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Die Landtechnik hebt ab: Drohnen im Pflanzenschutzeinsatz

Über unseren Köpfen startet gerade eine technologische Revolution. Drohnen beflügeln die Fantasie von Landwirten und Herstellern. Wolfgang Rudolph zeigt Ihnen die Trends in der Land- und Forstwirtschaft. Ein Beitrag aus der top agrar Österreich 7/2017

Lesezeit: 6 Minuten

Über unseren Köpfen startet gerade eine technologische Revolution. Drohnen beflügeln die Fantasie von Landwirten und Herstellern. Wolfgang Rudolph zeigt Ihnen die Trends in der Land- und Forstwirtschaft. Ein Beitrag aus der top agrar Österreich 7/2017:

 

Ob bei der Bekämpfung des Maiszünslers oder des Borkenkäfers im Wald: Drohnen erobern immer mehr Bereiche der Land- und Forstwirtschaft. Die professionellen Drohnen unterscheiden sich vom Hobbybereich durch eine höhere Nutzlast. Für die speziellen Aufgaben gibt es unterschiedliche Drohnen-Typen:

  • Die Multicopter, deren meist vier, sechs oder acht Propeller eine exakte Navigation ermöglichen. Allerdings verbrauchen sie sehr viel Energie.
  • Starrflügler, die mit ihren Tragflächen längere Wegstrecken im Schwebeflug zurücklegen können, aber eine Startund Landebahn benötigen.
  • Eine speziell entwickelte Hybridform aus Segler und Copter für die Landwirtschaft. Das Besondere an der Agrardrohne sind die kippbaren Tragflächen. Dadurch kann das Gerät wie ein Hubschrauber abheben und landen. Bei Bedarf kann die Drohne sogar einige Zeit über einem bestimmten Gebiet verharren. Ansonsten geht es durch Kippen der Tragflächen in den Schwebeflug über. Der Flugzeugmodus ist wesentlich energieeffizienter. Dadurch lassen sich längere Strecken zurücklegen.
Umfangreiche Ausstattung

 

Wie und womit werden die Drohnen ausgestattet? Neben Foto- und Videokameras für Digitalaufnahmen kommen Multispektral- und Wärmebildkameras zum Einsatz. Multispektralkameras erkennen, ob eine Pflanze gesund ist oder nicht. Vitale Pflanzen haben eine aktivere Photosynthese. Darum reflektieren sie weniger sichtbares Licht, aber mehr im Infrarotbereich. Dadurch kann der Vegetationsindex (NDVI) einer Kultur berechnet werden.

 

Aufnahmen mit Wärmebildkameras erkennen wiederum, wie gut eine Pflanze mit Wasser versorgt ist. Gut versorgte Bestände erscheinen am Bild in „kühleren“ Farben, da sie mehr Wasser verdunsten. Durch die Verdunstungskälte sinkt die Lufttemperatur in ihrem Umfeld und wird so für das menschliche Auge sichtbar.

 

Borkenkäfer früh erkennen!

 

Eine Stärke der Drohne liegt zweifellos in ihrer Fähigkeit, schwer zugängliche und unübersichtliche Geländebereiche aus der Luft zu erfassen. Das Start-up-Unternehmen Festmeter aus Leoben in der Steiermark nutzt diese Eigenschaft, um gefährdete Bäume bereits im sogenannten „grünen“ Befallstadium zu identifizieren. „So könnten die Stämme noch vor der Rotstreifigkeit des Holzes geschlagen werden. Damit bleibt der Wert vollständig erhalten. Zugleich wird eine Ausbreitung des Borkenkäfers wirksam verhindert“, nennt Bernd Cresnar von Festmeter als Vorteil.

 

Die Firma setzt Drohnen mit Multispektralkameras ein. Die Copter überfliegen die ausgewählten Reviere nach einer vorher einprogrammierten Flugroute auf der Grundlage von GPS-Daten. Je nach Wetterlage und Gelände lassen sich mit einer Akkuladung bei einer Flugzeit von 20 bis 25 Minuten etwa 50 ha Waldfläche erfassen, so Cresnar. Die Auswertung der Einzelaufnahmen erfolgt mit dem von der Firma Festmeter entwickelten Programm „Waldfee“.

 

Damit können nach Aussage des Unternehmens vom Borkenkäfer befallene Bäume vier Wochen vor einer sichtbaren Nadelverfärbung erkannt und zum Auffinden in einer Karte verzeichnet werden. Dieser Service kostet aktuell 20 € pro ha inkl. Flug (Stand Mai 2017).

 

Maiszünsler bekämpfen

 

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Ein altbewährter Feind des Zünslers ist die Schlupfwespe. Durch den Drohneneinsatz wird diese Methode revolutioniert. Dabei überfliegt die Drohne den Maisbestand und wirft gezielt Trichogramma- Kugeln ab. Die winzigen Hautflügler parasitieren die Eier des Schädlings. Statt des Zünslers wächst eine neue Generation von Nützlingen heran.

 

Je nach Region muss von Mitte Juni bis Mitte Juli die Ausbringung erfolgen. Nach ca. 10 bis 14 Tagen soll eine zweite Gabe getätigt werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen, so das Lagerhaus. Dieser Service kann vor Ort im Lagerhaus gebucht werden. Der Flug kostet bis 5 ha 24 €/ha und ab 6 ha 22 €/ha. Dazu kommen noch 37 €/ha für die Trichogramma-Kugeln, so Michael Glösmann von der RWA.

 

Schadscan mit Weitblick

 

Pflanzenbestände sind Wind und Wetter ausgesetzt und können durch Wildtiere oder Schädlinge in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Fall des Falles ist es wichtig, den Umfang der Schäden quantitativ und qualitativ möglichst exakt zu bewerten.

 

Ein Gutachter braucht dafür meistens sehr viel Zeit und nimmt zum Teil nur Stichproben. Mit Drohnen kann der Schaden schneller und genauer erfasst werden und je nach Ausmaß von der Versicherung dementsprechend entschädigt werden.

 

Retter der Rehkitze

 

Jedes Jahr kommen tausende Rehkitze während der ersten Mahd in die Mähwerke und verenden qualvoll. Die Jungtiere fliehen nicht vor den Maschinen. Sie ducken sich instinktiv ins Gras. Zur Rettung der Kitze überfliegt der Multicopter, bestückt mit einer Wärmebildkamera, die Fläche in etwa 30 m Höhe. Das erleichtert das Auffinden der Tiere erheblich.

 

Was bringt uns die Zukunft?

 

Experten sagen der zivilen Drohnentechnologie in nächster Zeit einen steilen Aufstieg in der Land- und Forstwirtschaft voraus. Dabei zeichnen sich drei Entwicklungsrichtungen ab:

 

  • Zum einen sind Drohnen bald in der Lage, ihre Aufgaben eigenständig zu erledigen. Das heißt, sie fliegen zu einem vorgegebenen Standort, checken dort den Bestand und übermitteln die aufbereiteten Ergebnisse an den Landwirt.
  • Eine andere Vision ist eine „auch“ kabelgebundene Leitdrohne für Arbeitsmaschinen. Dabei könnte die Drohne den ganzen Arbeitstag ohne Pause eingesetzt werden. Für den Einsatz des so genannten Pod-Copters wird an der Arbeitsmaschine eine Trägermulde montiert und mit dem Bordstromnetz verbunden.



    Von dort startet das kabelgebundene Fluggerät auf Knopfdruck, nimmt eine vorgegebene Position ein und behält diese mit Hilfe einer optischen Lagesteuerung bei. Ist die Arbeit beendet, ordert der Fahrer den Pod-Copter zurück, der dann selbstständig landet, während sich das Kabel in der Trägermulde aufspult. Dadurch könnten Dünge- und Spritzmittel punktuell und bestens dosiert eingesetzt werden.



  • Eine dritte Entwicklungsrichtung ist eine leistungsfähige Drohne als Arbeitsmaschine. Bestückt mit einem Spritzgestänge, sollen Copter die Bestände behandeln. Pro Akkuladung können bis zu zwei ha gespritzt werden.

Darf ich Drohnen einsetzen?

 

Die rechtliche Lage zum Einsatz von Drohnen stellt sich momentan in Österreich (!) wie folgt dar: Keine Bewilligung benötigen Sie für Spielzeuge bis zu 250 g, die nicht höher als 30 Meter betrieben werden. Dabei ist egal, ob Sie eine Kamera installiert haben oder nicht. Das Selbe gilt für Flugmodelle mit einem Gewicht bis 25 kg, die in einem Umkreis von weniger als 500 m ohne Kamera und nicht gewerblich eingesetzt werden.

 

Für alle anderen Drohnen benötigen Sie eine Bewilligung der Austria Control. Ob Sie eine Bewilligung erhalten bzw. welche Auflagen Sie beachten müssen, hängt im Wesentlichen davon ab, wie schwer die Drohnen sind und in welchem Bereich sie eingesetzt werden sollen.

 

Wenn Sie keine Bewilligung für den Betrieb haben, kann eine Anzeige erstattet werden – nicht nur von der Austria Control, sondern von jedem Bürger, der sich durch den Drohnenbetrieb gestört fühlt. Der Betrieb ohne Bewilligung kann mit bis zu 22 000 € bestraft werden.

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