 20000 Haushalte, von denen 3% direkt beim Landwirt kaufen, also knapp 600 Familien. 300 davon werden als potenzielle Abnehmer eingeschätzt, die jeweils 475 Eier pro Jahr verbrauchen. Bei drei Mitbewerbern könnte ein Landwirt rund 46000 Eier vermarkten, sprich etwa 160 Hühner halten.


Bei der geplanten Vermarktung über den Automaten würden die Investitionskosten insgesamt etwa 20000 € betragen. Neben dem eigentlichen Automaten schlagen die Überdachung (meist ein Holzgartenhaus), Strom- und Datenanschluss, Fundament- und Pflasterarbeiten zu Buche.


Auch ein Automat läuft nicht von allein: Die Berechnungen zeigen, dass für einen Eierautomat etwa eine Stunde Arbeit pro Tag nötig ist für Bestückung, Kasse, Reinigung, Werbung, Warenbeschaffung usw. Bei einem breiteren Angebot steigt der Aufwand für die Warenwirtschaft entsprechend an, sodass schnell deutlich mehr als eine Stunde pro Tag anfallen.


Die Rentabilitätsrechnung für den Eierautomaten (siehe Übersicht) zeigt denn auch: Der Landwirt muss mindestens 200 Eier pro Tag per Automat verkaufen, um auf eine angemessene Arbeitszeitentlohnung zu kommen. Erst ab 120 verkauften Eiern wird der Stundenlohn überhaupt positiv, bei 200 Stück kommt er auf rund 10 €/Stunde. Gut 16 € je Stunde verdient er, wenn der Absatz auf 250 Eier steigt.


Hinzu kommt: Der Einkaufsbetrag bei schmalem Angebot übersteigt selten die Marke von 10 €. Erhebungen zeigen aber, dass Kunden auch bei Automatengeschäften bereit sind, mehr Geld auszugeben. Der Umsatz je Einkauf lässt sich mit einem breiteren Angebot typischer Hoferzeugnisse, z.B. Fleischwaren, Milchprodukte, Obst, Gemüse usw. erhöhen. Die Spiral- und Lift-Automaten der neuesten Generation kann man relativ einfach auf andere Erzeugnisse umbauen bzw. erweitern.


Erst ab 200 verkauften Eiern pro Tag rechnet sich der Automat.


Weitere Infos und Kalkulationen finden Sie im Ratgeber „Innovative Absatzwege über den Automatenverkauf“. Diesen können Sie bei der Landwirtschaftskammer NRW für 35 € bestellen.


Checkliste für Bau und Betrieb eines Automaten


Bevor Sie einen Verkaufsautomaten aufstellen, müssen Sie einige Punkte beachten. Die wichtigsten haben wir in einer Checkliste zusammengefasst:

  • Baugenehmigung: Für einen Verkaufsautomaten brauchen Sie eine Baugenehmigung. Das gilt übrigens auch für Werbeschilder und Ausschilderung.
  • Hygiene: Wer Lebensmittel in Verkehr bringt, muss den Betrieb dem zuständigen Gesundheits-, Veterinär- oder Lebensmittelüberwachungsamt melden.

    Der Automat muss regelmäßig gereinigt werden. Die Innentemperatur ist regelmäßig zu kontrollieren und wie die Reinigung zu dokumentieren.


  • Umsatzsteuer: Vorsicht bei breiter Produktpalette: Unterschiedliche Steuersätze gelten z.B. für landwirtschaftliche Urprodukte (7%), Frucht- und Gemüsesäfte (19%). Keine Begünstigung gibt es auch für alkoholische Milchmischgetränke.
  • Kassenführung: Eine Einzelaufzeichnung der Bareinnahmen ist nicht nötig, wohl aber ein täglicher Kassensturz. Dieser lässt sich mit einem Kassenbuch über Einnahmen und Ausgaben nachweisen.
  • Kennzeichnungen: Am Automaten müssen Firmenname und Anschrift angegeben sein, egal wo das Gerät steht. Eine Telefonnummer ist zwar keine Pflicht, hilft den Kunden aber bei der Kontaktaufnahme. Auf Eierpackungen muss das Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben sein. Vorverpackte Lebensmittel müssen entsprechend der Lebensmittelinformationsverordnung gekennzeichnet sein und Angaben über Zutaten, Allergene, Menge, Mindesthaltbarkeit, Nährwertgehalte, Ursprung, Hersteller und

    Zubereitungsanleitung tragen. Das Etikett muss automatengeeignet sein (feste Ecken, wasserfest).
  • Sicherheit: Mechanische Aufbruchssicherungen haben sich bewährt. Automaten fest im Boden verankern! Kameras schrecken ab, dürfen aber nur den unmittelbaren Bereich des Automaten erfassen.
  • Versicherungen: Wenn der Automat zum Hofgrundstück gehört, kann die Betriebshaftpflicht einen Schaden versichern, sonst Angebote günstiger Haus- oder Grundbesitzerhaftpflichtversicherungen einholen.
  • Spezialfall Rohmilch: Der Zapfautomat muss im Milcherzeugungsbetrieb stehen, nur hofeigene Milch (max. 1 Tag alt) darf abgegeben werden. Neben dem Automaten muss es ein Waschbecken mit Trinkwasseranschluss geben. Der Rohmilchverkauf muss der zuständigen Behörde angezeigt und der Hinweis „Rohmilch vor dem Verzehr abkochen!“ am Automaten angebracht werden. Milchzapfautomaten müssen geeicht sein.

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